Eier aus ukrainischen Legebatterien

Eier aus ukrainischen Legebatterien

von Joachim Bartz, Jörg Göbel und Felix Klauser
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Hühner in Käfighaltung in Legebatterien

Einer der größten Eierproduzenten Europas, die ukrainische Firma Ovostar Union, hält Zigtausende Hennen in Legebatterien unter tierquälerischen Bedingungen. Das belegt umfangreiches Videomaterial, das Frontal21 vorliegt.

Auf den Bildern sind zusammengepferchte Hühner zu sehen, die miteinander kämpfen. Viele haben Wunden und sind nur noch teilweise mit Federn bedeckt. In den Käfigen liegen auch tote, halbverweste Tiere. Die Bilder stammen von der ukrainischen Tierschutzorganisation "Open Cages Ukraine", sind Ende 2019 entstanden und wurden vom ZDF geprüft.

"Achtung, Essen! - Eier": Eine Schachtel mit Eiern, eine Petrischale mit Keimen und zwei Teelöffel mit Zucker liegen auf einer Oberfläche.
Quelle: ZDF/Grafik Cine Impuls

Die mehrteilige Dokumentation "Achtung, Essen!" der frontal-Redation zeigt gesellschaftliche Konflikte rund um das Thema Ernährung:
Wein - gefährliche Droge oder stilvolles Kulturgut? Fisch wie Lachs, Dorsch und Co. mit gutem Gewissen genießen? Ist mit dem Verzicht auf Fleisch die Welt zu retten? Zerstört Billig-Brot das Bäcker-Handwerk? Warum essen die Deutschen mehr als 33 Kilogramm Zucker pro Jahr? Weshalb sterben immer mehr Menschen an antibiotikaresistenten Keimen? Und werden in Deutschland immer noch Eier aus qualvollen Legebatterien verkauft?

Im Vordergrund stehen engagierte Menschen, die oft schwer zu lösende Gegensätze aushalten müssen und für eine bessere Ernährung kämpfen.

Die Firma Ovostar verwies auf Nachfrage auf ihren Geschäftsbericht. Darin heißt es, die Eier-Produktion sei zertifiziert nach internationalen Lebensmittelqualitäts- und Sicherheitsstandards. Laut eigener Angaben verkauft die ukrainische Firma im großen Stil Eier und Eiprodukte in die EU und nach Deutschland. 2018 exportierte Ovostar demnach 587 Millionen Eier. 37 Prozent der Exporterlöse stammten aus dem Handel mit der EU.

Außenaufnahme Unternehmensgruppe Ovostar in der Ukraine, Stallanlagen von oben

Frontal21 berichtete über Käfighaltung in der Ukraine und die Zustände in Ställen der Firma Ovostar, die im großen Stil Eier nach Europa exportiert.

Die Redaktion hatte Ovostar mit den Vorwürfen konfrontiert sowie vergeblich um eine Drehgenehmigung in den Stallanlagen gebeten. Erst nach der Ausstrahlung reagierte die Firma mit einem Statement, das wir an dieser Stelle veröffentlichen.

Frontal21 hält an seiner Berichterstattung fest.

Legehennenhaltung "weit unter EU-Standard"

Legebatterie in der Ukraine
Eine Legebatterie in der Ukraine.
Quelle: ZDF

Die ehemalige Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast, Bündnis 90/Die Grünen, forderte die EU-Kommission zum Handeln auf: "Mit diesen Bildern muss die EU eigentlich sagen, das kommt uns nicht ins Haus. Oder besser, das kommt nicht in die EU." Nach Auffassung der grünen Bundestagsabgeordneten ist auf den Bildern eine Legehennenhaltung "weit unter EU-Standard" zu sehen. Künast verwies auf die Folgen für deutsche Hühnerhalter: "Es geht auch um die Landwirte, die sich hier bemühen, Tiere zu akzeptablen Bedingungen zu halten. Da darf es nicht sein, dass man zugunsten billiger Rohstoffe für die Lebensmittelindustrie rumtrickst."
In der EU ist die Käfighaltung in sogenannten Legebatterien seit 2012 verboten. Außerhalb der EU werden sie jedoch großflächig eingesetzt, unter anderem in der Ukraine. Von dort sind die Ei-Importe in die EU in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Im Jahr 2018 führte die EU 26.819 Tonnen Eier und Ei-Produkte aus Drittstaaten ein. 51,4 Prozent dieser Ei-Importe kamen aus der Ukraine (MEG-Marktbilanz 2019). Als Rohstoff – zum Beispiel Flüssigei oder Eipulver - landen sie in Lebensmitteln. Im Supermarkt kann der Verbraucher die Herkunft der verwendeten Eier nicht erkennen. Denn auf den Verpackungen verarbeiteter Produkte gibt es keine Kennzeichnungspflicht über die Haltungsform.

Kennzeichnungspflicht für verarbeitete Produkte

Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) forderte eine verschärfte Kennzeichnungspflicht für verarbeitete Produkte. ZDG-Präsident Friedrich-Otto Ripke sagte dem ZDF: "Wir möchten, dass der deutsche Verbraucher die Käfigeier erkennen kann, auch in den Produkten, und nach Möglichkeit diese Ei-Produkte auch meidet." Bei Schaleneiern existiert seit Jahren ein etabliertes Kennzeichnungssystem. Auf diesen Eiern können Verbraucher anhand eines Stempels Herkunftsland und Haltungsform erkennen.

Alle Teile der Doku "Achtung, Essen!"

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