Hüft- und Knieschmerzen:Hyaluron-Spritze ohne Nutzen, aber mit Risiko
Eine Spritze mit Hyaluronsäure und das Knie ist wie neu: Dies Versprechen sei nicht nur falsch, sondern berge Risiken, zeigt eine Auswertung. Patienten würden oft nicht aufgeklärt.
Bei Knieschmerzen gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten - Spritzen mit Hyaluronsäure können laut einer Auswertung riskant sein.
Quelle: Colourbox.deSpritzen mit Hyaluronsäure haben einer neuen Auswertung zufolge keinen Nutzen bei Knie- oder Hüftgelenksarthrose. Es gebe aber ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen, teilte der Medizinische Dienst Bund an diesem Dienstag als Ergebnis des sogenannten IGeL-Monitors mit.
"IGeL" ist die Abkürzung für individuelle Gesundheitsleistungen, für welche die gesetzliche Krankenversicherung nicht aufkommt. Jedes Jahr geben gesetzlich Versicherte laut dem Beratungs- und Begutachtungsdienst der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung mindestens 2,4 Milliarden Euro dafür aus.
Arthrose ist eine der weltweit häufigsten Gelenkerkrankungen. Wie kommt es zu dem Verschleiß, welche Symptome können auftreten und welche Behandlungsoptionen stehen zur Auswahl?
17.12.2024 | 5:01 minHyaluron-Spritzen: Kein Nutzen, möglicher Schaden
Das Spritzen von Hyaluronsäure-Präparaten in Knie- oder Hüftgelenk bewertete der Monitor nun als "negative" IGeL-Leistung. Sie "nützen nichts, sie können aber schaden", erklärte der Medizinische Dienst.
Das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors wertete nach eigenen Angaben 25 "methodisch überzeugende" Studien mit insgesamt 9.423 Patientinnen und Patienten zur Behandlung von Kniegelenksarthrose mit Hyaluron aus. Zum Thema Hüftarthrose wurden fünf Studien mit insgesamt 591 Patientinnen und Patienten einbezogen.
Hyaluronsäure-Spritzen kosten mehrere hundert Euro
Hyaluronsäure-Spritzen sollen bei Arthrose die Folgen des Abbaus von Gelenkknorpel mildern und die fehlende Gelenkflüssigkeit durch Hyaluronsäure ersetzen. Das Präparat wird dafür direkt in das Gelenk gespritzt, wie die Experten beschrieben. Je nach Mittel bleibe es entweder bei einer einmaligen Behandlung oder die Behandlung werde drei- bis fünfmal wiederholt.
Deutschland gilt bei vielen Operationen als Europameister: Allein etwa 500 künstliche Kniegelenke werden täglich eingesetzt. Doch jede OP birgt Risiken.
21.05.2024 | 29:45 minDiese Spritzen kosten pro Behandlungszyklus zwischen etwa 220 und 300 Euro. Je nach verwendetem Präparat können aber auch 500 Euro und mehr fällig werden.
Neben leichten Nebenwirkungen auch Herzbeschwerden möglich
Die Injektionen könnten leichte Nebenwirkungen haben wie Schwellungen, vorübergehende Schmerzen oder Erwärmungen des Gelenks, teilte der Medizinische Dienst mit. Es könne aber auch zu schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen wie Gelenkentzündungen und Herzbeschwerden kommen.
Bei Hyaluronsäure-Injektionen in das Hüftgelenk gebe es keinen Unterschied gegenüber einer Scheinbehandlung. Bei Arthrose-Beschwerden im Knie gebe es einen geringfügigen Unterschied zugunsten der Injektionen. Dieser sei aber so klein, dass er aus klinischer Sicht bedeutungslos sei.
Sitzen kann verschiedene Krankheiten verursachen: hoher Blutdruck, Übergewicht, Arthrose, Herzinfarkt. Hinzu kommen Krampfadern – sie sind die Folge vom Sitzen auf Stühlen.
15.03.2021 | 6:09 minKeine heilende Therapie, aber Schmerzlinderung
Arthrose ist in Deutschland weit verbreitet, eine heilende Therapie gibt es nicht. Schätzungsweise jede sechste Person zwischen 60 und 80 Jahren ist von einer Kniegelenks- und jeder Zehnte von einer Hüftgelenksarthrose betroffen. Mehrere Behandlungen, die die Schmerzen lindern und die Beweglichkeit verbessern sollen, werden von den Kassen übernommen - bis hin zu Gelenkersatz bei schwerer Arthrose.
Dass trotzdem häufig IGeL-Leistungen wie die Hyaluronspritzen angewendet würden, liege an mangelhafter Information der Patientinnen und Patienten in vielen Praxen, sagte der Vorsitzende des Medizinischen Dienstes Bund, Stefan Gronemeyer.
Uns besorgt, dass die Patientinnen und Patienten in den ärztlichen Praxen oftmals nicht über das Schadensrisiko aufgeklärt werden.
Stefan Gronemeyer, Medinischer Dienst Bund
"Die Praxen sollten verpflichtet werden, unabhängig erstellte wissenschaftsbasierte Bewertungen und Informationen regelhaft anzubieten", verlangte Gronemeyer. Darüber hinaus müssten die Betroffenen mehr Bedenkzeit bekommen.
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