Commerzbank: Unicredit erhöht Anteil - wie es jetzt weitergeht

Analyse

Unicredit erhöht Anteil:Commerzbank: Wie es im Übernahmekampf weitergeht

Frank Bethmann live von der Börse in Frankfurt
von Frank Bethmann
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Unicredit hat seinen Anteil an der Commerzbank auf 26 Prozent erhöht und steht damit kurz vor der gesetzlichen Schwelle für ein Übernahmeangebot. Wie es jetzt weitergeht.

Italien: Unicredit-Turm im Stadtteil Porta Nuova in Mailand.

Die italienische Bank Unicredit baut ihren Anteil an der Commerzbank aus.

Quelle: AFP

Überrascht hat dieser Schritt wohl keinen. Schließlich hatte Unicredit-Chef Andrea Orcel erst jüngst auf der eigenen Hauptversammlung in Aussicht gestellt, dass man die Optionen auf die Übernahme weiterer Anteile an der Commerzbank ziehen werde.

Jetzt also setzt die Bank aus Italien um, was sie angekündigt hat, und unterstreicht damit, dass sie an ihrem Ziel festhält, perspektivisch die Commerzbank übernehmen zu wollen.

SGS Neuhann

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Commerzbank wenig überrascht

Der Übernahmekampf also geht in die nächste Runde. Gemessen daran fiel die Reaktion der Commerzbank am Montag überraschend nüchtern aus: "Wir haben die Mitteilung der Unicredit zur Kenntnis genommen", teilte Deutschlands zweitgrößte Privatbank lapidar mit. In der Frankfurter Bankenzentrale hält man weiterhin nichts von dem - auch dieses Mal nicht mit der Commerzbank abgestimmten - Vorgehen.

Stattdessen arbeitet man weiter an den eigenen Zielen. Und das heißt: Das Management der Commerzbank tut alles, um die Übernahme abzuwehren und die Bank für einen Kauf unattraktiver zu machen.

Dazu erhöhte die Bank ihre Gewinnziele und Dividenden und präsentierte positive Geschäftszahlen, um den Aktienkurs zu steigern und weitere Käufe durch die Unicredit zu erschweren.

Auf der Collage sieht man links eine Probe in einem Labor, in der Mitte einen Arbeiter im Stahlwerk und rechts sind mehrere Elektro-Autos zu sehen.

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Frankfurter Geldinstitut arbeitet an seiner Abwehrstrategie

Bisher scheint die Strategie aufzugehen. "In den ersten sechs Monaten 2025 wurde mit 2,4 Milliarden Euro das höchste operative Ergebnis seit Bestehen des Unternehmens erwirtschaftet", heißt es dazu in einer Stellungnahme der Bank.

Und weiter: "Der bisherige Erfolg unserer Strategie und die breite Unterstützung unserer Stakeholder bestärken uns darin, unverändert an der konsequenten Umsetzung unserer Wachstumsstrategie zu arbeiten."

Dadurch schaffen wir Werte für unsere Aktionäre, Mitarbeitenden, Kunden und weitere Stakeholder.

Mitteilung der Commerzbank

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Unicredit wirbt mit Investitionen und Standortgarantien

Mit dem Mehrwert für alle Beteiligten argumentiert auch Orcel. Jedoch beansprucht der Unicredit-Chef für sich andere Argumente. Eine Übernahme würde seiner Meinung nach den deutschen Bankenmarkt stärken.

Der charismatische Italiener wirbt mit dem Versprechen von Investitionen, Standortgarantien und einer ausgewogenen Fusion der Commerzbank mit der Unicredit-Tochter HypoVereinsbank. Was immer ausgewogen heißt.

Beschäftigte fürchten massiven Stellenabbau

Die Beschäftigten der Commerzbank fürchten einen massiven Stellenabbau. Der Betriebsrat rechnet mit bis zu 15.000 Arbeitsplätzen, die im Zuge von Fusion und Restrukturierung verloren gehen könnten. Unberechtigt sind die Sorgen nicht. Sascha Uebel verweist auf die Erfahrungen der Vergangenheit.

COMMERZBANK steht in goldenem Schriftzug an der Fassade eines Gebäudes.

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"Die Erfahrungen zeigen", sagt der Konzernbetriebsratschef der Commerzbank, "dass die Unicredit nie das gehalten, was sie versprochen hat." Uebel spielt darauf an, wie sehr die Mailänder Bank nach der Übernahme der HypoVereinsbank dort den Rotstift angesetzt hat. Heute ist das einst eigenständige bayrische Finanzinstitut nur noch ein besserer Vertriebsarm der italienischen Bank.

Unicredit fordert mehr "Rechte und Einfluss"

Erwartet wird, dass die Unicredit nicht mehr lange warten wird und auch die Optionen auf die restlichen drei Prozent zieht. Dann würde ihr Anteil bei 29 Prozent liegen. Schon im Juni erklärte Orcel, dass seiner Bank mit einem Aktienpaket in dieser Höhe mehr "Rechte und Einfluss" zustünden.

Aufhorchen ließ daher, was die Unicredit dazu am Montag erklärte: "Während wir aktuell keinen Sitz im Aufsichtsrat anstreben, werden wir weiterhin genau beobachten, welche Fortschritte die Commerzbank bei der nachhaltigen Stärkung ihres Geschäftes und bei der Schaffung von Werten für die Aktionäre, Kunden und Beschäftigten erzielt."

Eine Aussage, die so zu interpretieren ist, dass die Italiener künftig jederzeit bei Unzufriedenheit ihren Sitz im Kontrollgremium einfordern dürften.

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Übernahme wird wahrscheinlicher - Widerstände bleiben groß

Auch wenn die Unicredit ihrem Ziel der Commerzbank-Übernahme wieder einen Schritt näher gekommen ist, bleiben die Widerstände groß. Die Bundesregierung als zweitgrößter Aktionär lehnt eine Übernahme durch die Italiener ebenfalls ab.

Und so wird man voraussichtlich warten müssen, bis das Aktienpaket der Mailänder Großbank die 30-Prozent-Marke überschreitet. Dann allerdings ist es vorbei mit dem Taktieren, dann nämlich muss die Unicredit ein offizielles Übernahmeangebot aussprechen.

Frank Bethmann ist Redakteur im ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen.

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