Leichtathletik-WM:kompakt - 9. Wettkampftag
Die Höhepunkte des neunten Wettkampftages kompakt zusammengefasst. Mit dem Zehnkampf-Finale, Hochsprung der Frauen, schnellen deutschen Staffeln und den letzten WM-Entscheidungen.
Neugebauer holt Zehnkampf-Krone - Kaul starker Vierter
Leo Neugebauer hat sich zum König der Athleten gekrönt. Ein Jahr nach Olympia-Silber gewann der Stuttgarter bei der Leichtathletik-WM im Zehnkampf-Thriller von Tokio nach einem Kraftakt über die abschließenden 1500 Meter mit 8804 Punkten noch Gold, der 25-Jährige setzte sich damit knapp vor Owens-Delerme (8784/Puerto Rico) und Kyle Garland aus den USA (8703) durch. Niklas Kaul, der 2019 WM-Gold gewonnen hatte, wurde Vierter (8538).
Im Nationalstadion meisterte Neugebauer einen verrückten Zehnkampf am besten. Er profitierte dabei auch vom Aus des norwegischen Topfavoriten Sander Skotheim nach einer Disqualifikation im Hürden-Lauf. Tokio-Olympiasieger Damian Warner ging wegen Achillessehnenproblemen gar nicht erst an den Start, Medaillenkandidat Simon Ehammer aus der Schweiz beendete den Wettkampf nach einer Nullnummer im Hochsprung. Der Deutsche Till Steinforth gab mit Schmerzen auf. Mehr als ein Drittel der gemeldeten Zehnkämpfer beendete den Wettkampf nicht.
Neugebauer gewann damit am letzten WM-Tag in Tokio das erste Gold für das deutsche Team und die insgesamt vierte Medaille. Nach Kaul und Torsten Voss, der 1987 in Rom Gold für die DDR gewann, ist Neugebauer der erst dritte Zehnkampf-Weltmeister aus Deutschland.
Bronze für deutsche Frauen-Staffel
Die deutsche Sprintstaffel um Gina Lückenkemper hat wie schon bei Olympia in Paris Bronze geholt. Das DLV-Quartett mit Sina Mayer, Rebekka Haase, Sophia Junk und Schlussläuferin Lückenkemper musste sich bei sintflutartigem Regen nur den USA und Jamaika geschlagen geben.In 41,87 Sekunden lag das Team vor allem dank der formidablen Schlussläuferin Lückenkemper nur knapp hinter den US-Frauen um die dreimalige Tokio-Weltmeisterin Melissa Jefferson-Wooden (41,75) und den Jamaikanerinnen (41,79), bei denen Shelly-Ann Fraser-Pryce zum Abschluss ihrer großen Karriere nochmal eine Medaille gewann. Das DLV-Quartett hatte zuletzt 2022 in Eugene eine WM-Medaille geholt. Damals gab es mit Lückenkemper ebenfalls Bronze.
Im Männer-Rennen über 4x100 Meter sprintete das DLV-Quartett mit Julian Wagner, Marvin Schulte, Owen Ansah und Lucas Ansah-Peprah in 38,29 Sekunden auf den guten fünften Platz. Die DLV-Männer hatten sich erstmals seit 2015 (Platz vier) wieder für ein WM-Finale mit der Sprintstaffel qualifiziert. Gold holten die USA mit Topstar Noah Lyles (37,29) vor Olympiasieger Kanada (37,55) und den Niederlanden (37,81).
Über 4x400 Meter führte Einzelweltmeister Busang Collen Kebinatshipi den Olympiazweiten Botswana zum ersten WM-Titel in der langen Staffel. In einem packenden Rennen siegten die Afrikaner in 2:57,76 Minuten vor den USA (2:57,83), die eigentlich im Vorlauf schon ausgeschieden waren, nach Protest aber noch einmal zum Ausscheidungsrennen antreten durften und noch das Finale erreichten. Bei den Frauen lief die herausragende 400-Meter-Weltmeister Sydney McLaughlin-Levrone die USA zum Sieg und zum Meisterschaftsrekord (3:16,61) vor Jamaika und den Niederlanden.
DLV-Hochspringerinnen gehen leer aus
Hochspringerin Christina Honsel hat nicht wie erhofft in die Medaillenvergabe eingreifen können. Die Weltjahresdritte Honsel riss bei 1,97 Meter dreimal die Latte und wurde mit übersprungenen 1,93 Meter Siebte. Für Teamkollegin Imke Onnen war ebenfalls bei 1,97 Meter Endstation. Sie landete mit mehr Fehlversuchen als Honsel auf dem elften Rang.
Gold holte sich die Olympia-Zweite Olyslagers mit 2,00 Metern vor der höhengleichen Polin Maria Zodzik, Weltrekordlerin und Olympiasiegerin Jaroslawa Mahutschich (Ukraine/1,97) musste sich nach Gold 2023 in Budapest mit Bronze begnügen.
Diskus-Riese Stahl trotzt dem Regen
Werfer auf Socken, ewig lange Pausen und üble Stürze: Der wildeste Diskus-Wettbewerb der Geschichte hat die Leichtathletik-WM in Tokio beendet. Nach sintflutartigen Regenfällen wurde die letzte Männer-Entscheidung erst mit großer Verspätung und nach dem Ende des restlichen Programms gestartet. Und weil es weiter goss, legten sich die schweren Jungs bei ihren Drehungen reihenweise hin. Manche probierten es in Joggingsneakern, der deutsche Werfer Mika Sosna zog sich Socken über die Wettkampfschuhe, andere barfuß - doch wenig half auf dem klatschnassen Betonring.
Unter anderem krachten der Österreicher Lukas Weißhaidinger und der Australier Matthew Denny mächtig auf den Boden. Am besten kam der Schwede Daniel Stahl mit den eigentlich nicht vertretbaren Bedingungen zurecht und schnappte mit sensationellen 70,47 Meter im letzten Versuch dem litauischen Weltrekordler Mykolas Alekna (67,84) Gold weg - Stahl hatte auch 2023 in Budapest gewonnen. Auch Alex Rose aus Samoa (66,96) auf dem Bronzerang fand ein gutes Konzept, profitierte wie Stahl und Alekna aber auch von kurzen "Trockenphasen".
Wenig ging bei den deutschen Werfern: "Sockenwerfer" Sosna wurde mit 58,60 m Elfter und damit Vorletzter, Henrik Janssen ohne gültigen Versuch Letzter.