Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Schlafstörungen. Beschwerden, die für viele fast schon zum Alltag gehören. Bedenklich ist, dass das auch die häufigsten Beschwerden bei Schülerinnen und Schülern sind.
In einer Studie der DAK über Kinder und Jugendgesundheit mit etwa 7000 Befragten, die am 1. September veröffentlicht wird, klagt jeder dritte Schüler über Kopfschmerzen oder Schlafprobleme aufgrund von Stress.
Verantwortlich dafür sei auch der Leistungsdruck durch die Eltern, so Kinder- und Jugendpsychologe Dietmar Langer. Viele Eltern sind der Meinung, dass ihre Kinder ohne einen guten Abschluss keine Chance auf dem globalisierten Arbeitsmarkt haben. „Das geht heute schon in der dritten Klasse los“, berichtet er. Die Kinder klagten öfter über Durchfall, Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen. Manchmal bekämen die Kleinen vor Klassenarbeiten von den Eltern sogar Mittel zur Beruhigung verabreicht.
Aus Spiel wird zu früh Ernst
Dabei sollten Grundschüler noch spielerisch und gerne lernen. Psychologe Langer warnt davor, schon Drittklässler mit Druck und Nachhilfe auf ein Niveau zu trimmen, das sie auf der weiterführenden Schule schon nach wenigen Wochen nicht mehr halten können. Die Erfahrung zu machen, dass die Leistungen ständig hinter den Erwartungen zurückbleiben und eventuell die Schule wechseln zu müssen, ist für die Kinder frustrierend. Sie geraten in einen Kreislauf von Überforderung und Misserfolg, die Lernbereitschaft geht in den Keller. Oft dauert es Jahre, bis sich die Schüler wieder davon erholen.
Eigentlich wollen die Eltern für ihre Kinder nur das Beste. Dies ist einerseits nachvollziehbar, andererseits liegt darin aber auch eine der Ursachen für die Überforderung der Kinder. Vor dem Hintergrund, dass zunehmend mehr Familien nur ein Kind haben, fällt dieses elterliche Bestreben umso mehr ins Gewicht – denn auf dieses eine Kind projizieren die Eltern ihren ganzen Ehrgeiz. Dabei sind die Eltern oftmals selbst verunsichert, sehen sie sich doch einer Fülle von Ratgeberliteratur und gut gemeinten Ratschlägen im Freundes- oder Familienkreis ausgesetzt, in der sie sich orientieren müssen.
„Helikoptern“ mit Folgen
Eltern sollten vor allem auf ihre eigenen Kinder hören, weniger auf andere Eltern oder Ratgeber. „Kinder dürfen den Spaß am Lernen nicht verlieren. Wird ein Kind überfordert, schlägt die natürliche Lust am Lernen sehr schnell in eine ablehnende Haltung um“, skizziert Langer.
Nicht nur übermäßiger Leistungsdruck ist eine Folge elterlichen Fehlverhaltens. Die Tatsache, dass viele überbehütet aufwachsen hat zur Folge, dass sie zur Unselbstständigkeit erzogen werden. Dietmar Langer: „Sie verlernen, Probleme selbst zu bewältigen, die Möglichkeit mit Frustrationen umzugehen. Sie erfahren auch immer seltener das Glückserlebnis, dass man selbst etwas geschafft hat. Man lässt Eigeninitiative und Eigenverantwortung nicht mehr zu.“
Begleiten statt kritisieren
Eltern sollten vor allem Präsenz zeigen. Natürlich sollten sie auf die Hausaufgaben achten oder auch mal mit den Kindern üben. Wichtig ist es aber, dass Sie die Motivation und die Selbstständigkeit des Kindes fördern; vor allem aber, dass Sie als Ansprechpartner bereitstehen und ein offenes Ohr haben. „Bringen Sie Ihrem Kind Vertrauen entgegen, auch wenn es die erhofften Leistungen nicht immer erbringt. Loben Sie lieber die Erfolge, als Misserfolge zu bestrafen. Lob ist die beste Motivation“, sagt Dietmar Langer.
Wenn es Probleme in der Schule gibt, sollten Eltern ihrem Kind gut zuhören und offen darüber sprechen. Vermeiden Sie jedoch, das Kind „auszuquetschen.“ Am besten, Sie entwickeln mögliche Lösungen zusammen mit Ihrem Kind. Schimpfen Sie nicht zu Hause über den Lehrer, das verunsichert das Kind noch mehr. Suchen Sie lieber das Gespräch mit dem betreffenden Lehrer.
Verschiedene Grade möglicher Schulprobleme
Sie sind vorübergehender Natur. Die Eltern sollten Verständnis und Präsenz zeigen, Geduld aufbringen, Führungsstärke beweisen und Konsequenzen ziehen.
Dies umfasst einen hohen Stresslevel, Termindruck, Freizeitstress, keine Präsenz und Konsequenz der Eltern. Schulstress ist oftmals die Folge von „Kindertuning“ und fehlendem bzw. nicht adäquatem Stress-Abbau und unpassenden Verhaltensmustern des Schülers (Perfektionismus, keine Akzeptanz von Autorität, keine Frustrationstoleranz).
Die Eltern sollten zusätzlich zu oben genanntem Verhalten, den Stresslevel senken, die Tagesstrukturen ändern, Pausen einlegen und mit dem Lehrer kommunizieren.
Je größer die Klasse, je mehr Termine, je höher der Leistungsdruck, umso höher ist der Stresslevel. Ein hoher Stresslevel begünstigt psychosomatische Erkrankungen.
Die Eltern sollten zusätzlich zu erstgenanntem Verhalten eine ambulante Psychotherapie ins Auge fassen.
Die Eltern sollten zusätzlich zu erstgenanntem Verhalten eine ambulante Psychotherapie ins Auge fassen.
Die Eltern sollten Führungsstärke beweisen, Konsequenz ziehen und auch eigene Ängste bearbeiten. Zusätzlich sollte eine Psychotherapie ins Auge gefasst werden.