Das Spektrum der frühblühenden Pflanzen ist groß, darunter befinden sich auch viele Gehölze. Welche Sträucher oder Bäume den Garten bereits im Frühling besonders schmücken, erklärt Elmar Mai.
Früh einsetzende Blüte
Die meisten Gehölze kommen aus Gegenden, in denen es um diese Jahreszeit kaum oder gar keinen Frost mehr gibt. Sie nutzen die Gunst der ersten Stunde, um hungrige Bestäuber anzulocken, die nach einer Ruhezeit gierig auf Nahrung sind. Andere Gehölze, zum Beispiel die Hasel, kommen aus frostigen Gegenden, in denen lange Zeit keine Insekten fliegen. Da dort aber der Sommer kurz ist und es bis zur Samenreife lange dauert, müssen die Pflanzen vom Wind bestäubt werden und blühen, sobald es die Temperaturen zulassen, schon bei leichten Nachtfrösten.
Frühblühende Gehölze besitzen besonders kälteresistente Blüten. Ihr Trick: „Sie lagern hohe Zuckerkonzentrationen in die Blütenblätter ein. Diese wirken genauso wie der Frostschutz im Kühler“, erklärt Gartenexperte Elmar Mai. Die Blüten sind außerdem recht klein und bieten nicht so viel Angriffsfläche. Um trotzdem aufzufallen, müssen sie einen intensiven Duft verströmen oder grell gefärbt sein.
Ab Mitte März sind es vor allem Kamelien (Camellia japonica), die schon richtig Farbe zeigen. Da es viele Sorten gibt, also auch winter- bis frühblühende, ist die Kameliensaison recht lange und reicht bis Mai. Kälte ist dabei oft nicht das Problem, sondern eher die Wintersonne, die speziell bei Frost zum Austrocknen der Pflanzen führt. Daher gedeihen Kamelien bevorzugt in wind- und sonnengeschützten Lagen, wobei Mittagssonne die meisten Schäden anrichtet. Kamelien mögen einen leicht sauren Boden und sollten ansonsten in Ruhe gelassen werden. Schnitt ist nicht erforderlich, nur Störendes sollte entfernt werden.
Quelle: Imago / Blickwinkel
Oft sind um diese Jahreszeit schon Magnolien (Magnolia spp.) in Blüte, sie sind dieses Jahr leider durch den Frost ein paar Wochen zurückgeworfen worden.
Quelle: Imago / Blickwinkel
Am meisten fällt der früheste aller Rhododendren (Rhododendron praexcox). Mit seinem fast schon künstlich wirkenden Violett hat er eine enorme Fernwirkung. Es ist ein besonders hartes Gewächs aus dem Himalaya, wo die Wuchsperiode sehr kurz ist und man wenig Zeit hat, „alles in einer Saison zu erledigen“. Das erklärt auch den fast schon zwergigen Wuchs im Vergleich zu anderen Rhododendren-Arten.
Quelle: Imago/blickwinkel
Hamamelis virginiana, Hamamelis mollis und Kreuzungen wie die Hamamelis x intermedia öffnen auch bei Schnee ihre leicht duftenden Blüten. Es gibt eine Art aus Amerika und eine aus Asien. Von beiden sind mehrere Sorten im Handel. Der imposante Strauch sollte im Garten einzeln stehen.
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Der Winterschneeball (Viburnum bodnantense) blüht schon lange vor Weihnachten, legt bei Frost aber schon mal eine Pause ein. Die rosa gefärbten Blüten besitzen einen herrlichen Duft. Verwandt damit, aber etwas empfindlicher, ist der Duftschneeball (Viburnum farreri). Ebenfalls mit Duft blüht die Duft-Fleischbeere (Sarcococca humilis). Der kleine Strauch ist gut für Kübel oder kleine Gärten geeignet und behält im Winter sein Laub. Der vierte im Bund ist die Duft-Heckenkirsche (Viburnum purpusii), ebenfalls ein kleinerer bis mittlerer Strauch.
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Der Viburnum tinus kommt aus dem Mittelmeerraum und braucht etwas Winterschutz. In milden Wintern kann er draußen bleiben, bei zu starkem sollte we in einem ungeheizten Raum, z.B. Wintergarten, stehen.
Quelle: Imago / Blickwinkel
Die pendelnde Form einer gewöhnlichen Weide ist eine wichtige Bienenfutterpflanze. Sie ist auf ein Hochstämmchen aufgepfropft und blüht ähnlich wie die Hasel schon sehr früh. Hier ist es besonders wichtig, sie direkt nach der Blüte sehr stark zurückzuschneiden, damit sie im Folgejahr wieder blüht.
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Von den Mahonien gibt es eine sehr frühblühende Art, die Schmuck-Mahonie (Mahonia japonica). Die Sorte ‚Winter Sun‘ ist immergrün und daher für den winterlichen Garten wertvoll.
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Für Bienen ebenfalls interessant ist die Pieris japonica. Sie besitzt nicht nur eine schöne und frühe Blüte in rot oder weiß, sondern hat auch einen leuchtend roten Blattaustrieb. Da sie immergrün ist, ziert sie auch den gesamten Winter hindurch. Sie wächst langsam und meist sind kleiner wachsende Sorten im Handel.
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Der Jasminum nudiflorum wird gerne mit einer ‚verirrten‘ Forsythie verwechselt, denn er besitzt das gleiche leuchtende Gelb. Er eignet sich besonders zum Begrünen von Zäunen oder hängend zum Verkleiden von Mauern.
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Die Cornus mas ist einheimisch und liefert im Herbst leckere Früchte. Auch sie blüht bei den ersten wärmeren Sonnenstrahlen. Allerdings entwickeln sich ältere Exemplare zu größeren Bäumen.
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Weitere Arten sind Haselnuss (Corylus avellana) oder die Japanerle (Alnus japonica), die hängende Kätzchen besitzen und vom Wind bestäubt werden.
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Die Winterkirsche (Prunus subhirtella), ein großer Strauch oder ein kleiner Baum, kommt aus Japan und ist bei uns selten zu bekommen. Noch eine Rarität: Die Winterblüte (Chimonanthus praecox) ist ein klein bleibender Strauch mit herrlichem Duft, der es etwas geschützt mag.
Pflegetipps
Da die Blüte früh einsetzt, müssen die Pflanzen auch entsprechend früh zurückgeschnitten werden – allerdings nur bei Bedarf! Die Regel besagt: Rückschnitt nach der Blüte (bei Obstgehölzen nach der Fruchtreife), aber vor dem Wiederaustrieb. Die meisten frühblühenden Gehölze benötigen volle Sonne. Sie vollbringen Höchstleistungen und brauchen jeden wärmenden Sonnenstrahl. Daher ist auch ein geschützter Standort zu empfehlen, also weder Durchzug noch die Schlagwetterseite.
Ansonsten gelten die üblichen Standortbedingungen: Etwas kalkiger, schwerer oder durchlässiger Boden, Moorboden – gemäß den Anforderungen der Pflanze. Tipp: Vor dem Kauf und damit auch vor dem Einpflanzen sollte man sich über die Endgröße der Pflanze informieren.
Pflege von geschädigten Pflanzen
Zunächst gilt das Motto „Abwarten und Tee trinken“. Denn die wirklichen Schäden zeigen sich nicht sofort. Oft entstehen sie nicht durch die Kälte, sondern durch die damit verbundene Trockenheit. Und gerade bei Frost geht viel Wasser in die Atmosphäre!
Häufig rächt sich aber auch Übereifer. Denn wer seine Rosen schon im Herbst auf Endgröße zurück geschnitten hat, hat jetzt vielleicht den verfrühten Austrieb durch Frost verloren. Jetzt gilt einfach Abwarten und genau beobachten, welche Knospen noch vital austreiben und erst Mitte April den endgültigen Formschnitt vornehmen. Selbst bei Stauden sollten alles Erfrorene in Ruhe eintrocknen können, bevor es entfernt wird, denn die Pflanzen können noch oft genug Wertstoffe zurück gewinnen.