NANO & Terra X: Wissens-Kolumne:Wie der E-Auto-Akku (fast) ewig hält
von Tom Bötticher
E-Auto-Akkus gelten als kurzlebig - doch aktuelle Studien zeigen: Moderne Lithium-Ionen-Akkus können Jahrzehnte lang halten, wenn man richtig mit ihnen umgeht.
Das Gerücht um E-Auto-Akkus, die nur wenige Jahre halten und danach im Abfall landen, hält sich bis heute hartnäckig. Untersuchungen zeigen, dass das Gegenteil der Fall ist, aber auch, was man selbst zur Schonung der Batterien unternehmen kann.
In der Wissens-Kolumne von NANO und Terra X auf ZDFheute beschäftigen sich ZDF-Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten wie Harald Lesch, Mirko Drotschmann und Jasmina Neudecker sowie Gastexpertinnen und Gastexperten jeden Sonntag mit großen Fragen der Wissenschaft - und welche Antworten die Forschung auf die Herausforderungen unserer Zeit bietet.
Der "richtige" Ladestand
In unseren Smartphones, E-Bikes, Laptops und elektrischen Fahrzeugen werden heute Lithium-Ionen-Batterien verbaut. Werden diese aufgeladen, erhöht sich ihre Spannung und sie sind "voll mit Energie". Das ist nützlich, damit wir mit einer Ladung lange durch den Alltag kommen, jedoch elektrochemisch auch "stressig" für die Batteriezellkomponenten - sie altern schneller bei hohen Ladeständen.
Besonders ab 80 Prozent Ladestand setzen vermehrt elektrochemisch unerwünschte Reaktionen im Akku ein. Vergleichbar ist das mit einem hohen Blutdruck, der zwischenzeitlich unproblematisch ist, auf Dauer jedoch gesundheitliche Probleme mit sich bringen kann.
Hin und wieder sollte der Akku allerdings deutlich über 80 Prozent hinaus geladen werden - denn nur bei hohen Ladezuständen kann die Elektronik die einzelnen Zellen im Akku angleichen, was ebenfalls wichtig für eine lange Lebensdauer ist.“
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21.05.2024 | 29:47 minDaher empfiehlt es sich, batteriebetriebene Geräte nicht dauerhaft am Ladegerät stecken zu lassen. Ist ein E-Auto über Tage oder sogar Wochen geparkt, sollte es idealerweise bei einem niedrigen Ladestand unter 60 Prozent abgestellt werden und lediglich kurz vor Antritt einer absehbar langen Reise voll aufgeladen werden.
Für die lange Lebensdauer eines Akkus sind aber auch sehr niedrige Ladestände nicht ideal. Am schonendsten ist ein Betrieb des Akkus im Alltag zwischen 20 und 80 Prozent.
Eine Lithium-Ionen-Batterie ist aus einer Kathode, dem Plus-Pol und einer Anode, dem Minus-Pol aufgebaut. Beim Laden fließen Elektronen von der Kathode zur Anode.
23.11.2020 | 1:16 minFrüher hieß es noch, man sollte Batterien (vom Typ Nickel-Cadmium) möglichst häufig vollständig auf- und entladen. Auf moderne Lithium-basierte Akkus trifft das nicht mehr zu. Im Gegenteil: Lädt man sie ständig zwischen ihrem Minimum und Maximum, wirkt sich das in mechanischem Stress auf die Komponenten aus.
Ist das Schnellladen okay?
Ein weiteres viel diskutiertes Thema ist, ob man häufiges Schnellladen, zum Beispiel an Schnellladestationen an der Autobahn vermeiden sollte. Dabei gilt: Grundsätzlich sind höhere Lade-Raten elektrochemisch anspruchsvoller, jedoch sind moderne Batterien auf hohe Ladeleistungen ausgelegt und die elektrischen und thermischen Bordsysteme verhindern, dass die maximale Ladeleistung überstiegen wird.
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27.04.2022 | 26:49 minHaben Akkus eine Wohlfühltemperatur?
Während die meisten Consumer-Geräte über keine aktive Kühlung verfügen, sind moderne E-Autos in der Regel mit Kühl- und Heizsystemen ausgestattet, die sicherstellen, dass sich die Batterie immer im Optimalbereich zwischen 15 und 35 °C befindet. Dadurch ist die Alltagskompatibilität also nicht eingeschränkt.
Macht das alles wirklich einen Unterschied?
Denn letztlich gilt: Alle Tipps zur optimalen Pflege eines Akkus sind schön, müssen aber in die alltägliche Mobilität passen. Das Gute hierbei ist, dass Langzeitstudien vermehrt zeigen, dass moderne Batterien auch ohne spezielle Tipps lang halten können.
Das Handy nicht benutzt und trotzdem sinkt die Akkuladung? Forscher:innen der kanadischen Dalhousie University haben den Grund für die Selbstentladung gefunden - im PET Klebeband.
03.04.2023 | 2:48 minEine neue Untersuchung zeigt, dass Elektroautos selbst nach 200.000 km noch im Schnitt über 80% ihrer ursprünglichen Kapazität verfügen. Und in meinem ehemaligen Forschungslabor in Kanada bauten wir Lithium-Ionen-Zellen, die seit 2019 über 25.000-mal auf- und entladen wurden und nach wie vor "gesund" sind - das entspricht rein rechnerisch bei einer Reichweite von 350 km fast 9 Millionen km Laufleistung. Und selbst wenn der Akku dann das Ende seines Einsatzes im E-Auto erreicht hat, warten zahlreiche Second-Life-Anwendungen oder verschiedene Recycling-Möglichkeiten darauf, die wichtigen Ressourcen weiter zu nutzen.
Es gibt also keinen Grund, sich hinter fadenscheinigen Argumenten, wie der kurzen Lebensdauer eines E-Auto-Akkus, zu verstecken: Moderne Akkus ermöglichen uns saubere Mobilität über Jahrzehnte - wenn wir sie nutzen.
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07.07.2025 | 12:59 min...ist studierter Chemiker und Batterieentwickler. Er forschte 2022 im renommierten Batterieforschungslabor der Dalhousie University in Kanada und entwickelt heute umweltfreundliche Energiespeicher. Auf YouTube betreibt er einen der größten Kanäle Deutschlands im Bereich Akkuzelltechnik und klärt über (Falsch-)Nachrichten zur E-Mobilität auf.
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