Die Methode „Hüfte to Go“ verspricht eine neue Hüfte innerhalb weniger Stunden. Aufnahme und Entlassung aus dem Krankenhaus sollen am selben Tag erfolgen. Für wen ist dieser Eingriff geeignet und was übernimmt die Krankenkasse?
Beim Konzept „Hip in a Day“ wird der Patient, der ein neues Hüftgelenk erhält, im Idealfall innerhalb von 24 Stunden wieder entlassen. Er kommt morgens in die Klinik, wird sofort operiert und verlässt die Klinik nachmittags wieder. Oder er wird nachmittags operiert und verlässt die Klinik am nächsten Morgen.
Die Operationsmethode
Operiert wird nach der so genannten AMIS-Methode (Anterior Minimal Invasion Surgery), und zwar durch einen sechs bis acht Zentimeter kleinen Zugang von vorne. Der Operateur geht zwischen zwei Muskeln in die Tiefe, indem er die Muskeln zur Seite schiebt, aber nicht verletzt. Dann kann er die Gelenkkapsel eröffnen und den kranken Hüftkopf entfernt. Anschließend werden eine Pfanne in das Becken sowie ein Schaft aus Titan in den Oberschenkel eingearbeitet. Anschließend werden Probeköpfe angebracht und das Gelenk wieder eingerenkt.
Ist dies erfolgt, wird der Originalkopf aus Keramik eingepasst. Die Muskeln gleiten automatisch an ihren originären Platz zurück. Es muss nur die Muskelhülle und die Haut genäht werden. Die Haut wird nach innen genäht (Intrakutannaht). Es muss also im Nachhinein kein Nahtmaterial entfernt werden, die Fäden lösen sich von alleine auf. Die ganze Operation dauert in der Regel etwa 45 Minuten. Die Vorteile dieser minimalinvasiven OP-Methode: Schmerzen und Blutverlust sind gegenüber gängigen Methoden geringer, die Infektionsgefahr ebenfalls. Blutkonserven beispielsweise kommen im Normalfall nicht zum Einsatz. Und: der Patient erholt sich schneller.
Sie zielt zudem darauf ab, dass der Patient nach der Operation weniger Schmerzen hat. Im OP-Gebiet wird die OP-Wunde großflächig betäubt. Zusätzlich erhält der Patient verschiedene orale und intravenöse Schmerzmittel. Auch gegen Übelkeit wird prophylaktisch ein Mittel gegeben. Außerdem ist das Energiemanagement sehr wichtig. Die Patienten bekommen direkt nach der Operation etwas Süßes zu essen, genug Flüssigkeit und zeitnah eine richtige Mahlzeit.
Sofort nach der Operation steht er mit Hilfe des Physiotherapeuten auf. Stündlich läuft er immer mehr und steigt schließlich Treppen. Entlassen wird der Patient, wenn die Wunde unauffällig ist, der Kreislauf stabil, er zwei Stockwerke hoch- und hinuntersteigen sowie 300 Meter auf Station laufen kann.
Außerdem sollte die häusliche Versorgung des Patienten gewährleistet sein. Chirurg, Physiotherapeut, Anästhesist und Patient entschieden über die Entlassung gemeinsam. Werden nicht alle Entlassungskriterien erfüllt, bleibt der Patient in der Klinik. Der Operation schließt sich eine ambulante Rehabilitation an.
Für wen ist diese Methode geeignet?
Die Methode ist geeignet für jüngere und aktive Menschen, die eine gute Knochenqualität haben. Sie sollten mit einem guten Trainingszustand in die Klinik kommen und Zuhause eine vernünftige soziale Versorgung haben, z.B. durch die Familie, die sich kümmern und reagieren kann, falls das erforderlich sein sollte.
Die Methode ist nicht geeignet für Patienten mit schweren Nebenerkrankungen, z.B. mit Herzerkrankungen, Bypass-Operationen oder Stents. Sie ist außerdem nicht geeignet bei schlechtem körperlichem Zustand oder einer schlechten Knochenstruktur.
Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?
10 Prozent der Patienten nehmen das Angebot der ambulanten Operation wahr. Die ambulante Hüftoperation steht allerdings nur Privatpatienten zur Verfügung. Die Krankenkassen schreiben für das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks eine Liegedauer von mindestens drei Nächten vor. Unterschreitet man diese minimale Verweildauer von drei Nächten, zahlt die Krankenkasse nur ein Drittel der entstandenen Kosten, was es für das Krankenhaus unwirtschaftlich macht.
Viele Kliniken bieten aber inzwischen die minimalinvasive Operationsmethode an – für Kassenpatienten dann mit einer Mindestverweildauer von drei Tagen. Zu der Methode gibt es in Deutschland noch keine Langzeitstudien.