Weihnachtspflanzen

Weihnachtspflanzen

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Misteln

Neben dem Weihnachtsbaum gibt es noch einige andere Pflanzen, mit denen weihnachtliche Traditionen verbunden werden, wie zum Beispiel den Ilex und die Misteln. Anja Koenzen stellt sie vor.

Der Ursprung des Weihnachtsbaum-Brauchs wird in den mittelalterlichen Mysterienspielen vermutet. Diese Aufführungen handelten vom Sündenfall - der entsprechende Baum ist in der Bibel nicht exakt beschrieben und variiert von Region zu Region. Bei uns ist es meist ein Apfelbaum, in anderen Gegenden kann es aber auch ein Granatapfelbaum, ein Zitrusbaum oder ein Quittenbaum sein.
Die immergrünen Tannen wurden zunächst mit Äpfeln geschmückt. Auch sollen früher Äste, die beim winterlichen Obstbaumschnitt anfielen, ins Haus geholt und mit Leckereien verziert als Gabenbäume gedient haben. Solche Gabenbäume sehen sehr natürlich aus. Wenn man sie farblich anmalt, können sie auch ausgesprochen modisch schick wirken – edel schlicht in weiß oder auch poppig in pink-rot.

Stechpalme Ilex

Der Ilex – auch Stechpalme genannt – spielt als Weihnachtspflanze eine immer größer werdende Rolle. Denn das robuste Gewächs mit seinen glänzenden, am Rand aber stacheligen Blättern und den leuchtend roten Früchten ist dabei, sich einen festen Platz in der Weihnachtsdekoration zu sichern. Mehr und mehr arbeiten Floristen und Hobbybastler die Spitzen des Gewächses in den Adventsschmuck mit ein.

Bereits im Mittelalter sollen sich die Menschen die Stechpalme, von alters her eine symbolträchtige Pflanze, als Zeichen des ewigen Lebens ins Haus geholt haben. Ilex aquifolium machte die Weihnachtsfarben Rot und Grün gewissermaßen salonfähig. Im Englischen heißt die Pflanze Holly - eine Anlehnung an holy (heilig). Der deutsche Name Stechpalme geht nicht auf einen Weihnachts-, sondern auf einen Osterbrauch zurück: Da man in Nordeuropa keine Palmen zur Hand hatte, griffen unsere Vorfahren am Palmsonntag in den Kirchen stattdessen zum heimischen Ilex.

Zur Weihnachtszeit haben Misteln Hochkonjunktur. Viele Legenden und Mythen ranken sich um diese geheimnisvolle Pflanze. Bereits bei den Druiden war sie ein unverzichtbarer Bestandteil eines Zaubertranks und über der Haustür angebracht sollte sie vor bösen Geistern schützen. Auch in der heutigen Zeit gilt die Mistel als Glücksbringer und es gibt weiterhin den aus Skandinavien und England stammenden Brauch, dass man sich unter einer Mistel küssen soll. In manchen Gegenden der Schweiz ist die Mistel in den Brautkranz eingeflochten und in der Bretagne treten Verlobte unter einen Mistelzweig.

Misteln

Misteln sind immergrüne Halb-Schmarotzer, die auf Bäumen und Sträuchern wachsen.
Ihre grünen Blätter enthalten Chlorophyll und können Photosynthese betreiben. Wasser und Mineralstoffe entzieht die Pflanze jedoch dem Baum, auf dem sie wächst. Der botanische Name der Art (Viscum) ist identisch mit dem lateinischen Wort viscum, das übersetzt „Leim“ bedeutet. Die Römer nutzten die klebrigen Beeren, um daraus Vogelleim herzustellen, das dem Vogelfang diente. Das Besondere bei den Mistel-Früchten und Samen ist, dass keine Samenschale ausgebildet wird, sondern eine klebrige Schicht, die als Viscin bezeichnet wird. Misteln sind zweihäusige Pflanzen, das heißt, es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Die Pflanzen können 70 Jahre alt werden. Jährlich kommt eine Gabelung an der Sprossachse hinzu, wodurch man das Alter der Mistel leicht bestimmen kann.
Weltweit sind Misteln in den tropischen, subtropischen und gemäßigten Zonen verbreitet und es wird je nach Familienabgrenzung zwischen 140 und 1400 Arten. In Deutschland gibt es die Weißbeerige Mistel (Viscum album) mit vielen Unterarten. Die Laubholzmistel gedeiht - wie der Name schon sagt - nur auf Laubholz, eine weitere nur auf Tannen und eine dritte Art nur auf Kiefern und Fichten. Am bekanntesten und verbreitetsten ist jedoch die Laubholzmistel, die sowohl auf Obstbäumen, aber auch auf Pappeln, Weiden, Linden, Robinien und Ahorn anzutreffen ist.

Die Blätter und Stängel der Mistel sind giftig und sollten - Vögel bilden eine Ausnahme - auch nicht von Tieren verzehrt werden. Wächst die Pflanze auf Linde, Ahorn, Robinie und Pappel, zeigt sie eine höhere Giftwirkung auf, als wenn sie auf Apfelbäumen wächst.

Misteln sammeln

Misteln breiten sich in den letzten Jahren immer mehr aus. So kann zum Beispiel in Hessen die Mistel zu privaten Zwecken gepflückt werden, doch mit dem Vorbehalt, dass der Baum dabei nicht beschädigt wird. In Naturschutzgebieten ist das Sammeln nicht erlaubt. In Kulturen wie Gärten oder Streuobstwiesen ist das „Ernten“ von Misteln nach Absprache mit dem Bewirtschafter ebenfalls unproblematisch.
Wer eine Mistel in seinem Garten ansiedeln möchte, kann das mit etwas Glück erreichen. Ideal ist es, wenn man weiß, auf welcher Baumart die Mistel, von der man die Beeren entnimmt, gesessen hat. Als Wirt sollte man dann einen möglichst alten Baum derselben Art nehmen. Die Rinde einritzen, einige Beeren hinein quetschen und mit etwas Bast vor Vogelfraß schützen. Man kann auch die Mistelbeeren mit den Fingern zerquetschen und mit ihrem schleimigen Saft einfach auf den Ast „kleben“. Misteln mögen eine höhere Luftfeuchtigkeit und siedeln sich daher gerne in Flusstälern an.

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