Mosasaurus: Wie der stärkste Dinosaurier im Meer sein Ende fand
Ungeheuer mit Taucherkrankheit:Mosasaurus - Superstar der Kreidezeit
von Andreas Singler
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Durch einen evolutionären Schachzug wurde der Mosasaurus zum besten Jäger der Meere. Millionen Jahre stand er dort an der Spitze der Nahrungskette. Deshalb starb er auch aus.
Im Zeitalter der Dinosaurier verbreiten Mosasaurier Angst und Schrecken in den Weltmeeren. Dabei täuscht ihr Name, denn die riesigen Prädatoren sind keine Saurier, sondern Echsen.01.07.2025 | 43:48 min
Schön war er nicht. Aber erfolgreich - und bestimmt gefürchtet. Doch an Land war dem Mosasaurus die Konkurrenz mit den Dinosauriern offenbar zu groß geworden. So kehrte er in der späten Kreidezeit vor etwa 82 Millionen Jahren dahin zurück, woher einst alles Leben kam: ins Wasser.
Am Anfang soll er mit den an Land erworbenen Extremitäten unterwegs gewesen sein, später entwickelte er Flossen, die ihn vermutlich zu einem gewandten Schwimmer machten. Wie der Mosasaurus im Meer alles beherrschte und dort bis zu seinem Verschwinden vor 66 Millionen Jahren an der Spitze der Nahrungskette stand, zeigt die ZDFinfo-Dokumentation "Lost Beasts - Riesen der Urzeit. Der Mosasaurus".
Mosasaurus
Mosasaurus bedeutet so viel wie "Echse von der Maas". Der Name geht auf den Fundort am niederländischen Fluss Maas zurück. 1764 wurden in einem Kreidesteinbruch bei Maastricht die ersten Knochen des waranähnlichen Meeresriesen entdeckt, von dem bis heute ca. 40 verschiedene Arten nachgewiesen wurden.
Die größten Exemplare konnten bis zu 18 Meter lang werden, sie waren damit deutlich länger als der Tyrannosaurus Rex, einer der Superstars unter den Dinosauriern. Der Mosasaurus war ein exzellenter Schwimmer, der seinen mächtigen Körper wohl in wenigen Sekunden von null auf 50 Stundenkilometer beschleunigen konnte.
Die hakenartigen, messerscharfen Zähne des Mosasaurus waren darauf angelegt, selbst große Beutetiere zu packen und im Ganzen herunterzuschlucken. Die Meeresechse fraß und verdaute fast alles. Über Wasser schnappte sie nach Flugsauriern, in seichteren Gewässern verschmähte sie auch hartgepanzerte Ammoniten und Schildkröten nicht. Und in den tieferen Meeresregionen waren selbst urzeitliche Haie nicht vor dem Mosasaurus sicher.
Fleisch war sein Gemüse - 300 Kilogramm am Tag
Rund 300 Kilogramm Fleisch benötigte der Mosasaurus wahrscheinlich täglich, so konnte er seine imposante Länge erreichen. Meist hielt er sich wohl überwiegend in flacheren Gewässern auf, denn er war darauf angewiesen, Luft einzuatmen. Wie andere Meeresbewohner, die atmen müssen, unternahm aber auch er Raubzüge in größere Meerestiefen.
Die Beweise seiner Ausflüge in tiefere Meeresgebiete finden sich im Körper des Seeungeheuers: Knochenschäden an der Wirbelsäule zeugen von sehr tiefen Tauchgängen. Die Narben und Wulste an den Knochen sind ein Zeichen dafür, dass dort Gewebe abgestorben ist. Experten sprechen von Osteonekrose (Knocheninfarkt). Eine typische Folge der Dekompressionskrankheit, wie sie häufig auch bei Walen auftritt.
Am Ende der Kreidezeit, vor etwa 66 Millionen Jahren, wandern die größten Landtiere in der Geschichte der Erde über den Planeten – die gigantischen Titanosaurier.01.07.2025 | 43:31 min
Taucherkrankheit - im Prinzip wie beim Sprudelgerät
Mit anderen Worten: Der Mosasaurus litt unter der Taucherkrankheit. Sie tritt auf, wenn man zu schnell wieder an die Oberfläche aufsteigt. Gase, die aufgrund des größeren Drucks in der Tiefe ins Blut gelangen und dort gelöst sind, werfen bei Druckabfall Blasen. Im Blut geht es dann zu wie in einem Sprudelgerät, wenn Kohlensäure zugegeben wird.
Sind diese Gasblasen zu groß, blockieren sie Blutgefäße.
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Dr. Scott Persons, Paläontologe
Die dahinterliegenden Körperteile würden dann nicht mehr mit Blut versorgt, erläutert der Paläontologe Scott Persons vom College of Charleston in South Carolina, "als ob ein Korken in der Leitung steckt". "Und wenn das passiert, stirbt Knochengewebe ab und verformt sich."
Sehen Sie die Doku-Reihe "Lost Beasts - Riesen der Urzeit" am 1. Juli ab 20:15 Uhr bei ZDFinfo oder streamen Sie sie jederzeit im ZDF.
Die Knochenschäden nach vielen Tauchgänge brachten den Mosasaurier aber nicht um. Für sein Aussterben ist der gewaltige Asteroideneinschlag in Mittelamerika vor 66 Millionen Jahren verantwortlich, der auch für die Auslöschung der an Land lebenden Dinosaurier verantwortlich war.
Asteroid, Komet, Meteorit: Wie groß ist die Gefahr aus dem All wirklich? Forscher wissen wir mehr denn je - und können unseren Planeten sogar verteidigen.
Warum der Mosasaurus ausgestorben ist
Wie kommt es, dass etwa der Hai als beliebtes Beutetier des Mosasaurus noch heute unsere Ozeane bevölkert, während der Meisterjäger selbst ausgestorben ist? Nicht sofort, aber mit der Zeit? Genau das, was ihn bis zu dem Asteroideneinschlag vor 66 Millionen Jahren zum unangefochtenen Herrscher der Meere hat werden lassen, wurde nun zum Problem.
Wie kein anderer Meeresbewohner war der Mosasaurus auf eine funktionierende Nahrungskette angewiesen. Sein riesiger Fleischbedarf, den er mit einer vielseitigen Palette an Beutetieren deckte, duldete keine Ausfälle. Erfolgsjäger wie er reagieren besonders empfindlich auf Beeinträchtigungen ihrer Lebensräume, sagt die Paläontologin Kiersten Formoso:
Spitzenräuber sind sehr anfällig bei Störungen des Ökosystems.
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Dr. Kiersten Formoso, Drexel University Philadelphia
Selbst wenn nur ein Element wegfalle, könne die ganze Nahrungspyramide wie ein Kartenhaus zusammenbrechen, erklärt Formoso.
Zuerst seien nach dem Asteroideneinschlag und der sich anschließenden langen Dunkelheit Kleinst-Organismen zugrunde gegangen, die Photosynthese betrieben, so Formoso. "Dann kleine, planktonfressende Fische; anschließend die großen Raubfische und schließlich die Mosasaurier, die an der Spitze der Nahrungskette standen."
Vor Millionen von Jahren dominieren Dinosaurier die Erde. Ihre große Artenvielfalt zeugt von erfolgreicher Evolution. An der Spitze der Nahrungskette stehen lange Zeit die Spinosaurier.01.07.2025 | 43:55 min
Quelle: dpa
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