Nach zwölf Jahren im Weltcup:Biathlet Benedikt Doll - Abschied ohne Wehmut
Beim Weltcup in Canmore verlässt mit Benedikt Doll der letzte aus der goldenen Generation die Biathlonbühne. Als Trainer will er künftig nicht arbeiten, sondern noch mal studieren.
Benedikt Doll beendet nach zwölf Jahren seine erfolgreiche Karriere im Biathlon.
Quelle: dpaBei der Einreise zum Weltcup in Soldier Hollow im US-Bundesstaat Utah, hatte Benedikt Doll ein Déjà-vu. "Dass sie aus Angst vor Fehlern keine Entscheidung treffen, das Gefühl habe ich bei Amerikanern immer wieder. So war es dann auch am Flughafen", erzählt der Skijäger aus dem Schwarzwald. "Dort wusste keiner so richtig, wer was zu tun hat."
Abschiedsvorstellung in drei Akten
Doll selbst dagegen wusste im Grunde schon vor der nun zu Ende gehenden Saison, was er Mitte März zu erledigen hat: Seine Skier und das Gewehr in die Abstellkammer geben und der großen Biathlonbühne Adieu sagen. Den Winter über wartete er noch ab, ob ihn die Lust auf eine weitere Saison nicht vielleicht doch noch mal packen würde. Sie packte ihn nicht, deshalb ist nun Schluss.
Von den USA ist Doll mit dem deutschen Biathlon-Tross inzwischen weitergeflogen nach Kanada. "Dort hat die Einreise perfekt geklappt", berichtet der 33-Jährige, der nach zwölf Weltcup-Wintern in Canmore nun seine Abschiedsvorstellung in drei Akten gibt: Los geht es am Freitag mit dem Sprint, bis zum Sonntag folgen noch das Jagdrennen und der Massenstart.
Benedikt Doll mit seiner Entscheidung im Reinen
Wehmut wird bei dem in Titisee-Neustadt geborenen Skijäger nach seinem letzten Rutscher über den Zielstrich nicht aufkommen. "Ich bin im Reinen mit meiner Entscheidung, ich trauere dem Sport nicht hinterher", betont Doll, in dessen Kopf schon so viele neue Ideen umherschwirren, dass er sich sicher ist:
Dass ich jetzt in ein mentales Loch falle, sehe ich als maximal unwahrscheinlich an.
Benedikt Doll
Als umtriebiger Organisator - etwa vom nachmittäglichen Kaffeeklatsch mit Kuchen - wird er Deutschlands Biathleten künftig fehlen. Eine große Lücke hinterlässt Doll aber vor allem auch im sportlichen Bereich. Mit ihm geht nach Simon Schempp (2021), Arnd Peiffer (2021) und Erik Lesser (2022) der Letzte aus der goldenen Generation von Bord, deren Mitglieder sich allesamt zu Weltmeistern in einem Einzelrennen aufschwangen.
In Nove Mesto zum Abschluss WM-Bronze im Einzel
Im Gespräch mit ZDFheute erklärte Doll, Sprint-Weltmeister von 2017, beim Start in den Winter:
Ich will aus dieser Saison die beste machen, die ich bisher hatte.
Benedikt Doll
Das hat nicht ganz geklappt, auch wenn er sich im vergangenen Sommer in Oberhof extra ein neues Gewehr bauen ließ.
Seine bisherige Top-Platzierung, Rang vier im Gesamtweltcup im Vorjahr, wird der Inhaber von sechs WM- und zwei olympischen Medaillen nicht mehr erreichen. Doch als Achter ist Doll aktuell erneut erfolgreichster DSV-Starter. Zudem ergatterte er im Februar in Nove Mesto bei seiner letzten WM noch die Bronzeplakette im klassischen Einzel.
Vom Biathlon zu Kindererziehung und Studium
Von seiner beruflichen Zukunft hat der Skijäger aus Kirchzarten, der Gemahlin Miriam ab sofort intensiv bei der Erziehung des eineinhalbjährigen Sohnes unterstützen will, ein klares Bild. "Trainer im Profibereich - darauf habe ich keine Lust", erklärt der Hobbykoch kurzum (sein Lieblingsgericht: Rehrücken mit Spätzle, Rotkohl und Maronen).
Ehrenamtlich Kinder zu trainieren oder zwischendurch mal als TV-Experte zu arbeiten, kann er sich dagegen vorstellen. Fest steht zudem, dass es den Wirtschaftsingenieur mit Bachelor in Marketing und Vertrieb noch mal an die Uni zieht: Im Herbst beginnt er in Offenburg ein Studium über nachhaltige Energiesysteme.
Benedikt Doll will persönliche CO2-Bilanz aufbessern
"Ich will einen Beitrag zur Energiewende leisten. Das ist schon ein Traum, ein Wunsch von mir", erklärt Benedikt Doll - der dabei auch an seine vielen Reisen im Weltcup-Zirkus zurückdenkt. "Vielleicht", überlegt er jedenfalls, "kann ich meine persönliche CO2-Bilanz, die bei mir durch den Sport ja nicht so gut ist, dadurch verbessern."
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