Retouren für den Müll
von Christian Esser, Birte Meier und Astrid Randerath
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Der Onlinehändler Amazon vernichtet massenhaft Retouren und neuwertige Produkte. Das ergaben Recherchen von Frontal 21 und der WirtschaftsWoche. Auch externe Anbieter entsorgen unverkaufte Ware über Amazon.
Interne Produktlisten, Fotos und Aussagen von Mitarbeitern belegen, dass in großem Umfang Güter aller Art in den deutschen Logistiklagern entsorgt werden - beispielsweise Kühlschränke, Wasch- und Spülmaschinen, Handys, Tablets, Matratzen und Möbel. Eine Amazon-Mitarbeiterin berichtet, dass sie jeden Tag Waren im Wert von mehreren 10.000 Euro vernichtet habe. Mehrere Beschäftigte kritisieren übereinstimmend, Amazon würde nicht nur unbrauchbare Produkte entsorgen, sondern auch funktionstüchtige, teilweise sogar neue Produkte zerstören.
Amazon bestreitet nicht die Vernichtung von Waren
Amazon bestreitet die Vernichtung von Waren nicht, teilt aber mit, das Unternehmen arbeite jeden Tag an der Verbesserung von Prozessen, um "so wenig Produkte wie möglich entsorgen zu müssen". Weiter heißt es: "Wenn Produkte nicht verkauft, weiterverkauft oder gespendet werden können, arbeiten wir mit Aufkäufern von Restbeständen zusammen, die diese Waren weiterverwenden."
Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, fordert Amazon auf, die Vorwürfe aufzuklären. "Das ist ein riesengroßer Skandal, denn wir verbrauchen auf diese Weise Ressourcen mit allen Problemen insgesamt auf der Welt." Ein solches Vorgehen passe einfach nicht in diese Zeit. "Ich bin überzeugt, dass viele Verbraucher von einem solchen Verhalten schockiert sind und es auch nicht akzeptieren werden", so Flasbarth.
Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, fordert Amazon auf, die Vorwürfe aufzuklären. "Das ist ein riesengroßer Skandal, denn wir verbrauchen auf diese Weise Ressourcen mit allen Problemen insgesamt auf der Welt." Ein solches Vorgehen passe einfach nicht in diese Zeit. "Ich bin überzeugt, dass viele Verbraucher von einem solchen Verhalten schockiert sind und es auch nicht akzeptieren werden", so Flasbarth.
Auch externe Anbieter entsorgen unverkaufte Ware über Amazon
Der ehemalige Bundesumweltminister Klaus Töpfer nennt die Praxis von Amazon "unverantwortlich". Die Umweltorganisation Greenpeace fordert Konsequenzen: "Wir brauchen ein gesetzliches Verschwendungs- und Vernichtungsverbot für neuwertige und gebrauchsfähige Ware", sagt Greenpeace-Expertin Kirsten Brodde.
Der größte Onlinehändler in Deutschland bietet auch externen Anbietern, die den Logistikservice "Versand durch Amazon" nutzen, die Möglichkeit, unverkaufte Lagerbestände zu entsorgen. "Sie können Ihren Lagerbestand auf Wunsch von uns entsorgen lassen", heißt es in einer Angebotsübersicht von Amazon. Interne Dokumente zeigen, dass der Service offenbar rege genutzt wird. Auf Produktlisten, die Frontal 21 und der WirtschaftsWoche vorliegen, tauchen zum Beispiel Kinderturnschuhe, Kopfhörer sowie hunderte weitere Artikel auf – für einen einzigen Tag, in einem einzigen Lager. Sie wurden intern mit der Versandmethode "Destroy", also "zerstören" gekennzeichnet.
Hinweis der Redaktion
Der Laptop, den Ilka Brecht zerschlagen hat, war übrigens schon vorher Schrott. Also keine Vernichtung neuwertiger Ware, wie sie bei Amazon so oft vorkommt.