Dortmund: Freisprüche im Fall des getöteten Mouhamed Dramé

Tod durch Polizeischüsse:Dortmund: Freisprüche im Fall Mouhamed Dramé

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Der 16-jährige Senegalese Mouhamed Dramé starb 2022 in Dortmund durch Schüsse von Polizisten. Vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung sprach das zuständige Gericht die Beamten frei.

Gedenkstätte für Mouhammed Lamine Dramé
Am 8. August 2022 starb Mouhamed Dramé bei einem Polizeieinsatz in Dortmund. Fünf Polizisten wurden dafür angeklagt. Jetzt ist das Urteil gefallen.12.12.2024 | 1:48 min
Im Prozess um die tödlichen Polizeischüsse auf einen 16-jährigen senegalesischen Flüchtling in Dortmund sind alle Angeklagten freigesprochen worden. Das Landgericht sah weder beim Schützen noch beim Einsatzleiter eine Straftat. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Eine Überprüfung durch den Bundesgerichtshof in Karlsruhe, die sogenannte Revision, ist auf Antrag möglich.
Damit folgte das Gericht zumindest zum Teil den Anträgen der Anklage. Nach der Beweisaufnahme hatte die Staatsanwaltschaft für vier von fünf Angeklagten Freisprüche gefordert: So habe etwa der Schütze - wenn auch irrtümlicherweise - geglaubt, sich in einer Notwehrlage zu befinden.

Staatsanwaltschaft forderte Bewährung

Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Plädoyer dem Einsatzleiter fahrlässige Tötung vorgeworfen und sich für eine Haftstrafe auf Bewährung ausgesprochen. Er habe zu Unrecht und zu unüberlegt den Einsatz von Pfefferspray angeordnet - und so den fatalen Lauf der Dinge erst in Gang gesetzt.
Die Polizisten hatten ihr Handeln vor Gericht stets verteidigt: Durch das Pfefferspray sollte der sich selbst gefährdende Jugendliche das Messer fallen lassen. Als er dies nicht getan habe, sondern augenscheinlich zum Angriff übergegangen sei, hätten sie sich verteidigen müssen.
Auf dem Bild sieht man ein Plakat von einer Familie die um Ihre Angehörigen trauert.
Fünf Beamte der Wache Nord mussten sich vor dem Dortmunder Landgericht verantworten. 19.12.2023 | 1:57 min

16-Jähriger durch Maschinenpistole getötet

Mouhamed Dramé, ein Jugendlicher aus dem Senegal, war am 8. August 2022 von fünf Schüssen aus einer Maschinenpistole der Polizei getötet worden. Er hatte im Innenhof einer Wohngruppe in einer Nische gelehnt und sich - vermutlich in Suizidabsicht - ein Messer an den Bauch gehalten.
Um ihn zu entwaffnen, hatte der Dienstgruppenleiter den Einsatz von Pfefferspray angeordnet. Daraufhin bewegte er sich mit dem Messer in der Hand auf die Beamten zu. Die Taser stoppten ihn nicht, direkt darauf schoss ein als Sicherungsschütze eingeteilter Beamter.

Prozess um getöteten Flüchtling
:Zeuge: Hätten "Bodycams einschalten sollen"

Fünf Polizisten müssen sich wegen der tödlichen Schüsse auf einen jugendlichen Flüchtling vor dem Landgericht Dortmund verantworten. Heute sagte ein beteiligter Beamter aus.
Heiko Rahms, Dortmund
Die Angeklagten verdecken ihre Gesichter am 06.03.2024 im Gerichtssaal in Dortmund
Quelle: AFP, dpa