Fußball: Zweitligist Hannover 96 träumt vom Aufstieg

Flucht nach vorne:Zweitligist Hannover 96 träumt vom Aufstieg

von Christian Otto

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Bei Hannover 96 ist jahrelang um Macht gestritten worden. Der neue Cheftrainer Christian Titz umdribbelt Zoff - mit 17 neuen Profis, Wucht und Risikobereitschaft.

Enzo Leopold und Christian Titz

Hat Hannover zu einem Aufstiegskandidaten gemacht: Trainer Christian Titz (r)

Quelle: Jan Hübner

Die Verwandlung gelingt erstaunlich schnell. Aus Hannover 96, der langjährigen Ulknudel des deutschen Profifußballs, wird eine von Euphorie getragene Erfolgsgeschichte. Deren Hauptautor ist neben Geschäftsführer Marcus Mann eindeutig der vom 1. FC Magdeburg abgeworbene Christian Titz.

Ihm wird als neuer Cheftrainer zugetraut, den Verein nach sechsjähriger Abwesenheit zurück in Liga eins zu führen. Titz etabliert bei den Niedersachsen eine Spielstrategie, die von Dominanz, Wucht und Risikobereitschaft geprägt ist.

Wir entscheiden, was auf dem Platz passiert.

Christian Titz, Trainer Hannover 96

Toni Leistner (Hertha BSC, l) jubelt.

Hannover 96 lässt die ersten Punkte liegen. Überraschend klar unterliegen die Niedersachsen im eigenen Stadion der Berliner Hertha, die ihrerseits den ersten Saisonsieg feiert.

15.09.2025 | 7:33 min

Wucht durch 17 Neuzugänge

Hannover 96 ist auch deshalb wieder ein spannendes Projekt, weil der Verein gerade nicht mehr öffentlich streitet und die Flucht nach vorne antritt. Wie es gelingt, nicht weniger als 17 Neuzugänge zu integrieren, diese Frage lockt Neugierige in Scharen an.

Gegen Schalke 04 (Freitag, 18:30 Uhr) ist das Stadion in Hannover mit 49.000 Zuschauern erneut ausverkauft. Eine einzige Niederlage in den bisherigen acht Saisonpartien lässt einen Trend erkennen, der Titz Recht gibt und die Kundschaft begeistert.

Titz führt "Hurra-Stil" ein

Der sogenannte Titz-Fußball ist bei der bundesweiten Konkurrenz bestens bekannt und erzielt trotzdem weiter Wirkung. Mit Hilfe von langen und intensiven Trainingseinheiten ist das neu formierte 96er-Team fit für einen Hurra-Stil gemacht worden.

Die Mannschaft um Kapitän Enzo Leopold tritt dominant auf, stört den Gegner früh und will auch unter Druck spielerische Lösungen finden. Falls das nach zwei Dritteln einer Partie noch nicht ausreicht, werden Reservisten eingewechselt, die mit ihrer Physis und Qualität die Entscheidung erzwingen.

Riskante Spielstrategie

Der Unterhaltungswert der Niedersachsen ist auch deshalb gestiegen, weil Titz seiner Mannschaft erlaubt, am Abgrund entlangzudribbeln. Torhüter Nahuel Noll, von der TSG Hoffenheim ausgeliehen und Nachfolger des zum 1. FC Köln gewechselten Ron-Robert Zieler, agiert mit seinem forschen Stellungsspiel wie ein zusätzlicher Abwehrspieler.

Seine Vorderleute verzichten im Spielaufbau mehrheitlich auf Rückpässe und Tempoverschleppung. Das birgt so manches Risiko, ergibt aber auch jede Menge Chancen.

Titz‘ Strategie: Auf eigene Stärken vertrauen

Ob der frühe Zauber mit vier Siegen in Folge zum Saisonstart in der Zweiten Liga und ein paar Rückschlägen danach schon wieder verflogen ist, lässt sich nur erahnen. Es ist Titz egal, ob seine Spielstrategie von der Konkurrenz entschlüsselt worden ist.

Er lebt der Mannschaft vor, auf die eigenen Stärken zu vertrauen. Sein Sammelsurium mit Leih- und Kaufspielern aus zwölf verschiedenen Nationen bildet eine Einheit, die Eindruck hinterlässt und mit aggressivem Stil überzeugt.

Henry Rorig (Energie Cottbus), Jonas Hofmann (Energie Cottbus), Torhüter Alexander Sebald (Energie Cottbus), Tolcay Cigerci (Energie Cottbus), Jubel nach Abpfiff.

Energie Cottbus feiert Alexander Sebald, der kurzfristig für Stammkeeper Elias Bethke einspringt. Sebald hält gegen Hannover 96 hinten dicht, Drittligist Energie siegt 1:0.

16.08.2025 | 2:20 min

Neuer Geschäftsführer bringt Ruhe in den Klub

Das aufstrebende Hannover hängt aber nicht nur mit der neuen Spielidee und dem forschen Trainer zusammen. Seitdem Marcus Mann vom Sportdirektor zum Geschäftsführer befördert worden ist, herrscht eine ungewöhnliche Ruhe.

Der langjährige Streit zwischen Kapital- und Vereinsseite um die Macht ist verstummt. Dem Klub bietet sich gerade die große Chance, sich von der starken Einflussnahme des langjährigen Entscheiders und Geldgebers Martin Kind zu emanzipieren.

Erfolg überlagert Streit

Dank Titz und Mann: Der sportliche Erfolg überlagert das nicht enden wollende Gezeter um die Frage, ob die 50+1-Regel zum Schutz vor zu großem Einfluss von Investoren in Hannover wirklich eingehalten wird. Kind hält in Hannover immer noch die wichtigsten Fäden in der Hand, obwohl der 81-Jährige zuletzt nur noch selten öffentlich in Erscheinung getreten ist. Doch im Moment geht es bei Hannover 96 vorrangig um attraktiven Zweitliga-Fußball und den Traum von mehr.

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