Tennisspielerin Lys über Bedrohungen: "Die haben keine Scham"

Tennisspielerin Eva Lys erlebt Beleidigungen und Bedrohungen nicht nur im Internet. "Auch leider im realen Raum. Man muss immer auf der Hut sein. Ich hatte keine schönen Interaktionen in den letzten Monaten", berichtete Lys beim WTA-Turnier in Berlin, ohne Details zu nennen. "Das meiste passiert aber online, weil sich ganz viele Leute verstecken", sagte die 23-Jährige weiter.

Durch ihre gestiege Bekanntheit bekomme sie immer mehr Hass-Kommentare in den sozialen Medien, sagte Lys jüngst dem "Tagesspiegel". Sie wolle das nicht einfach hinnehmen: "Ich glaube, es ist einfach wichtig, weiter darüber zu reden - in der Hoffnung, dass es irgendwann wieder weniger wird", so Lys: "Ich finde, sowas darf man nicht ignorieren - dafür sollte es immer Konsequenzen geben."

Immer mehr Tennisspielerinnen machen Bedrohungen gegen sich öffentlich. Zuletzt hatten Stalking-Vorfälle um die frühere Weltranglisten-Erste Iga Swiatek und die einstige US-Open-Siegerin Emma Raducanu in der Tennis-Szene für Aufsehen gesorgt.

Meist handelt es sich jedoch um Hasskommentare und Bedrohungen in den sozialen Medien. Auch die britische Tennisspielerin Katie Boulter berichtete nun öffentlich von Morddrohungen gegen sich und ihre Familie. Zudem berichtete sie von Hasskommentaren wie "Hoffentlich bekommst du Krebs."

Sie gehe damit an die Öffentlichkeit, weil beleidigende und bedrohende Inhalte zur Normalität geworden seien, begründete Boulter den Schritt. Es falle ihr immer schwerer, zwischen echter und nur vermeintlicher Gefahr zu unterscheiden. "Man weiß nicht, ob diese Person vor Ort ist. Man weiß nicht, ob sie in der Nähe ist oder ob sie weiß, wo man wohnt oder so etwas."

Lys vermutet hinter den Absendern von Nachrichten auf Social Media größtenteils Leute, die auf ihre Matches Geld wetten. "Einhundert Prozent. Das schreiben die mir auch", berichtet die Tennisspielerin:

Lys weiter: "Die haben keine Scham. Die beleidigen, das sind Morddrohungen. Sexismus. Alles", schilderte sie. Auch Anzeige habe sie schon erstattet, so Lys.

Um die Spielerinnen im Internet besser zu schützen, führte die Damen-Profiorganisation WTA im Jahr 2024 mit anderen Organisationen eine technologische Lösung ein. Künstliche Intelligenz (KI) soll Botschaften filtern. Rund 12.000 Posts und Kommentare, die die Regeln brechen, seien so zwischen Januar und Oktober 2024 entdeckt worden. 15 Konten seien an nationale Strafverfolgungsbehörden weitergeleitet worden.

"Wenn man die Kommentare löscht, kommt man nicht hinterher", berichtete Lys. Den Austausch mit der WTA bezeichnete die Deutsche als gut. "Es gibt Gespräche mit Vorschlägen, wie man die Bedrohungen eindämmen kann."

Lys stellte aber auch fest: "Es gibt gerade nicht genug Maßnahmen dagegen. Es gibt nicht viel, was man machen kann."