Internationale Studie:Wie tiefes Seufzen die Lunge entlastet
Seufzen kann befreiend wirken - und das im wahrsten Sinne: Tiefe Atemzüge machen die Lunge flexibler und helfen so langfristig, leichter Luft zu holen. Wie das genau funktioniert.
Tiefes Atmen und Seufzen tut der Seele gut - und auch der Lunge. (Symbolbild)
Quelle: ImagoSeufzen kann einer internationalen Studie zufolge die Lungenfunktion erleichtern. Das damit verbundene tiefe Durchatmen spiele eine entscheidende Rolle, um die Formbarkeit der Lunge wiederherzustellen, schreiben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter Federführung der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) in der Fachzeitschrift "Science Advances".
Grundsätzlich dehnt sich die Lunge beim Einatmen aus, beim Ausatmen zieht sie sich zusammen. Bei dieser Bewegung leisten das Gewebe und die Oberfläche des Organs einen Widerstand. Diesen Widerstand verringert die Flüssigkeit auf der Lungenoberfläche - und zwar, wie die Studie zeigt, insbesondere nach tiefen Atemzügen.
Die Flüssigkeit benetzt die ganze Oberfläche, die Lunge wird dadurch verformbarer - oder um es mit einem technischen Ausdruck zu sagen - nachgiebiger.
Jan Vermant, Studienleiter der ETH
Wie bleibt die Lunge, das lebenswichtige Atmungsorgan, gesund? Tipps vom Pneumologen.
13.01.2025 | 5:18 minForscher untersuchten, wie sich Lungenflüssigkeit verhält
Im Labor prüften die Forschenden, wie sich die Lungenflüssigkeit unter verschiedenen Szenarien verhält. Dafür simulierten sie die Bewegungen von normalen und von besonders tiefen Atemzügen und maßen dabei die Oberflächenspannung der Flüssigkeit.
"Diese Spannung beeinflusst, wie nachgiebig die Lunge ist", sagt Jan Vermant, Leiter der Studie. Je nachgiebiger das Organ sei, desto weniger Widerstand gebe es beim Zusammenziehen und Ausdehnen - und desto einfacher falle somit das Atmen.
Menschen, die an der Lungenerkrankung COPD leiden, haben ständig Luftnot. Bei besonders schweren Fällen kann ein Eingriff an der Lunge helfen.
19.11.2024 | 5:36 minDie Messungen im Labor ergaben, dass die Oberflächenspannung nach tiefen Atemzügen deutlich abnahm. Dies könne das befreiende Gefühl in der Brust, das sich nach einem tiefen Seufzer oft einstelle, physikalisch erklären, betonen die Forschenden.
Flaches Atmen auf Dauer problematisch
Ihre Erklärung für das Phänomen: Die Flüssigkeit an der Oberfläche der Lunge, die dafür sorgen soll, dass das Organ sich beim Ein- und Ausatmen gut ausdehnen und zusammenziehen kann, ist mehrschichtig. Idealerweise sollte die oberste Schicht steifer, die darunter liegenden Schichten dagegen sollten weicher und zarter sein, erläutert Erstautorin Maria Novaes-Silva.
Schlechtes Atemverhalten hat viele Gesichter: Christian Wahl leidet an gefährlichen Schlafapnoen. Nachts hat er über 40 Atemaussetzer pro Stunde. Er hofft auf Besserung durch eine Beatmungstherapie.
17.01.2025 | 5:16 minBei flacher Atmung, wenn sich die Flüssigkeit nur wenig bewege, verringert sich demnach die Schichtung der Flüssigkeit mit der Zeit. Dagegen könnten gelegentliche tiefe Atemzüge die ideale Schichtung wiederherstellen.
Dies passe zu klinischen Beobachtungen, denen zufolge das Atmen bei konstant flacher Atmung immer schwerer fällt, schreibt die Gruppe. Die Erkenntnisse könnten neue Wege zur Behandlung von Lungenproblemen aufzeigen.
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