Mosasaurus: Wie der stärkste Dinosaurier im Meer sein Ende fand

Ungeheuer mit Taucherkrankheit:Mosasaurus - Superstar der Kreidezeit

von Andreas Singler
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Durch einen evolutionären Schachzug wurde der Mosasaurus zum besten Jäger der Meere. Millionen Jahre stand er dort an der Spitze der Nahrungskette. Deshalb starb er auch aus.

Animation eines Mosasaurier, der in den Tiefen des Meeres schwimmt.
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Schön war er nicht. Aber erfolgreich - und bestimmt gefürchtet. Doch an Land war dem Mosasaurus die Konkurrenz mit den Dinosauriern offenbar zu groß geworden. So kehrte er in der späten Kreidezeit vor etwa 82 Millionen Jahren dahin zurück, woher einst alles Leben kam: ins Wasser.
Am Anfang soll er mit den an Land erworbenen Extremitäten unterwegs gewesen sein, später entwickelte er Flossen, die ihn vermutlich zu einem gewandten Schwimmer machten. Wie der Mosasaurus im Meer alles beherrschte und dort bis zu seinem Verschwinden vor 66 Millionen Jahren an der Spitze der Nahrungskette stand, zeigt die ZDFinfo-Dokumentation "Lost Beasts - Riesen der Urzeit. Der Mosasaurus".

Mosasaurus



Fleisch war sein Gemüse - 300 Kilogramm am Tag

Rund 300 Kilogramm Fleisch benötigte der Mosasaurus wahrscheinlich täglich, so konnte er seine imposante Länge erreichen. Meist hielt er sich wohl überwiegend in flacheren Gewässern auf, denn er war darauf angewiesen, Luft einzuatmen. Wie andere Meeresbewohner, die atmen müssen, unternahm aber auch er Raubzüge in größere Meerestiefen.
Die Beweise seiner Ausflüge in tiefere Meeresgebiete finden sich im Körper des Seeungeheuers: Knochenschäden an der Wirbelsäule zeugen von sehr tiefen Tauchgängen. Die Narben und Wulste an den Knochen sind ein Zeichen dafür, dass dort Gewebe abgestorben ist. Experten sprechen von Osteonekrose (Knocheninfarkt). Eine typische Folge der Dekompressionskrankheit, wie sie häufig auch bei Walen auftritt.
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Taucherkrankheit - im Prinzip wie beim Sprudelgerät

Mit anderen Worten: Der Mosasaurus litt unter der Taucherkrankheit. Sie tritt auf, wenn man zu schnell wieder an die Oberfläche aufsteigt. Gase, die aufgrund des größeren Drucks in der Tiefe ins Blut gelangen und dort gelöst sind, werfen bei Druckabfall Blasen. Im Blut geht es dann zu wie in einem Sprudelgerät, wenn Kohlensäure zugegeben wird.

Sind diese Gasblasen zu groß, blockieren sie Blutgefäße.

Dr. Scott Persons, Paläontologe

Die dahinterliegenden Körperteile würden dann nicht mehr mit Blut versorgt, erläutert der Paläontologe Scott Persons vom College of Charleston in South Carolina, "als ob ein Korken in der Leitung steckt". "Und wenn das passiert, stirbt Knochengewebe ab und verformt sich."

Sehen Sie die Doku-Reihe "Lost Beasts - Riesen der Urzeit" am 1. Juli ab 20:15 Uhr bei ZDFinfo oder streamen Sie sie jederzeit im ZDF.

Die Knochenschäden nach vielen Tauchgänge brachten den Mosasaurier aber nicht um. Für sein Aussterben ist der gewaltige Asteroideneinschlag in Mittelamerika vor 66 Millionen Jahren verantwortlich, der auch für die Auslöschung der an Land lebenden Dinosaurier verantwortlich war.

Warum der Mosasaurus ausgestorben ist

Wie kommt es, dass etwa der Hai als beliebtes Beutetier des Mosasaurus noch heute unsere Ozeane bevölkert, während der Meisterjäger selbst ausgestorben ist? Nicht sofort, aber mit der Zeit? Genau das, was ihn bis zu dem Asteroideneinschlag vor 66 Millionen Jahren zum unangefochtenen Herrscher der Meere hat werden lassen, wurde nun zum Problem.
Wie kein anderer Meeresbewohner war der Mosasaurus auf eine funktionierende Nahrungskette angewiesen. Sein riesiger Fleischbedarf, den er mit einer vielseitigen Palette an Beutetieren deckte, duldete keine Ausfälle. Erfolgsjäger wie er reagieren besonders empfindlich auf Beeinträchtigungen ihrer Lebensräume, sagt die Paläontologin Kiersten Formoso:

Spitzenräuber sind sehr anfällig bei Störungen des Ökosystems.

Dr. Kiersten Formoso, Drexel University Philadelphia

Selbst wenn nur ein Element wegfalle, könne die ganze Nahrungspyramide wie ein Kartenhaus zusammenbrechen, erklärt Formoso.
Zuerst seien nach dem Asteroideneinschlag und der sich anschließenden langen Dunkelheit Kleinst-Organismen zugrunde gegangen, die Photosynthese betrieben, so Formoso. "Dann kleine, planktonfressende Fische; anschließend die großen Raubfische und schließlich die Mosasaurier, die an der Spitze der Nahrungskette standen."
Animation eines Spinosaurus. Er streift durch den Wald, das Maul ist aufgerissen.
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Quelle: dpa

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