Krank durch Krankenhauskeime

Krank durch Krankenhauskeime

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Händedesinfektion

Krankenhauskeime sind gefährlich und weit verbreitet - Dr. Christoph Specht mit einer Risikoanalyse.

Ganz Europa kämpft mit Krankenhausinfektionen – das ist das Ergebnis Studie aus dem vergangenen Jahr. Demnach erkranken pro Jahr mehr als 2,5 Millionen Patienten während eines Krankenhausaufenthaltes, mehr als 90.000 sterben laut einer Hochrechnung an einer Krankenhausinfektion. Medizinjournalist Dr. Christoph Specht liefert Hintergründe zur Studie.
Für Deutschland wird die Zahl der Krankenhausinfektionen auf 500.000 geschätzt, darunter 15.000 Todesfälle. Die der Studie des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) zugrunde liegenden Daten wurden in den Jahren 2011 und 2012 in 30 europäischen Ländern von rund 274.000 Patienten erhoben. Die Wissenschaftler nahmen sechs häufige Krankenhausinfektionen in die Studie auf, darunter Blutvergiftungen, Lungenentzündungen sowie Harnwegs- und Wundinfektionen. Infektionen, die durch multiresistente Keime verursacht wurden, wurden bewusst nicht separat ausgewiesen, sondern flossen in die Gesamtzahl ein.

„Infektionen, die am ersten und zweiten Tag eines Klinikaufenthaltes auftreten, gelten als „mitgebracht“, bei einer Infektion ab dem dritten Tag spricht man von einer Krankenhausinfektion,“ erklärt Petra Gastmeier, Direktorin des Nationalen Referenzzentrums zur Überwachung von Krankenhausinfektionen an der Berliner Charité. „Das bedeutet aber nicht, dass ab dem dritten Tag automatisch die Klinikmitarbeiter die Schuld daran tragen“, so Gastmeier.

Auslöser von Krankenhausinfektionen

Bakterien, die schwerwiegende Infektionen auslösen können, sobald sie in den Körper gelangen, lauern überall. Da das Immunsystem von Krankenhauspatienten oftmals geschwächt ist, ist die Gefahr einer Bakterieninfektion im Krankenhaus besonders hoch. „Zudem werden die Patienten immer älter und kränker und damit anfälliger für Infektionen und es gibt mehr Eingriffe als früher“, so Medizinjournalist Dr. Christoph Specht. Besonders leicht haben es Erreger außerdem, wenn ein Patient beispielsweise einen Katheter hat oder künstlich beatmet wird, denn jede Eintrittsstelle in den Körper bedeutet ein Infektionsrisiko. Zwar sei das Infektionsrisiko bei Operationen durch sogenannte Schlüssellochchirurgie geringer als früher, gleichzeitig steige jedoch die Zahl der invasiven Maßnahmen. So würde beispielsweise nicht mehr nur ein zentraler Venenkatheter gelegt, sondern mehrere.
Die Ursachen für eine Krankenhausinfektion sind vielfältig. „Lediglich ein Drittel aller Krankenhausinfektionen ist auf Hygienemängel zurückzuführen“, gibt Specht zu bedenken. Besonders die Handhygiene in Krankenhäusern wurde in den letzten Jahren stark verbessert, unter anderem durch Schulungen des Personals. Zudem werden Patienten, die bereits bei Einlieferung ins Krankenhaus mit multiresistenten Keimen infiziert sind, heutzutage häufiger isoliert als früher, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Um eine Krankenhausinfektionen zu vermeiden, rät Specht zu einem Einsatz von weniger Antibiotika im ambulanten Bereich.

Dr. Christoph Specht rät:

  • Bei planbaren Krankenhausaufenthalten sollte man sich die Klinik im Vorfeld anschauen, um sich selbst einen Eindruck zu verschaffen.
  • Während eines Krankenhausaufenthaltes sollte man sich häufiger die Hände waschen und darauf achten, so wenig wie möglich anzufassen.


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