Prachtstauden nennt man die die sommerblühenden Stauden, die sich durch eine besondere Wuchshöhe und auffällige Blüten auszeichnen. Dazu zählt auch die Distel; sie ist die diesjährige Staude des Jahres.
Unter Stauden versteht man Pflanzen, die im Winter alles Leben auf den Wurzelbereich reduzieren, um dann im Frühjahr umso üppiger wieder auszutreiben. Prachtstauden zeichnen sich durch besonders dekorative Blätter oder große Blüten aus. „Um sie voll zur Geltung zu bringen, brauchen sie eine Art Hofstaat“, erklärt Pflanzenexperte Elmar Mai. Bei einer geschickten Gartenplanung geht es daher immer darum, Gesamtbilder zu gestalten. Begleitstauden geben den Prachtstauden einen Rahmen, in dem sie wirken können. Im Idealfall sind es Stauden, die zur Blütezeit der Prachtstauden nicht blühen, um nicht abzulenken, selbst aber zu einem anderen Zeitpunkt durch eine schöne Blüte die Blicke auf sich ziehen. Zudem sollten die Pflanzen die gleichen Standortansprüche an Licht und Boden besitzen.
Staude des Jahres: Distel
Zu den Prachtstauden zählen auch Disteln, die beeindruckende Dimensionen erreichen können. Natürlich sind für den Garten nicht alle Arten oder Sorten geeignet, aber Gärtner haben schon über lange Zeit Formen herausgesucht, die einen ausgesprochen großen Zier- und Gartenwert besitzen. Neben Wildkräutern, die an Wegrändern wachsen, gibt es Arten, die einen großen Zierwert besitzen. Disteln sind mehr oder weniger mit Stacheln besetzt und das Laub sowie die Blüten sind oft blaugrün überhaucht. Dadurch stechen sie aus dem Standard-Sortiment der üblichen Prachtstauden hervor.
Die in Gärten am meisten eingesetzten Distelarten sind Vertreter der Edeldistel (Eryngium) mit ihren interessanten Blüten. Diese bestehen aus unzähligen Einzelblüten, die, eng aneinander geschmiegt, kugelige bis säulige Gebilde formen, eingerahmt von zackigen, abstehenden Randblättern. Je nach Sorte variiert die Blütenfarbe von leuchtend bläulich bis silbrig und auch ihre Größe schwankt. So lassen sich die Sorten harmonisch in ganz verschiedene Gestaltungskonzepte integrieren. Sie passen sowohl in formal-moderne Stadtgärten als auch in rustikale Bauerngärten. Gut dazu passen Vertreter der Kugeldisteln (Echinops), die ohne die abstehenden Randblätter etwas kompakter wirken, aber das gleiche Farbspiel besitzen.
Alle Vertreter der Distelartigen (keine gesonderte botanische Einheit, sondern Überbegriff für Vertreter diverser Gattungen) sind ideal für Gärten mit sandigen oder trockenen Kalkböden in Kombination mit anderen Prachtstauden und robusten Gräsern, wo sie ein ganz besonderes Gesamtbild ergeben.
Ideale Partner von Distelartigen sind Prachtkerzen (Gaura), Blauraute (Perovskia) oder Skabiosen (Scabiosa), die teilweise filigrane Blüten besitzen und die imposanten Blüten der Disteln unterstreichen oder mit anderen Farben kontrastieren und auch so die Disteln zur Geltung kommen lassen.
Ein ganz anderes Bild erzeugen Präriegärten mit Großstauden wie Sonnenhut (Rudbeckia), Sonnenbraut (Helenium), Roter Sonnenhut (Echinacea) oder Schafgarbe (Achillea), allesamt aus der Familie der Korbblütler, den unmittelbaren Verwandten der Disteln, zusammen mit verschiedenen Wolfsmilcharten (Euphorbia), Königskerzen (Verbascum) oder Fackellilien (Kniphofia).
Höhere Gräser verleihen solchen Arrangements zusätzlich Leichtigkeit. Geeignet sind Federgras (Stipa tenuissima), Indianergras (Sorghastrum nutans) oder Reitgras (Calamagrostis), die solchen Pflanzungen einen natürlichen Charme verleihen.
Für kleinere Gärten oder schmale Vorgärten wie auch Balkone eignen sich die Gold- oder Silberdisteln (Carlina vulgaris, C. acaulis), die deutlich niedriger bleiben als die zuvor genannten Prachtstauden. Sie besitzen zum Teil reflektierende Blütenblätter und leuchten in der Sonne, während sie sich bei Regen schützend über der Blüte zusammenrollen. Sie lassen sich mit entsprechend kleineren robusten Stauden kombinieren.
Die Heimat der meisten Distelarten sind trockene Standorte wie Steppen oder Prärien, sowie magere Randbiotope wie Wegränder oder steinige Flächen an Berghängen. Sie sind allesamt robuste Stauden und daher auch im Garten pflegeleicht.
Disteln sind wahre Insektenmagnete: Ihre Blüten sind Futterquelle für Hummeln und zahllose andere Insekten. Außerdem liefern ihre Blätter Nahrung für die Raupen eines unserer schönsten heimischen Tagschmetterlinge: den Distelfalter. Im Herbst und Winter liefern sie dank großer und nahrhafter Samen heimischen Vögeln und anderen Kleintieren ein gehaltvolles Futter.
Raffinessen der Gestaltung
„Ein Staudenbeet plant man wie ein Klassenfoto: Die Großen nach hinten, die Kleinen nach vorne, damit sie alle zu sehen sind“, erläutert Elmar Mai das Prinzip. Als erstes muss man sich über die Wuchshöhe informieren. Je nach Tiefe des Beetes kann man zwei, drei oder vier parallele Bereiche einplanen. Damit das Arrangement nicht zu statisch wirkt, sollte man nicht nur gerade Reihen, sondern auch mal geschwungene Linien pflanzen. „Man kann auch bewusst mal eine größere Pflanze nach vorne setzen, das gibt Spannung und kann einzelne Punkte betonen“, rät Elmar Mai.
Die Pflanzen sollten sich in ihrer Belaubung unterscheiden, um nicht ein Einheitsgrün zu erzeugen und die Blütenfarben müssen zusammenpassen. Dabei ist es natürlich dem persönlichen Geschmack überlassen, ob man es eher kunterbunt oder Ton in Ton mag – oder sogar als ganz große Gartenkunst einen Farbwechsel im Laufe des Jahres plant. Farben, die nicht miteinander harmonieren, können zum Beispiel mit weißen Blattstauden oder Blattschmuckstauden dazwischen optisch isoliert werden, sodass trotzdem ein harmonisches Bild entsteht. Sehr gut eignen sich zum Beispiel weiße Hortensien, Hosta (Funkien) oder Heuchera.
Quelle: Imago / Manfred Ruckszio
Die Sorten unterscheiden sich rein äußerlich in der Farbe: von allen Blau- oder Violett-Tönen über rosa, rötlich oder weiß - mal einfarbig, mal zweifarbig. Es gibt Unterschiede im Duft - von gar nicht duftend über unangenehm riechend bis sehr gut duftend. Dann gibt es sogenannte versteckte Eigenschaften, die sich in Wüchsigkeit, Blühfreudigkeit und -dauer, dem Blütezeitpunkt, der Krankheitsanfälligkeit oder der Schädlingstoleranz äußern. In der Pflege ist zu beachten, Abgeblühtes schnellstmöglich zu entfernen. Denn Phlox hat die unangenehme Eigenschaft, dass die winzigen Samen leicht keimen und oft die Mutterpflanze in puncto Wüchsigkeit übertreffen. Tipp: Um die Blütendauer zu verlängern, sollte man im Mai bei halbhohen Trieben jeden zweiten um die Hälfte einkürzen. Dann blühen die intakten Triebe zuerst, die andere Hälfte regeneriert sich und blüht zeitlich versetzt.
Quelle: Imago / Blickwinkel
Im Gegensatz zu Phlox ist der Sonnengut regelrecht steif. Es sind große Einzelblüten, mittlerweile in verschiedenen Farben von weiß über gelb bis intensiv dunkelpink. Sie bilden Korbblüten; ähnlich kleinen Sonnenblumen mit einer großen braunen Mitte, die Schmetterlinge und Bienen magisch anziehen. Die Staude ist ein Meister im Überleben von sandigen Böden und trockener Sommerhitze. Sie mag keine Staunässe.
Quelle: Imago / Blickwinkel
Astern kommen recht spät zur Geltung und bringen das reine Blau ins Staudenbeet. Auch hier ist die Sortenvielfalt enorm, zumal es sehr viele verschiedene Arten gibt, die vom zeitigen Frühjahr an blühen. Die hoch- bis spätsommerlichen Prachtstauden laufen zur Hochform auf, wenn Phlox und Echinacea zu schwächeln beginnen. Sie sind robust und stellen an den Boden wenige Ansprüche. Besonders hohe Formen brauchen eine Stütze, einen Staudenring oder einen Stock zum Anbinden. Tipp: Um die Blütezeit zu verschieben und die Gesamtblütezeit zu verlängern, hilft es, Ende Mai einige Blütenstängel deutlich einzukürzen.
„Hochleistungssportler“ mit verschiedenen Ansprüchen
Prachtstauden sind „Hochleistungssportler“, die für ihre Entwicklung viel Erde benötigen. Daher eignen sie sich als Gartenpflanzen oder Kübelpflanzen für große Gefäße. Balkonkästen sind definitiv zu klein! Vor allem der Winter bereitet Stauden in Gefäßen große Probleme, weil das viel geringere Erdvolumen zu schnell austrocknet und durchfriert. Gartenböden bleiben viel länger feucht und frostfrei. Außerdem können die Stauden im Garten ein größeres Wurzelvolumen bilden und tiefer in den Boden eindringen.
Die meisten Prachtstauden benötigen einen guten Gartenboden und eine Standard-Düngung. Viele vertragen keine Staunässe oder schwere Böden. Es gibt ein paar Standortspezialisten, die Kalkböden benötigen wie das Edelweiß oder besonders feuchte Standorte wie zum Beispiel einige Knöterich-Arten. Nach der Blüte sollten alle abgeblühten Stängel entfernt werden, um die Bildung von Samen zu verhindern: So geht die Kraft in die Pflanze.
Rückschnitt
Die Blütenstände von Prachtstauden werden entweder sofort nach der Blüte entfernt, um ein Versamen zu vermeiden, etwa die von Phlox, die meisten sollten aber lange stehen bleiben, um die reifen Samen für Vögel zu schonen. Die derben Disteln werden erst im Frühjahr zurückgeschnitten, denn sie verschönern den Garten mit einem dekorativen Aspekt im Winter und liefern auch genügend brauchbares Material für Trockensträuße.
Langzeitdünger zweimal im Jahr
Um die Kraft der Prachtstauden zu stärken, sollte eine kräftige Gabe Langzeitdünger verabreicht werden. Langzeitdünger zersetzt sich kontinuierlich und die Verluste werden nach Regenfällen schnell ausgeglichen. Wenn es sich um hochwertigen Dünger handelt, reicht es aus, zweimal im Jahr – zu Beginn der Vegetationszeit im Frühjahr und jetzt zur Hochblüte – zu düngen. Bei viel Regen im Sommer ist eventuell eine dritte, schwächere Gabe im September sinnvoll. Langzeitdünger sollte dabei entweder mit ins Pflanzloch gegeben oder später oberirdisch eingeharkt werden.
Wer jetzt Stauden kauft und pflanzt, sollte die Blüten tief abschneiden. Damit wird die Pflanze beim Einwurzeln und der Bildung von Neutrieben unterstützt. Zurückschneiden sollte man aber nur, nachdem man die Staude frisch gepflanzt hat – im nächsten Jahr dann nicht mehr.