Kann man mit Karate Parkinson bekämpfen? Dieser Frage ist die Universität Regensburg nachgegangen – mit erfreulichem Ergebnis.
Eine Parkinsonerkrankung wirkt sich von Patient zu Patient sehr unterschiedlich aus. Es können Bewegungs- und Spracheinschränkungen eintreten, Stimmungsveränderungen (depressive Gefühle, Ängste) und kognitive Einschränkungen. Die Lebensqualität ist oft deutlich eingeschränkt. Wichtig für die Betroffenen ist es, körperlich und geistig aktiv zu bleiben. Dass sportliche Aktivitäten helfen, Bewegungen besser kontrollieren zu können, ist bekannt.
Inhalte des Forschungsprojekts der Universität Regensburg
Im Rahmen eines Forschungsprojekts untersucht ein Psychologen-Team der Universität Regensburg, ob und wie sich durch die speziellen Bewegungsangebote Karate und rhythmischer Tanz die Emotion, Kognition und Motorik von Parkinson-Betroffenen verbessern lässt. Dabei untersuchen die Projektleiterinnen besonders psychische Parameter wie Stimmungsveränderungen, Lebenszufriedenheit und emotionale Befindlichkeiten.
Die Psychologinnen nutzen dazu Fragebögen, die die Patienten vor dem ersten Training und nach dem letzten Training ausfüllen. Nach der Trainingsphase werden die Fragebögen miteinander verglichen und ausgewertet. Ein halbes Jahr lang trainieren die Parkinson-Patienten innerhalb der Studie in den zwei speziell ausgerichteten Bewegungsgruppen.
Die Studienleiterinnen haben sich deshalb für die Sportarten Karate und rhythmischen Tanz entschieden, weil beide Bewegungsformen den gesamten Körper mit einbeziehen. Beide schulen die Atmung, üben den Wechsel von Spannung und Entspannung, trainieren Gleichgewichtssinn und Koordination, vermitteln neue Bewegungsformen und fördern Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Konzentration sowie Strategiedenken. Sie verbinden damit körperliche und geistige Aktivität – außerdem macht die gemeinsame Bewegung in der Gruppe Spaß.
Für die Teilnahme sind weder körperliche Fitness noch Vorwissen erforderlich. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer trainiert auf seinem individuellen Leistungsstand. Alle Teilnehmer befinden sich jeweils in unterschiedlichen Krankheits-Stadien. Die Trainingseinheiten haben im Juni 2016 begonnen, finden jeweils einmal in der Woche statt und Enden im Februar 2017.
Wolfgang Weigert, Präsident des Deutschen Karateverbands, und Karatelehrer Helmut Körber führen die Teilnehmer in die Welt der Kampfkunst ein. Unterstützung bekommen sie während der Kursstunden auch von Katharina Dahmen-Zimmer. Die promovierte Diplom-Psychologin leitet nicht nur mit Professorin Petra Jansen die Parkinson-Studie, sondern betreibt seit Jahrzehnten selbst Karate.
Erste Erkenntnisse
Kurz vor Ende der Trainingsphase berichten viele Teilnehmer von positiven Erfahrungen. Bei manchen hat sich der Gleichgewichtssinn verbessert, viele können sich fließender bewegen und berichten von einer großen Verbesserung der psychischen Befindlichkeit. Die meisten Teilnehmer wollen auch nach der Studie weiter trainieren. Deshalb wird die Karateakademie in Regensburg höchstwahrscheinlich auch nach Ende der Studie Karatekurse für Parkinsonkranke anbieten.