Dinosaurier-Erben:Überleben Vögel sogar den Menschen?
von Andreas Singler
Vögel verlieren zunehmend ihren Lebensraum. Doch sie könnten den Menschen überdauern: Als Dinos auf zwei Beinen traten sie vor Millionen Jahren einen evolutionären Triumphzug an.
Vor 66 Millionen Jahren endete das Zeitalter der Dinosaurier. Dank ihrer Anpassungsfähigkeit überlebten die Vögel und entwickelten eine große Artenvielfalt.
09.10.2025 | 43:26 minEinfach nur Flügel zu haben oder hohle Knochen - das reicht nicht aus zum Fliegen. Für Vögel war es ein langer Weg, bis sie sich vom Boden erheben und in die Lüfte aufschwingen konnten. Er begann vor rund 150 Millionen Jahren mit den Dinosauriern.
Gehirn bei Vögeln essenziell fortentwickelt
Eine essenzielle Rolle bei der Evolution von Vögeln spielt das Gehirn. Vogelgehirne seien im Vergleich mit denen von Dinosauriern fortgeschrittener, erklärt Paläontologe Stig Walsh von der Universität Edinburgh in der ZDFinfo-Dokumentation "Die Erben der Dinos - Herrscher der Lüfte". "Aber bereits die Gehirne zweibeiniger Dinosaurier haben sich zunehmend in Richtung der Gehirne heutiger Vögel entwickelt. Die Entwicklung verläuft fließend - vom Gehirn eines T-Rex' zum Urvogel-Hirn", so Walsh.
Das Gehirn von Urvögeln wie Archaeopteryx unterschied sich also bereits von Dinosauriern wie dem Tyrannosaurus rex. Doch die Evolution ging weiter: Urvögel entwickelten sich über Millionen Jahre zu den heutigen Vögeln, deren Gehirne eine erstaunliche Leistung vollbringen. "Ihr Gehirn weist eine hohe Konzentration von Nervenzellen auf", erklärt die Paläontologin Nicola Clayton. Die Dichte dieser Nervenzellen ist bei modernen Vögeln bis zu viermal höher als bei Säugetieren.
Abdruck des rund 153 Millionen Jahre alten Urvogels Archaeopteryx (Archiv)
Quelle: dpaDadurch passt eine große Anzahl von Neuronen in einen kleinen Raum. Das hält das Gewicht niedrig - wesentlich fürs Fliegen.
Nicola Clayton, Professorin für Vergleichende Kognitionswissenschaft Universität Cambridge
Vor allem größere Vogelarten starben aus
Nicht nur die Dinos starben durch den Asteroideneinschlag vor 66 Millionen Jahren aus. Auch die später von der Evolution so begünstigten Vögel waren von jenem Massenaussterben betroffen. Durch die sterbenden Wälder und das Verschwinden der zur Nahrung geeigneten Pflanzen gingen besonders den großen Vögeln die Lebensgrundlagen verloren.
Ein Asteroid schlägt vor 66 Millionen Jahren auf der Erde ein - rund drei Viertel aller Tier- und Pflanzenarten sterben in kurzer Zeit aus.
15.12.2024 | 43:30 min
Rund drei Viertel aller Lebewesen auf der Erde fielen dem Asteroideneinschlag und dessen Folgen zum Opfer. Ermöglicht wurde allerdings auch neues Leben - und neue Spielräume für bisherige Außenseiter.
Eine Welt unbegrenzter Möglichkeiten - offene Grenzen! Jetzt diversifizieren sich die Vögel - und zwar wie verrückt!
Stephen Brusatte, Paläontologe Universität Edinburgh
Das Comeback der Vögel - als Triumph der Kleineren
Es waren die kleineren Vögel, die von den fundamentalen Umwälzungen auf der Erde profitierten. Besonders erfolgreich ist die Familie der Sperlingsvögel, die fast alle Ökosysteme für sich nutzt.
Sie erwiesen sich als überaus anpassungsfähig, einfallsreich und schlau. Außergewöhnlich intelligent auch die Rabenvögel - ihr Gehirn ist im Vergleich zur Körpergröße besonders groß. Das Verhältnis entspricht dem von Menschenaffen.
Raben haben die Menschheit quer durch die Geschichte fasziniert, um die eleganten schwarzen Vögel ranken sich viele Geschichten und Mythen.
18.08.2025 | 13:40 minAnpassungsfähige Vögel - kann der Mensch da mithalten?
Die Vögel haben sich als so flexibel und evolutionär erfolgreich erwiesen, dass die Frage sich aufdrängt: Kann der Mensch, wenn wieder einmal eine große Katastrophe die Erde trifft, da noch mithalten? Werden die Vögel ihn überleben? Dafür spräche einiges.
Vögel sind heute enorm erfolgreich. Es gibt doppelt so viele Vogel- wie Säugetierarten.
Stephen Brusatte, Paläontologe Universität Edinburgh
Eine andere Frage ist allerdings, ob der Mensch der Erfolgsgeschichte der Vögel nicht vor ihrer Zeit ein Ende bereitet. Ein Beispiel dafür: der Dodo. Bis zur Kolonisierung durch die Europäer Ende des 16. Jahrhunderts lebte der flugunfähige Vogel auf Mauritius - nur ein Jahrhundert später war er ausgelöscht.
... der auch Dronte genannt wird, war ein flugunfähiger Taubenvogel, der im Indischen Ozean auf Mauritius lebte. 1598 berichteten Seefahrer erstmalig von dem truthahngroßen Vogel; 100 Jahre später war er bereits ausgestorben. Heute steht er ikonisch für von Menschen ausgerottete Tierarten.
Seefahrer steuerten auf der Ostindienroute die Insel an und nahmen die Vögel als Proviant mit auf lange Seefahrten. Hauptgründe für das Aussterben des Dodos waren neben der Bejagung eingeschleppte Ratten und ausgewilderte Haustiere, die die Gelege der bodenbrütenden Vögel zerstörten.
Quelle: Senckenberg Museum Frankfurt am Main
Vom Aussterben bedroht - fast jede zweite Vogelart
Man könnte das Verschwinden des Dodos als bedauerliches Einzelschicksal abtun. Doch das wäre zu kurz gegriffen. Seit den 1980er Jahren sind in Europa 600 Millionen Vögel verschwunden - und ständig werden es mehr. In Deutschland ist fast jede zweite Vogelart vom Aussterben bedroht.
"Die Menschheit ist weiterhin auf der ganzen Welt für das Aussterben von Vögeln und anderen Lebewesen verantwortlich", sagt der Paläontologe Daniel Field von der Universität Cambridge. "Der Schutz gefährdeter Lebensräume muss im 21. Jahrhundert eine unserer größten Prioritäten sein."
Sehen Sie die ZDFinfo-Dokumentation "Die Erben der Dinos - Herrscher der Lüfte" am 17. Oktober ab 20.15 Uhr im ZDF und alle Folgen der Dokureihe jederzeit im ZDF-Streaming-Portal.
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