In der aktuellen Diskussion um ein gesünderes Stadtklima ist die Dachbegrünung eine wirksame Antwort. Vor allem im Siedlungsbereich gibt es enorm viele Flächen, die nicht begrünt sind, sondern den Boden versiegeln und nichts zur Luftqualität beitragen.
Lange Zeit wurde der Dachbegrünung nur wenig Aufmerksamkeit beigemessen. Aber die Zeiten haben sich geändert: Heutzutage geben verschiedene Kommunen und die KFW-Bank sogar Fördermittel dafür frei.
Vorteile der Dachbegrünung
Dachbegrünung bringt viele Vorteile für die Umwelt wie unter anderem:
Pufferung von Klimaschwankungen
Bindung von Feinstaub
Regenwasserrückhalt
Lebensraum für eine große Pflanzenvielfalt
Förderung der Vielfalt von Insekten und anderen heimischen Tieren (Brutplatz für Vögel)
Verbesserung des Wohnraumklimas: Wärme- und Kälteschutz
Verschönerung trister Dächer
Zum Teil Reduzierung der Abwassergebühren (in einigen Gemeinden)
Längere Lebensdauer der Dachabdichtung durch Schutz vor UV-Strahlung, Temperatureinwirkungen und Hagelschlag
Art der Dachbegrünung
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Arten. Dachbegrünung mit wenig Dachsubstrat bezeichnet man als Extensivbegrünung. Sie kommt mit sehr geringer Pflege aus.Für Flachdächer mit Schichten von 40 bis 50 Zentimetern Substrat ist die Intensivbegrünung hingegen besser geeignet. Sie stellt zwar größere Anforderungen an die Statik als die Extensivbegrünung und benötigt mehr Pflege, das Ergebnis ist dafür aber auch deutlich attraktiver.
Statik sollte geprüft werden
Da die Grünflächen einen immensen Druck auf die Dachstatik ausüben, sollte man diese vorher von einem Fachbetrieb überprüfen lassen. Bei einem Kiesdach stellt sie in der Regel kein Problem dar und man kann sofort mit der Begrünung beginnen.
Aber auch generell ist eine Begrünung nur unwesentlich schwerer als normale Dachabdeckungen mit Ziegeln. Daher ist eine Dachbegrünung grundsätzlich nicht genehmigungspflichtig. Trotdem sollte man vorher bei der örtlichen Baubehörde nachfragen, da das Baurecht Hoheitsrecht der Gemeinden ist.
Pflanzen für die Dachbegrünung
Die Pflanzen für die Dachbegrünung kommen aus Spezialgärtnereien, in denen nur Arten kultiviert werden, die unter harten Bedingungen auf dem Dach getestet wurden. Neuerdings wurden durch den Zusatz spezieller Wurzelpilze im Substrat, Mykorrhiza genannt, wachstumsfördernde Wirkungen festgestellt.
Bei der extensiven Dachbegrünung sind vor allem heimische Steingartengewächse wie Saxifraga, Sedum und Sempervivum geeignet, die es alle in vielen attraktiven Sorten gibt. Einige mediterrane Kräuter und besonders harte Blütenpflanzen wie Habichtskraut, Schnittlauch oder kleine Geranium-Arten ergänzen das Bild.
Aber auch heimische Arten aus Küsten- und Heidebiotopen oder mediterrane Kräuter sind gut geeignet. Sie liefern Insekten reichlich Nahrung. Solche Flächen sind aber vorwiegend Flachdächern vorbehalten.
Vorgehensweise
Mit Wurzelschutzfolien können Schäden am Dach durch Pflanzen vermieden werden. Dabei ist es wichtig, dass man eine Folie mit geprüfter Qualität wählt, die dann auf dem Dach verschweißt wird. Bei geneigten Dachflächen sind zusätzlich Rutschungssicherungen in gleichmäßigen Abständen erforderlich.
Das Wasser muss ungehindert in die Dachrinne fließen können. Ist das aufgrund der Dachneigung nicht der Fall, wird eine Drainageschicht benötigt. Flachdächer sollten eine mindestens fünf Zentimeter dicke Drainageschicht haben.
Das Kernstück der Dachbegrünung ist das Substrat. Bei der Substratwahl sollte man den Fachmann zurate ziehen und sehr gewissenhaft vorgehen. Der Trend geht zu leichtgewichtigen Materialien aus Lava-Asche, die es in den unterschiedlichsten Körnungen und mit verschiedenen Beimengungen an Humusstoffen gibt.
Man unterscheidet zwischen ein- und zweischichtigem Aufbau. Beim zweischichtigen Aufbau wird zuerst eine große und rein mineralische Drainageschicht aufgebracht. Auf das darüber gelegte Trennvlies kommt dann das mit Humus angereicherte Pflanzsubstrat. Beim einschichtigen Aufbau wird auf das Trennvlies verzichtet. Dies kann allerdings leicht zum Verstopfen der Drainage führen kann.
Bei der extensiven Begrünung genügt es, ein humushaltiges Substrat zu verwenden. Die spätere Düngung erfolgt aus der Luft in Form von gelösten Stickstoff-Verbindungen im Regenwasser und dem angewehten (Fein-) Staub, der viele Mineralstoffe enthält. Bei der intensiven Dachbegrünung ist dagegen eine sehr moderate Düngung angebracht. Allerdings sollte man auch hier mit der Dosierung vorsichtig sein. Denn: Werden die Pflanzen zu stark gedüngt, leidet ihre Trockenheits-Resistenz und die Winterhärte.