Pollenallergie - was hilft wirklich?

Pollenallergie - was hilft wirklich?

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Juckende Augen, laufende Nase – für Pollenallergiker beginnt jetzt wieder die Zeit, in der sie sich mit Augentropfen, Nasenspray und Antihistaminika ausstatten müssen, um sich beschwerdefrei in der Natur aufhalten zu können.

Die Pollenallergie ist die häufigste Allergie in Deutschland. Etwa jeder Siebte leidet unter den typischen Beschwerden wie tränenden Augen, Dauerniesen und verstopfter Nase. Die Pollenallergie wird umgangssprachlich auch als Heuschnupfen bezeichnet. Allerdings reagieren Betroffene nicht auf Heu allergisch, sondern auf Pflanzenpollen, also kleine Blütenstaubteilchen von Sträuchern, Gräsern, Getreide oder Bäumen, die in der Luft herumschwirren.
Oft tritt eine Pollenallergie bereits in der Kindheit auf, sie kann sich aber auch zu einem späteren Zeitpunkt entwickeln. Die Pollensaison - und damit die Zeit der Allergie - ist je nach Allergen vom Frühjahr bis zum Sommer oder Herbst.

Eine Pollenallergie wird von einem Facharzt - dem Allergologen - mithilfe des sogenannten Prick-Tests diagnostiziert. Dabei werden verschiedene Pollen-Allergene in die Haut gebracht. Tritt eine Reaktion auf, weist dies auf eine Allergie hin. Eine Blutuntersuchung kann zudem die Menge der Antikörper gegen Pollen nachweisen. Auch ein Provokationstest ist möglich. Dabei werden Allergene direkt auf die Nasenschleimhaut aufgesprüht. Umgehend treten Symptome wie Niesen und Augentränen auf.

Wie wird behandelt?

Wenn es zu Heuschnupfensymptomen kommt, können Medikamente die Beschwerden lindern. Das sind hauptsächlich Antihistaminika oder auch entzündungshemmende Kortisonpräparate. Viele Arzneimittel bekommt man rezeptfrei in der Apotheke zu kaufen. Die Auswahl an Medikamenten ist sehr groß. Daher sollten Sie, wenn Sie ein Mittel nicht so gut vertragen, in der Apotheke nach alternativen Wirkstoffen fragen.
Medikamente, die Cromoglycinsäure enthalten, können auch vorbeugend gegen Heuschnupfensymptome helfen. Hierfür muss das Medikament frühzeitig, also circa 14 Tage vor den ersten Beschwerden, regelmäßig eingenommen werden. Nasen-Salzspülungen können die Therapie zusätzlich unterstützen.

Apotheken können den Verkaufspreis rezeptfreier Medikamente selbst festlegen, da es keine Preisbindung gibt. Daher lohnt es sich, Preise zu vergleichen. Oft werden auch Kombi-Präparate angeboten, die dann zum Beispiel ein Mittel für die Augen und eins für die Nase enthalten. Solche Packungen können preiswerter sein. Man sollte beim Kauf darauf achten, dass die Produkte keine Konservierungsstoffe enthalten, denn diese können selbst zu Allergien führen.

Langfristig beschwerdefrei

Die Hyposensibilisierung oder Immuntherapie ist die derzeit einzige ursächliche Therapiemöglichkeit der Pollenallergie. Bei der Hyposensibilisierung werden per Spritze, Tropfen oder Tabletten immer größer werdende Mengen des Allergens verabreicht, damit sich das Immunsystem daran gewöhnen kann. Die Therapie ist mit einer Dauer von drei Jahren langwierig und führt nicht bei jedem zum Erfolg. Zudem besteht das Risiko, dass allergische Reaktionen auftreten können.
Grundsätzlich wird Allergikern empfohlen, Allergene zu meiden. Bei Pollen ist dies allerdings nahezu unmöglich. Allenfalls können Betroffene die Pollenflugvorhersagen beachten und sich in der Hochsaison weniger draußen aufhalten. Nachts sollten die Fenster geschlossen bleiben.

Allergie-Beschwerden vorbeugen

Es gibt auch spezielle Pollenschutzvliese, die vors Fenster gehängt werden und das Eindringen von Pollen verhindern. Getragene Kleidung sollte nicht im Schlafzimmer ausgezogen werden, denn auch sie enthält Pollen. Es empfiehlt sich, abends die Haare zu waschen und damit von Pollen zu befreien. Die Bettwäsche sollte regelmäßig gewaschen und nicht im Freien getrocknet werden. Ein Staubsauger mit HEPA-Filter kann die Allergene sicher im Gerät zurückhalten. Beim Autofahren sollten die Fenster geschlossen bleiben.
Wichtig: Eine Pollenallergie sollte rechtzeitig behandelt werden. Andernfalls kann es zum sogenannten Etagenwechsel kommen, das heißt, es entwickelt sich ein Asthma oder weitere Allergien kommen hinzu.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Pollenallergiker*innen sogenannte Kreuzallergien auf bestimmte Lebensmittel entwickeln. Wer zum Beispiel allergisch auf Birke reagiert, kann auch allergisch auf Äpfel oder Nüsse sein. Typische Symptome sind dann Juckreiz oder Brennen im Mundraum.

Gelangweiltes Immunsystem

Allergien nehmen generell immer mehr zu. Einer der Gründe ist, dass wir zu gesund sind. Das Immunsystem arbeitet hierarchisch, das heißt, es beschäftigt sich zuerst mit den schweren Erkrankungen. Aber diese sind bei uns immer seltener, beispielsweise abhärtende Infektionen durch Bakterien, Viren oder Parasiten. Das Immunsystem ist deshalb überspitzt formuliert „gelangweilt“ und bekämpft eigentlich harmlose Stoffe wie Pollen.
Hinzu kommt übertriebene Hygiene besonders im Kindesalter. Allergieforscher bezeichnen dies als Hygienehypothese: Kinder wachsen in immer sterileren Umgebungen auf, ihr Immunsystem wird daher nicht genügend trainiert. Kinder sollten viel draußen sein, mit Krankheitserregern in Kontakt kommen und sich auch mal schmutzig machen.

Zuviel Sauberkeit ist schlecht

In der Wissenschaft heißt das "Stalleffekt": Wenn Bauernhofkinder im Kuhstall spielen, kann sie das vor Allergien und Asthma schützen. Denn im Stall kommen sie mit besonders vielen Keimen in Kontakt. Keime von den Tieren selbst, im Futter oder auch vom Kuhmist. Beim Ausmisten werden die Keime aufgewirbelt und dann eingeatmet. Das soll laut Studien das Immunsystem stärken und so vor Allergien und Asthma schützen.

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