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Anklage in den USA:Ecuador liefert berüchtigten Drogenboss aus
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Ecuador hat den Anführer der mächtigen kriminellen Bande Los Choneros an die USA ausgeliefert. Nach dessen Flucht aus dem Gefängnis 2024 war die Bandengewalt in Ecuador eskaliert.
Seit 2020 steht "Fito" an der Spitze der Los Choneros. Die Bande hat laut Anklageschrift unter anderem große Mengen Kokain in die USA geschmuggelt.
Quelle: epa
Der berüchtigte ecuadorianische Drogenboss José Adolfo Macías Villamar ist von Ecuador an die Vereinigten Staaten ausgeliefert worden. Der 45-Jährige wurde am Sonntag von Polizisten und Soldaten eskortiert, als er ein Hochsicherheitsgefängnis in der Hafenstadt Guayaquil verließ, um an die USA überstellt zu werden, wie die ecuadorianische Gefängnisbehörde Snai mitteilte.
Der unter dem Spitznamen "Fito" bekannte Bandenchef werde am Montag vor einem Gericht in Brooklyn erscheinen und "auf nicht schuldig" plädieren, sagte sein Anwalt Alexei Schacht der Nachrichtenagentur AP. Anschließend werde er in einem noch zu bestimmenden Gefängnis untergebracht.
Bande soll wichtige Drogenhandelsrouten kontrollieren
Macías Villamar war vergangenes Jahr aus einem Gefängnis in Guayaquil ausgebrochen, wo er eine 34-jährige Haftstrafe wegen Drogenhandels, organisiertem Verbrechen und Mordes verbüßte. Vor knapp einem Monat wurde er wieder gefasst.
Der einflussreiche Bandenchef war von der US-Staatsanwaltschaft in New York City in Abwesenheit wegen Drogen- und Waffendelikten angeklagt worden. Im Falle einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft.
Die Staatsanwaltschaft wirft Macías Villamars Bande Los Choneros vor, mit dem berüchtigten mexikanischen Sinaloa-Kartell zusammenzuarbeiten und wichtige Drogenhandelsrouten zwischen Südamerika und den USA zu kontrollieren. Zudem sei die Bande in den Waffenschmuggel aus den USA nach Ecuador verwickelt und gewaltsam gegen Strafverfolgungsbehörden, Politiker, Anwälte und Zivilisten vorgegangen, die sich ihr in den Weg stellten.
Notstand in Ecuador nach Eskalation der Bandengewalt
Nach Macías Villamars Flucht aus dem Gefängnis Anfang 2024 war die Bandengewalt in Ecuador eskaliert. Staatschef Daniel Noboa verhängte infolgedessen landesweit einen mehrmonatigen Notstand. Die Banden schlugen zurück und zündeten Autobomben, entführten Polizisten und ermordeten mehrere Menschen.
Für Aufsehen sorgte zudem der Überfall auf ein Fernsehstudio: Schwerbewaffnete maskierte Männer stürmten Anfang Januar während einer Live-Sendung ein Studio des staatlichen Fernsehsenders TC in Guayaquil. Sie nahmen dabei kurzzeitig mehrere Journalisten und andere Mitarbeiter als Geiseln.
Drogenhandel befeuert Gewaltkriminalität
Ecuador liegt zwischen Kolumbien und Peru, den beiden größten Kokainproduzenten der Welt, galt aber lange als vergleichsweise friedlich und stabil. In den vergangenen Jahren wurde das Land dann selbst zu einer Drehscheibe für den internationalen Drogenhandel.
Seitdem hat auch die Gewaltkriminalität massiv zugenommen. Vor allem in Ecuadors Gefängnissen kommt es immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Banden.
Quelle: AP, AFP
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