Tiertransporte Drittländer: Verdacht auf Verstoß gegen Tierschutz

Tiertransporte: Leid auf hoher See

von Karen Grass
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Tiertransporte auf hoher See

Deutschland exportiert kaum Nutztiere direkt in Drittstaaten im Nahen Osten und Afrika. Dennoch landen viele deutsche Rinder zur Schlachtung dort - oft auf fragwürdige Weise.

Immer wieder landen Nutztiere wie Rinder und Schafe aus der EU – darunter auch Tiere aus Deutschland - im Nahen Osten und in Nordafrika. Der Export der Tiere läuft dabei oft über den Seeweg: Auf Schiffen mit gravierenden Sicherheitsmängeln, die sowohl für die Tiere als auch für die Besatzung ein Risiko sind.

Betrieben werden sie von Firmen, die vielfach wenig in die Schiffe und ihre Crews investieren, sie im Falle eines Unfalls teils sogar einfach sich selbst überlassen.

Tier-Export: Form der Tierquälerei

Doch nicht nur die Art des Transports wird von Tierschutzorganisationen kritisiert: Aus ihrer Sicht stellt der gesamte Ablauf der Exporte eine Form von Tierquälerei dar und verstößt gegen den Tierschutz.

Besonders problematisch ist, dass die Behandlung und Schlachtung der Tiere in den Zielländern oft nicht den EU-weiten Tierschutzstandards entspricht. Die Zustände in manchen Schlachthöfen im Ausland gelten als besonders grausam und wären in Europa so nicht zulässig.

Überschuss an Kälbern

Warum landen die europäischen Tiere überhaupt in diesem internationalen Handel? Das hängt etwa bei Rindern vielfach mit den Abläufen der Milchwirtschaft zusammen.

Damit Kühe Milch geben, müssen sie regelmäßig ein Kalb bekommen – dadurch entsteht aber auf den Höfen ein Überschuss an Kälbern, der etwa in Deutschland nicht komplett vermarktet werden kann.

Also werden die Tiere exportiert, meist über viele Zwischenstationen. Obwohl Landwirte selbst oft um einen verantwortungsvollen Umgang mit Tieren bemüht sind, gerät auch die europäische Landwirtschaft durch diese Exporte zunehmend in die Kritik.

Neue Vorschriften für Tiertransporte

Die EU plant deshalb schon seit längerem neue Vorschriften für Tiertransporte. Die EU-Kommission hat im Dezember 2023 einen Reformvorschlag vorgelegt. Die Beratungen darüber sind jedoch aufgrund politischer Streitigkeiten zwischen den Mitgliedstaaten und den verschiedenen Fraktionen im Europäischen Parlament ins Stocken geraten. Ob sich für Schiffstransporte viel verbessert, ist ohnehin fraglich.

WISO schaut sich das Geschäft rund um den Export von lebenden Nutztieren auf Schiffen einmal genauer an und fragt, ob und was sich ändern müsste.