Ab August dieses Jahres will die STIKO (Ständige Impfkommission) die HPV-Impfung nicht mehr nur für Mädchen, sondern auch für Jungs empfehlen. Grund: Die Viren werden überwiegend durch Geschlechtsverkehr übertragen.
Seit mehr als zehn Jahren empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch Instituts (RKI) die HPV-Impfung für Mädchen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren. Das Alter ist hierbei ausschlaggebend für die Wirksamkeit der Impfung. Je früher geimpft wird, desto besser ist die Immunantwort und desto höher ist die Chance, dass noch keine Infektion erfolgt ist.
Weltweit wird die Impfung gut angenommen. Seit ihrer Einführung wurden 250 Millionen Impfstoffdosen verabreicht. In einigen Ländern, in denen die Impfung flächendeckend auch in Schulen verabreicht wird, kommt es zu einer Impfquote von bis zu 90 Prozent. Nicht aber in Deutschland. Hier sind lediglich 31 Prozent der 15-jährigen und 43 Prozent der 17-jährigen Mädchen geimpft (Quelle: RKI).
Mit den sogenannten Humanen Papillomviren (HPV) kann man sich bereits beim ersten Sex anstecken. Etwa 80 Prozent aller sexuell aktiven Menschen haben einmal in ihrem Leben eine HPV-Infektion. Sie kann vollkommen harmlos verlaufen, sie kann aber auch nach Jahren noch Krebs auslösen. Es gibt über 120 verschiede HPV-Typen. Bei HPV 16 und 18 weiß man, dass sie den gefährlichen Gebärmutterhalskrebs verursachen können. Gegen diese beiden Virentypen gibt es seit 2007 die HPV-Impfung.
Wenige Impfungen gegen Gebärmutterhalskrebs
Gebärmutterhalskrebs ist die dritthäufigste Krebserkrankung bei Frauen. Über 4600 pro Jahr erhalten die Krebsdiagnose, 1600 sterben an der Krankheit. Circa 90.000 Frauen müssen sich operieren lassen, um eine durch die Viren ausgelöste Krebsvorstufe entfernen zu lassen. Warum also lassen sich nur wenige deutsche Frauen impfen?
Eine Studie des Cochrane Instituts hat jetzt die Ergebnisse aus 26 weltweiten Studien mit über 73.000 Teilnehmerinnen unter 26 Jahren zusammengefasst. Schwere Nebenwirkungen oder ein vermuteter Zusammenhang, dass es nach erfolgter Impfung zu mehr Fehlgeburten kommen könne, wurden nicht bestätigt. Vor allem junge Frauen, die noch nicht mit HPV infiziert wurden, können von der Schutzimpfung profitieren. Lag bereits eine HPV-Infizierung vor, ist der Schutz geringer.
HPV - auch für Männer eine Gefahr
Humane Papillomviren lösen nicht nur Gebärmutterhalskrebs aus, sondern können auch bei Männern für gefährliche Krebserkrankungen verantwortlich sein, wie z.B. Analkarzinome, Peniskarzinome, Karzinome im Kopf-/Halsbereich, sowie Mund-/Rachenkarzinome. An Kehlkopfkrebs erkranken beispielsweise 1600 Männer pro Jahr. Sind HPV-Viren für die Erkrankung verantwortlich, können die sich bereits 30 bis 40 Jahre im Körper befinden. Auch hartnäckige Genitalwarzen werden durch HPV-Viren verursacht - die ungefährlichen HPV-Typen 6 und 11 sind zwar nicht lebensbedrohlich, aber unangenehm.
Da HPV-Viren vorwiegend beim Geschlechtsverkehr übertragen werden können, empfiehlt die STIKO nun ab August dieses Jahres auch die HPV-Impfung für Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Der neue Impfstoff schützt neben HPV 16 und 18 auch gegen HPV 6 und 11. Eine Herdenimmunität kann trotz der niedrigen Impfquote der Mädchen einen höheren Schutz vor Gebärmutterhalskrebs bewirken, ebenso kann sie Jungen und Männer vor Krebserkrankungen im Penis, Kopf- und Halsbereich schützen. Außerdem lässt sich die Verbreitung von Genitalwarzen für beide Geschlechter eindämmen.
Sogenannte Schulimpfprogramme sollen die Durchimpfungsraten steigern. Sie wurden in einigen Ländern bereits als freiwillige Angebote an Grundschulen implementiert. In Deutschland belegt das Modellprojekt freiwillige HPV-Schulimfpung in Südhessen, das 2015 ins Leben gerufen worden war, den nachhaltigen Sinn dieser Programme. In den beteiligten Grundschulen konnte die Teilnahmerate an der HPV-Impfung auf 77 Prozent erhöht werden.