Der Mücke auf der Spur
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Sommerzeit ist Mückenzeit. Parasitologe Prof. Dr. Heinz Mehlhorn von der Uni Düsseldorf kennt sich bestens aus mit den Plagegeistern.
Laue Sommerabende könnten so schön sein, wären da nicht diese Stechmücken. Vor allem, wenn es plötzlich warm wird, können Mücken zur echten Plage werden, weil dann Tausende gleichzeitig schlüpfen und eine Blutmahlzeit suchen. Parasitologe Prof. Dr. Heinz Mehlhorn von der Uni Düsseldorf kennt sich bestens aus in Sachen Mücken.
Mückenpuppen bleiben bei Kälte im Wasser, steigen die Temperaturen, schlüpfen sie vermehrt. Bleibt es länger warm, schlüpfen täglich zwar weniger aber über einen längeren Zeitraum. Leben mehrere Generationen zur gleichen Zeit, kann das auch zu einer Plage ausarten. „Bei Wärme dauert die Generationenfolge etwa 17 bis 18 Tage, bei kaltem Wetter 30 Tage oder mehr“, weiß Prof. Dr. Mehlhorn. „Das sommerliche Klima begünstigt die Entwicklung der Mücken und sie finden auch schneller Wirte.“
Außerdem entscheiden Überschwemmungen darüber, ob es zu einer Mückenplage kommt oder nicht. Die Larven der sogenannten Überschwemmungsstechmücken, die an den Flussufern liegen, sind extrem wetterfest – Hitze oder Kälte halten sie gut aus. Da sie auch extreme Minusgrade überleben, spielt es für sie keine Rolle, ob der Winter mild oder hart war.
Männliche Mücken stechen nicht, nur Weibchen, die das Blut zur Eiproduktion benötigen. „Wenn wir manchmal Mückenschwärme an Ufern sehen, die wie Rauchschwaden aussehen, sind das Männchen – die Weibchen fliegen in ‚Pulks‘ hinein und lassen sich von ihnen ‚betanken‘, so Parasitologe Mehlhorn.
Der Mückenstich und unsere Reaktion
Mücken sind perfekt organisiert. Ihr Speichel hat drei Komponenten, wie Prof. Dr. Mehlhorn erklärt:
• Die erste Komponente verflüssigt das Blut, damit das Saugrohr nicht verstopft.
• Das zweite Element erweitert das Gefäß, damit mehr Blut laufen kann.
• Drittens kommt ein betäubender Stoff dazu, damit der Stich vom Mensch oder Tier nicht bemerkt wird.
• Das zweite Element erweitert das Gefäß, damit mehr Blut laufen kann.
• Drittens kommt ein betäubender Stoff dazu, damit der Stich vom Mensch oder Tier nicht bemerkt wird.
Alle drei Stoffe sind Eiweiße, die dazu führen, dass bei Menschen eine mehr oder minder starke allergische Reaktion auf unserer Haut auftritt. Es hilft, den Mückenstich zu kühlen oder einen Wirkstoff zum Abschwellen aufzutragen – in der Apotheke gibt es rezeptfrei verschiedene Gels. Wenn die Reaktion sehr stark ist, ähnlich wie bei einem allergischen Schock oder bei extrem vielen Stichen, sollte man einen Arzt aufsuchen.
Das Märchen vom süßen Blut
Mücken suchen nach bestimmten Geruchsmustern, die bei jedem Menschen unterschiedlich sind. Der Geruch entsteht aus dem Gemisch von Kohlendioxid, Buttersäure, Schweiß, und vielen anderen Komponenten. Für die Mücken sind manche Geruchsmuster angenehmer als andere, entsprechend werden manche Menschen bevorzugt gestochen.
Exotische Einwanderer
Rund 50 Mückenarten gibt es in Deutschland – zu den wichtigsten gehören laut Prof. Dr. Mehlhorn unter anderen die „Aedes“-Arten. Sie stechen nachmittags bis zur Dämmerung, sind üble „Beißer“ und gehören zu einer weltweit sehr verbreiteten Stechmückengruppe.
In den Tropen überträgt diese Gattung auch die Erreger der Malaria, sie sticht abends in der Dämmerung.
Die sogenannte Hausmücke sticht auch nachts zwischen 22 und 4 Uhr. Sie überlebt den Winter als Weibchen in Häusern und Wohnungen. Die Adulten der anderen Gattungen sterben oder überleben als Larven im Wasser. Wir hören ihren Flügelschlag als leises Summen. Ihren Stich merkt man meist nicht, weil in ihrem Speichel eine schmerzstillende Substanz enthalten ist.
Sie leben an Gewässern und im Schlamm und werden nur ein bis drei Millimeter groß. Sie waren der Überträger der Blauzungenkrankheit bei Rindern in den Jahren 2006 bis 2009. Sie stechen auch Menschen, können bei uns aber keine Viren übertragen wie in Afrika. Wenn man draußen in der Natur einen brennenden Schmerz in Knöchelhöhe spürt, liegt das häufig an einem Gnitzenstich.
Kriebelmücken sorgen für besonders schmerzhafte Stiche. Sie finden sich in Nähe von Rinderweiden und schnell fließenden Bächen.
Bremsen werden ein bis drei Zentimeter groß. Wenn sie den Rüssel aus der Haut herausziehen, tut das „höllisch“ weh. Sie jagen nicht nach Geruch, sondern suchen mit den Augen ihre „bewegliche Beute“. Sie verfolgen auch Fahrradfahrer, die an Gewässern entlang radeln.
In den letzten Jahren wurden vermehrt neue, exotische Arten gefunden wie beispielsweise die Tigermücke (Aedes albopictus). „Sie kam über Italien nach Deutschland, wahrscheinlich mit Schiffscontainern auf Lastwagen und kommt vor allem in Süddeutschland vor. In tropischen Ländern übertragen Tigermücken unter anderem die Viren des Denguefiebers“, so Parasitologe Mehlhorn. Die asiatische Buschmücke (Aedes japonicus) kann die Erreger der Hirnhautentzündung übertragen. Auch ist sie bereits vereinzelt in Deutschland heimisch. In Deutschland werden zum Glück noch keine lebensbedrohlichen Krankheitserreger von Mücken übertragen.
In den Tropen und Subtropen dagegen lauern die Erreger der Malaria, des Denguefiebers und andere Erreger schwerer Viruserkrankungen. Jährlich sterben mehrere Millionen Menschen an solchen Erregern. „Aber die Gefahr von Erregerübertragungen beginnt bereits in Südfrankreich, Spanien, Italien, Portugal: Hier können sogenannte Sandmücken die Erreger der „Leishmaniose“ übertragen – meist von infizierten Hunden oder Nagern“, warnt Mehlhorn. Leishmaniose bedeutet eine weltweit bei Mensch und Tier vorkommende Infektionskrankheit mit sehr unterschiedlichem Verlauf.
Die kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) besprüht ab dem Frühjahr Millionen Larven am Rheinufer mit dem biologischen Wirkstoff Bti, um den Bestand auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Die Tiere schlüpfen, wenn sie überschwemmt werden und es draußen warm ist. Außerdem arbeiten die KABS und andere Organisationen daran, die Verbreitung der asiatischen Tiger- und Buschmücke zu verhindern.
Mückenschutzmittel - was hilft?
Prof. Dr. Mehlhorns Meinung nach gibt es nur zwei wirksame Wirkstoffe: „DEET, 1945 von den Amerikanern entwickelt, wirkt gut, klebt aber, dringt in die Haut ein, hat einen eigenwilligen Geruch und löst Plastik auf. Der zweite weitverbreitete Wirkstoff, der in Deutschland entwickelt wurde, ist Icaridin. Er ist bei uns in vielen Mückenschutzmitteln enthalten und kann auch problemlos auf Kleidung aufgetragen werden. Von Geräten oder Hausmittel, die Mücken vertreiben sollen, rät er ab: „Ich habe sehr viele derartige Produkte getestet, manche wirken nur ganz kurz, andere überhaupt nicht.“
Mückenschutz kauft man als Reisender am besten vor dem Urlaub in Deutschland. In Asien, Afrika und Südamerika kann man sich nicht darauf verlassen, dass das Mittel tatsächlich nur die auf der Verpackung angegebenen Inhaltsstoffe enthält. „Kauft man in Finnland oder Asien irgendeinen Baumharz, kann das krebserregend sein, in Indien gibt es Pflanzenextrakte gegen Mücken, die können gefährlich sein und so gut wie wirkungslos“, so die Erfahrung des Parasitologen.
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