Antibiotika im Wasser
von Jörg Göbel, Andreas Halbach und Felix Klauser
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Wenn Medikamente über das Abwasser in die Flüsse gelangen, können Ökosysteme zusammenbrechen. In Deutschland sind nur wenige Klärwerke in der Lage, Arzneimittelrückstände zu eliminieren, was bei Antibiotika gefährlich ist.
Milliardenkosten für bessere Kläranlagen: bis zu 20 Prozent höhere Abwassergebühren
Wenn sie in die Umwelt gelangen, drohen Resistenzen. In Gefahr sind vor allem Kleinkinder, alte Menschen und Risikopatienten mit geschwächtem Immunsystem. Wenn sie an schweren Infektionen erkranken und sich zugleich antibiotikaresistente Keime in der Umwelt einfangen, dann geht es oft um Leben und Tod. Europaweit sterben jedes Jahr mehr als 33.000 Menschen an Infektionen mit solchen Keimen, so das Robert Koch-Institut.
Klärwerke müssen nachgerüstet werden
Fachleute sind sich einig, dass die meisten der rund 3000 kommunalen Klärwerke in Deutschland nachgerüstet werden müssen, mit einer sogenannten vierten Reinigungsstufe. Das aber wird erhebliche Investitionskosten nach sich ziehen. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft rechnet mit Gesamtkosten von 36 Milliarden Euro bis zum Jahr 2045.
Um die zusätzlichen Belastungen für den Gebührenzahler zu reduzieren, fordern die Vertreter von Verbraucherschutz- und Umweltverbänden sowie der Wasserwirtschaft eine Kostenbeteiligung der Industrie und eine Selbstverpflichtung, bei der Herstellung von Medikamenten und Chemieprodukten umweltschonende Substanzen zu verwenden.
Bis zu 20 Prozent höhere Abwassergebühren
"Wir müssen endlich dazu übergehen, dass auch diejenigen, die die Umwelt verschmutzen, auch die Kosten dafür zahlen", so Martin Weyand, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft. Geschehe dies nicht, könnten die Abwassergebühren drastisch teurer werden. "Wir rechnen damit, dass sie um 15 bis 20 Prozent steigen."
Doch die Pharmaindustrie will sich nicht an milliardenschweren Kosten zur Reduzierung von Arzneimittelrückständen in deutschen Gewässern beteiligen. Dies sei "eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe", teilte der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller mit. Es sei kaum möglich, Wirkstoffe für gut verträgliche Arzneimittel zu entwickeln, die "auch eine optimale Umweltverträglichkeit aufweisen", heißt es in einem Schreiben an Frontal21.
Paul Kröfges vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland: "Wir haben es bisher mit einer strikten Verweigerungshaltung der Industrie zu tun."
Doch die Pharmaindustrie will sich nicht an milliardenschweren Kosten zur Reduzierung von Arzneimittelrückständen in deutschen Gewässern beteiligen. Dies sei "eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe", teilte der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller mit. Es sei kaum möglich, Wirkstoffe für gut verträgliche Arzneimittel zu entwickeln, die "auch eine optimale Umweltverträglichkeit aufweisen", heißt es in einem Schreiben an Frontal21.
Paul Kröfges vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland: "Wir haben es bisher mit einer strikten Verweigerungshaltung der Industrie zu tun."
1. Medikamente und Medikamentenreste sollten auf keinen Fall über die Toilette entsorgt werden. Schmerzsalben kurz vor dem Sport aufzutragen, bringt nichts. Sie landen danach beim Duschen einfach nur im Abwasser.
2. Vor dem Einsatz von Wasch- und Reinigungsmitteln sowie Biozidprodukten sollten sich Verbraucherinnen und Verbraucher grundsätzlich fragen:
Welche Art von Verschmutzung liegt vor?
Wie stark ist die Verschmutzung?
Gibt es mechanische Möglichkeiten, die Verschmutzung zu entfernen?
Welches Reinigungsmittel sollte zur Anwendung kommen?
Möchte man sich beim Einsatz von Wasch- und Reinigungsmitteln sowie Biozidprodukten umweltfreundlich verhalten, gibt es einige Grundregeln, die beachtet werden sollten:
2. Vor dem Einsatz von Wasch- und Reinigungsmitteln sowie Biozidprodukten sollten sich Verbraucherinnen und Verbraucher grundsätzlich fragen:
Welche Art von Verschmutzung liegt vor?
Wie stark ist die Verschmutzung?
Gibt es mechanische Möglichkeiten, die Verschmutzung zu entfernen?
Welches Reinigungsmittel sollte zur Anwendung kommen?
Möchte man sich beim Einsatz von Wasch- und Reinigungsmitteln sowie Biozidprodukten umweltfreundlich verhalten, gibt es einige Grundregeln, die beachtet werden sollten:
- Verschmutzungen sollten regelmäßig und zeitnah nach dem Eintreten der Verschmutzung entfernt werden.
- Wasch- und Reinigungsmittel und Biozidprodukte sollten immer entsprechend der Dosiervorschrift angewendet werden, damit vermeidet man eine Überdosierung und somit einen unnötigen Eintrag von Chemikalien in die Umwelt.
- Auf den Einsatz von Biozidprodukten ist grundsätzlich zu verzichten, sofern Alternativen vorhanden sind, mit denen ein vergleichbares Ergebnis erzielt werden kann. Grundsätzlich ist zu prüfen, ob wirklich Biozidprodukte nötig sind oder ob nicht normale Reiniger ausreichen. In einem normalen Haushalt sind beispielsweise keine Desinfektionsreiniger notwendig.
- Grobe Speisereste in den Abfall entsorgen,
- Geschirr nicht von Hand vorspülen,
- Geschirr so einräumen, dass alle Flächen von den Wasserstrahlen getroffen werden können,
- Geschirrspüler möglichst voll beladen, dabei Berührung der Geschirrteile untereinander vermeiden,
- Reiniger (Monotab bzw. Pulver), Klarspüler und Regeneriersalz einzeln entsprechend der Herstellerempfehlung einsetzen, Angaben zur Wasserhärte beachten
- Spülprogramm und -temperatur nach Geschirrart und Verschmutzungsgrad mit Hilfe der Herstellerangaben auswählen.
Es ist oft möglich, alternativ zu Biozidprodukten Hochdruck- oder Dampfreiniger zum Entfernen von Grünbelag zu verwenden. Diese Reinigungsverfahren können insbesondere auf Terrassen, Gehwegplatten, Einfahrten und auch an Hausfassaden in der Regel problemlos angewendet werden. Damit vermeidet man, dass chemische Mittel direkt in die Umwelt eingetragen werden, wodurch Insekten und Boden-Lebewesen, wie zum Beispiel Regenwürmer, das Grundwasser und natürlich auch Pflanzen im Garten geschützt werden.
Wenn regelmäßig mit Badreiniger, Allzweckreiniger, Handspülmittel und Scheuermilch gereinigt wird, ist der Einsatz von aggressiven „Powerreinigern“ in den meisten Fällen vermeidbar.
Quelle: Umweltbundesamt
Wenn regelmäßig mit Badreiniger, Allzweckreiniger, Handspülmittel und Scheuermilch gereinigt wird, ist der Einsatz von aggressiven „Powerreinigern“ in den meisten Fällen vermeidbar.
Quelle: Umweltbundesamt
Ratgeber: "Umweltbewusst reinigen - nachhaltig und hygienisch"
Herausgeber: Umweltbundesamt
Verbrauchertipps: Vermeidung von Schadstoffen in der Umgebung
Herausgeber: BUND
Herausgeber: Umweltbundesamt
Verbrauchertipps: Vermeidung von Schadstoffen in der Umgebung
Herausgeber: BUND