Der Stuhlgang spielt verrückt. Nach dem Essen bekommt man schier unerträgliche Schmerzen im Unterbauch. Jeder Schritt ist einer zu viel - doch der Arzt findet nichts. Schlimmer noch: die Freunde halten einen für verrückt. Kurz: die Lebensqualität sinkt.
Hinter solchen Beschwerden steckt oft das sogenannte „Reizdarmsyndrom“. Darunter versteht man ein körperliches Krankheitsbild, das verschiedene Ausdrucksformen kennt: Funktionsstörungen, Unverträglichkeitsreaktionen, Veränderungen des Immunsystems, zum Beispiel nach einer Infektion oder Begleitreaktionen allergischer Erkrankungen. Veränderungen in der Darm-Flora kommen meist hinzu.
Diese Vielfalt macht die Diagnose so schwer. Im Grunde können die Experten nur nach dem Ausschluss-Prinzip arbeiten. Denn weder ist der Darm entzündet noch ist er verstopft – aber er sendet Schmerzsignale aus oder sorgt für ständigen Stuhlgang oder für schmerzhafte Verstopfung. Die Ursache kann ein lange zurückliegendes Schockerlebnis sein, ausgelöst wird das Reizdarmsyndrom unter Umständen erst Jahrzehnte später.
Zusammenarbeit ist wichtig!
Der Gastroenterologe Prof. Martin Raithel vom Waldkrankenhaus in Erlangen weist darauf hin, dass Diagnostik und Therapie eine enge Abstimmung zwischen mehreren medizinische Teildisziplinen und dem Patienten erfordert.
Der Gastroenterologe kümmert sich um den Darm und kontrolliert, ob beispielsweise die sogenannten Mastzellen besonders aktiviert sind. Eine besonders hohe Aktivität dieser Immunzellen im Darm ist ein sicheres Indiz für das Reizdarmsystem.
Der Ökotrophologe erarbeitet mit dem Patienten ein Ernährungskonzept, das Nahrungsmittel beinhaltet, auf die der Darm nicht mit Unverträglichkeitssignalen reagiert. Diese Diät muss der Patient vor allem zu Beginn streng einhalten, um dem Darm und sich selbst die Möglichkeit geben, zur Ruhe zu kommen. Spätere Modifizierungen können so besser vorgenommen werden, um herauszufinden, ob bei diesem oder jenen Lebensmittel tatsächlich eine Unverträglichkeit vorliegt.
Der Psychologe hilft dem Patienten, die Diagnose mit ihren meist lebenslangen Konsequenzen zu akzeptieren: Die Krankheit ist nicht lebensbedrohlich – aber sie ist nicht heilbar. Bei entsprechenden Einschränkungen kann die Lebensqualität wieder besser werden.
Weitere Teildisziplinen müssen je nach Krankheitsverlauf und -auftreten eingebunden werden. Eine generelle Therapie gibt es nicht, diese kann nur auf die Symptome reagieren, da es das Reizdarmsyndrom in unterschiedlichen Ausdrucksformen gibt.