Gemischte Bilanz im Gastgewerbe:Sparsame Kundschaft und steigende Kosten
Die Schulferien sind zu Ende, das Gastgewerbe zieht Bilanz: Wie lief das erste Halbjahr 2025? Ein Blick auf Mecklenburg-Vorpommern.
In Mecklenburg-Vorpommern verlief die Tourismussaison bisher gut. Doch die Gäste bleiben nicht mehr so lange und geben weniger aus.
15.09.2025 | 2:36 minNach den dramatischen Einbrüchen in der Corona-Krise ist die Branche im Nordosten im Aufholmodus. Im ersten Halbjahr 2025 wurden 13,2 Millionen Übernachtungen registriert, der insgesamt zweitbeste Wert seit 1990. Und wenn das zweite Halbjahr gut läuft, könnte der bisherige Rekord von 2019 - 13,6 Millionen Übernachtungen - sogar noch gerissen werden.
Buchungszahlen steigen, Umsätze sinken
Alles gut also im Gastgewerbe? Mitnichten. Nach der aktuellen Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA befürchten 29,7 Prozent der Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern, in diesem Jahr in die Verlustzone zu geraten. Lars Schwarz, Präsident der DEHOGA MV mahnt:
Wir haben so viele Betriebsschließungen zu verzeichnen wie noch nie zuvor.
Lars Schwarz, Präsident der DEHOGA MV
Es sei "sehr, sehr wichtig", dass "die sieben Prozent zum Januar kommen", so die Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands DEHOGA, Ingrid Hartges zum Thema Mehrwertsteuer.
02.09.2025 | 7:26 minDas Problem: Die Umsätze sinken und damit auch die Gewinne. Das Statistische Bundesamt meldete in seiner Halbjahresbilanz 2025 bundesweit einen realen Umsatzrückgang von 15,1 Prozent im Gastgewerbe und 17,4 Prozent in der Gastronomie im Vergleich zu 2019.
Die Ursache: Die Branche kann die gestiegen Kosten durch Lohnsteigerungen sowie höhere Ausgaben für Lebensmittel und Energie nur zum Teil auf die Preise schlagen.
Steigende Personalkosten und preissensible Kundschaft
Für den Rostocker Gastronom Carsten Loll ist das ein Dilemma. Seit 17 Jahren betreibt er im Stadthafen sein Restaurant "Carlo 614", dazu eine Kochschule und einen Catering-Service. Vor allem die gestiegenen Ausgaben für Personal belasten ihn. "Früher haben wir mit 30 Prozent Personalkosten kalkuliert, 30 Prozent für den Einkauf, 30 Prozent Nebenkosten, 10 Prozent waren der Gewinn, also die Traumvorstellung einer Kalkulation."
Wenn ich jetzt davon ausgehe, dass ich 40 Prozent Personalkosten habe, bin ich bei Null, heißt: wir als Unternehmen haben eine Nullrunde.
Carsten Loll, Restaurantbesitzer
Die Folge: Er musste seine Preise erhöhen und die Öffnungszeiten verkürzen. Die Gäste kommen zwar, aber sie verhalten sich zunehmend preissensibel. Bedeutet: Sie besuchen seltener die Restaurants und geben dann dort auch weniger aus.
Künstliche Intelligenz hält auch im Gastgewerbe Einzug. Die künftigen Trends und Weiterentwicklungen werden auf der Messe INORGA in Hamburg vorgestellt.
15.03.2025 | 1:29 minEntlastung durch reduzierte Mehrwertsteuer ab 2026?
Ein Trend, der nicht nur die Gastronomie trifft, sondern das gesamte Gastgewerbe. Auch Übernachtungsgäste verkürzen ihre Aufenthaltsdauer oder sparen bei der Hotelkategorie. Und das bekommen die Gastgeber zu spüren. Laut Hotelverband Deutschland (IHA) lag der durchschnittliche Zimmerertrag im ersten Halbjahr 2025 bundesweit 2,6 Prozent unter dem Vorjahreswert.
Die Umsatzsteuer auf Speisen in der Gastronomie soll laut Koalitionsvertrag 2026 auf 7% gesenkt werden. Können Besucher mit sinkenden Preisen rechnen? Eher nicht, recherchiert Malou Hoppe.
17.04.2025 | 2:22 minHoffnung setzt die Branche auf die gerade von der Bundesregierung beschlossene Senkung der Mehrwertsteuer auf Essen von 19 auf 7 Prozent ab 2026. Diesen reduzierten Satz gab es bereits in der Corona-Krise, er wurde später aber wieder zurückgenommen.
Ob im nächsten Jahr dann auch der Restaurantbesuch wieder günstiger wird? Verbände und Gastgeber sind sich einig: Wohl kaum.
Bernd Mosebach ist Leiter des ZDF-Landesstudios in Mecklenburg-Vorpommern.
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