Der Traum vom Fliegen :Otto Lilienthal - Aufstieg und Fall des Luftfahrtpioniers
von Robin Marco Cid Serwe
Otto Lilienthal erforschte den Vogelflug, baute Gleitapparate und wagte über 2.000 Flüge - bis ein Absturz ihn tötete. Sein Vermächtnis prägt die Luftfahrt bis heute.
Jede Erfindung beginnt mit einer Idee, die in der Theorie gut klingen mag, in der Realität aber Tücken haben kann. Wie der Traum vom Fliegen: ein Wagnis, bei dem man Kopf und Kragen riskiert.
02.11.2025 | 43:48 minBegeistert von der Flugtechnik der Vögel konstruierte Otto Lilienthal die ersten bemannten Gleitapparate und wurde als "fliegender Mann" weltberühmt. Der 1848 in Anklam (Mecklenburg-Vorpommern) geborene preußische Ingenieur gilt als einer der bedeutendsten Pioniere der Luftfahrtgeschichte.
Das undatierte Foto zeigt den deutschen Ingenieur und Flugzeugpionier Otto Lilienthal.
Quelle: dpaVögel - die Vorbilder der Luftfahrt
Lilienthal beobachtete jahrelang den Vogelflug und versuchte zunächst, den Flügelschlag technisch nachzuahmen. Doch bald erkannte er: Der Mensch ist zu schwer und seine Muskulatur zu schwach, um wie ein Vogel zu fliegen. Stattdessen konzentrierte er sich auf die Flügelform, die Vögeln Auftrieb verleiht.
Die Flügel von Vögeln sind so genial geformt, dass sie sowohl Auf- als auch Abwinde nutzen.
Emily Rondel, Biologin beim Environment and Climate Change Canada
Lilienthal war der Erste, der das Flügelwölbungsphänomen wissenschaftlich untersuchte.
Dank körperlicher Anpassung sind manche Tiere zu ungeahnten Höhenflügen in der Lage. Das gilt für fliegende Frösche und Schlangen nicht minder als für Vögel, die Tausende Meter hoch fliegen.
09.12.2023 | 43:24 min1889 veröffentlichte er sein wichtigstes Werk: "Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst". In diesem Buch erläuterte er seine Theorien zum Luftfluss, zur Flügelform und zur Richtungs- und Höhenkontrolle beim Vogelflug. Außerhalb von Fachkreisen erhielten seine Ideen zwar wenig Aufmerksamkeit. Rückblickend waren sie jedoch der Grundstein der modernen Aerodynamik.
Otto Lilienthal bei einem Testflug mit einem selbstgebauten Gleitapparat. (Archivbild)
Quelle: ZDF/DSCI2 Productions Inc.Erfindergeist trotz Geldmangel
Flugapparate zu entwickeln, war die eine Sache, sie zu bauen eine andere. Lilienthal stammte aus einfachen Verhältnissen und finanzierte seine Flugexperimente durch seine Arbeit als Ingenieur. Sein Bruder Gustav und er erfanden eine Reihe von nützlichen Alltagsobjekten - wie den Anker-Steinbaukasten oder einen Rechenapparat.
Von seinen zahlreichen Patenten betrafen nur wenige die Luftfahrt - doch sie ermöglichten es ihm, seiner wahren Leidenschaft zu folgen: dem Bau von Flugmaschinen.
Die ZDFinfo-Reihe "Wissenschaft extrem" porträtiert Forscherinnen und Forscher, die für ihre Erkenntnisse extreme Risiken eingingen. Die Folge "Tödliche Tests" schildert Otto Lilienthals Werdegang - und den fatalen Ausgang seiner Flugexperimente.
Sehen Sie die ZDFinfo-Dokumentation "Wissenschaft extrem: Tödliche Tests" am 12. November um 21 Uhr bei ZDFinfo. Diese und alle weitere Folgen Dokureihe gibt es jederzeit auch im ZDF-Streaming-Portal.
Waghalsige Selbstversuche
Nach dem gescheiterten Versuch, den Flügelschlag der Vögel technisch nachzuahmen, konzentrierte sich Otto Lilienthal zunehmend auf den Bau von Gleitflugapparaten aus Holz und Baumwolle, die er selbst testete. Damit stieg er auf Hügel und stürzte sich von ihnen herab. Ein waghalsiges Unterfangen. Der mutige Luftfahrtpionier ließ sich dabei fotografieren, so dass seine Flugübungen der Nachwelt erhalten blieben.
Otto Lilienthal absolviert mehr als 2.000 Probeflüge, bevor er nach einer Bruchlandung stirbt. (Archivbild)
Quelle: ZDF/DSCI2 Productions Inc.1891 absolvierte Lilienthal erste erfolgreiche Gleitflüge bei Derwitz in Brandenburg. Er flog 25 Meter weit - ein persönlicher Erfolg und ein Meilenstein der Luftfahrt. Indem Lilienthal auf gewölbte Flügel und den Gleitflug setzte statt auf mechanischen Flügelschlag, gelang ihm der erste kontrollierte Flug der Geschichte. Bald wurde der gebürtige Anklamer weltweit bekannt als "der fliegende Mann" oder "der geflügelte Preuße".
Den Traum vom Fliegen gibt es schon immer. Um ihn zu verwirklichen, wurde viel versucht – oft mit unglücklichem Ausgang. Doch zwei Brüder aus Ohio entdeckten das Geheimnis des stabilen Fluges.
30.09.2020 | 41:51 minTödlicher Absturz
Lilienthal absolvierte insgesamt mehr als 2.000 erfolgreiche Testflüge. Doch am 9. August 1896 stürzte der Ingenieur mit seinem Normalsegelapparat während eines Testfluges ab. Sein Gleiter war in eine ungünstige Fluglage geraten, was zu einem Strömungsabriss an den Flügeln und somit zum Stillstand führte. Seine Flugmaschine war nur bedingt steuerungsfähig und hatte keinen Antrieb.
Lilienthal stürzte vom Himmel und brach sich dabei das Genick. Schwer verletzt wurde er ins Krankenhaus eingeliefert, wo er wenig später verstarb. Laut seinem Assistenten Paul Beylich waren seine letzten Worte:
Kann immer mal vorkommen. Jetzt ruh' ich mich ein wenig aus, und dann machen wir weiter.
Otto Lilienthal, auf dem Sterbebett
Lilienthal stand zu seinem Traum und riskierte sein Leben für die Wissenschaft. Sein Vermächtnis inspirierte die Gebrüder Wright und andere Luftfahrtbegeisterte und ebnete den Weg für die motorisierte Luftfahrt.
Seit Jahrhunderten wird Aerodynamik erforscht. Das Flugverhalten und die Flügelarchitektur von Tieren helfen, sie zu verstehen: Die Natur als Vorbild für Flugmaschinen der Zukunft.
03.04.2025 | 43:37 minMehr zur Dokureihe "Wissenschaft extrem"
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