Stickstoffdioxid, Feinstaub: Dicke Luft in Deutschland

Stickstoffdioxid, Feinstaub: Dicke Luft in Deutschland

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Rubrik Gesellschaft

Auch im vergangenen Jahr war die Luft in deutschen Städten zu stark mit Schadstoffen belastet. Dies geht aus einer Auswertung von vorläufigen Messdaten der Länder und des Umweltbundesamtes hervor.

In vielen Städten ist zu viel Stickstoffdioxid (NO2) in der Luft. Aus dem vom Umweltbundesamt vorgelegten Hintergrundpapier geht hervor, dass an gut 57 Prozent der Messstationen an stark befahrenen Straßen der Grenzwert für Stickstoffdioxid von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresmittel überschritten wurde. Das Umweltbundesamt führt dies vor allem auf Diesel-Autos zurück.
Es sei nicht akzeptabel, dass Kommunen keine Handhabe hätten, um Diesel-Autos mit hohem Ausstoß aus den belasteten Innenstädten auszuschließen, so das Umweltbundesamt. Hier könne die sogenannte Blaue Plakette einen wichtigen Beitrag leisten. Es müsse eine bundesweit einheitliche Regelung getroffen werden, wer diese Plakette bekomme und wer nicht, so das Umweltbundesamt. Gerade dieser Punkt geriet zum politischen Zankapfel zwischen Umwelt- und Verkehrsministerium: Sollen Kommunen die Möglichkeit bekommen, selbst über Fahrverbote zu entscheiden oder nicht? Die Blaue Plakette für besonders saubere Autos liegt auf Eis.    

Stickstoffdioxid kann Schleimhäute angreifen, zu Atemproblemen, Augenreizungen und Herz-Kreislauferkrankungen führen. Auch Pflanzen werden geschädigt, etwa an den Blättern. In den Böden führen die Stoffe zu Übersäuerung. Wird Feinstaub dauerhaft inhaliert, führt das zu Lungenerkrankungen. Kleinstpartikel können in die Gefäße wandern und Funktionsstörungen verursachen, Herz- und Kreislauferkrankungen nehmen zu. Für Risikopatienten ist dies höchst gefährlich.

Moderate Feinstaubwerte

Immerhin: 2016 ist das Jahr mit der niedrigsten Feinstaubbelastung seit 2000, auch die Ozonkonzentrationen waren im Vergleich zu den letzten 20 Jahren eher niedrig. Der Rückgang dieser Werte ist laut Umweltbundesamt auch auf die günstigen Wetterbedingungen im vergangenen Jahr zurückzuführen. So war der Sommer 2016 eher wechselhaft und es traten keine lang anhaltenden Schönwetterperioden auf, die die Ozonbildung hätten begünstigen können. Trotzdem überschritten 21 Prozent aller Messstationen den Zielwert.
Die Feinstaubkonzentration hingegen überschritt nur an der verkehrsnahen Messstation am Stuttgarter Neckartor den EU-Grenzwert. Dennoch: Der von der WHO empfohlene, deutliche strengere Grenzwert für Feinstaub von 20 Mikrogramm pro Kubikmeter wurde an fast einem Viertel der Messstationen überschritten.   
Das Umweltbundesamt fordert Bund, Länder und Kommunen auf, noch weitere Anstrengungen zu unternehmen, um das Gesundheitsrisiko durch Feinstaub zu verringern. Dazu sei es notwendig, die direkte Freisetzung von Feinstaub aus privaten Holzfeuerungen zu reduzieren. Auch die Freisetzung von gasförmigen Schadstoffen aus der Landwirtschaft wie Ammoniak, aus denen sich später Feinstaubpartikel bilden, müsse verringert werden.
Mit Material von dpa, Umweltbundesamt

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