Scheidung mit Kindern: So gelingt Paaren die Trennung

Interview

"Eltern trennen sich nie":Wie Scheidung mit Kindern gelingen kann

von Laura Schäfer
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Jedes Jahr trennen sich Tausende Paare, viele haben Kinder. Wie umgehen mit negativen Gefühlen und der Sorge um die Kinder? Das erklärt Trennungscoach Dorothea Behrmann.

Ein Mädchen sitzt mit einem Tablet auf dem Sofa und ihre Eltern streiten sich im Hintergrund.

Wenn die Eltern getrennte Wege gehen, muss viel organisiert und geregelt werden - vor allem die Emotionen.

Quelle: Imago

Katy Perry und Orlando Bloom, Bastian Schweinsteiger und Ana Ivanovic, Marie Nasemann und Sebastian Tigges - diese Promi-Paare haben 2025 mitgeteilt, dass sie sich getrennt haben. Besondere Schwierigkeit: Sie alle haben kleine Kinder, denen sie die Trennung erklären mussten.

Das Statistische Bundesamt weist aus, dass sich 2024 knapp 130.000 Paare scheiden ließen. Die Hälfte von ihnen hat minderjährige Kinder. Doch wie können Eltern eine möglichst einvernehmliche Trennung vollziehen, ohne dass die Kinder allzu sehr belastet werden? Das verrät Trennungscoach und Buchautorin Dorothea Behrmann im Interview mit ZDFheute.

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ZDFheute: Frau Behrmann, welche Situationen führen Ihrer Erfahrung nach häufig zu einer Trennung?

Dorothea Behrmann: Es gibt heutzutage ein hohes Stresslevel mit Kindern, mit Haus, mit einer hohen Arbeitsbelastung - denn in den meisten Fällen arbeiten beide Partner. Im Alltagsstress geht viel unter und vielleicht auch einiges davon verloren, was man miteinander hatte vor der Familiengründung.

Echte Probleme entstehen dann, wenn man sich nicht mehr gesehen und gewertschätzt fühlt vom Partner. Wenn man das Gefühl hat, ich stehe hier alleine da mit meinen Themen, mit meinen Herausforderungen.

Dorothea Behrmann, Trennungscoach und Buchautorin

Treten Konflikte sehr oft auf und ist der Stresspegel ständig hoch, wird manchmal der Zeitpunkt verpasst, um an der Beziehung zu arbeiten. Die Liebe ist abgenutzt. Und dann ist es manchmal der bessere Weg auseinanderzugehen.

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ZDFheute: Wenn die Trennung feststeht: Wie bereitet das Ex-Paar es bestenfalls vor, den Kindern davon zu erzählen?

Behrmann: Die Realität ist, dass sich häufig einer trennen will und der andere nicht. Idealerweise schaffen es Eltern trotzdem, sich darüber zu einigen, wie die nächsten Schritte aussehen, bevor sie mit den Kindern sprechen. Sprich, wer zieht aus, wie soll das Umgangsrecht aufgeteilt werden. Eine ganz grobe und erst einmal vorübergehende Lösung kann Kindern Sicherheit und Stabilität bieten, die sie gerade in der Anfangszeit der Trennung dringend brauchen.

Dorothea Behrmann
Quelle: Amanda Dahms

... Trennungscoach und Buchautorin. Sie begleitet ihre Klienten und Klientinnen von der Entscheidung, ob sie sich trennen möchten oder nicht, durch den Trennungsprozess und die Zeit danach. Sie setzt auf friedliche und schnelle Einigungen, Respekt und ein positives Selbstwertgefühl.


Kleinere Kinder sind meistens sehr verunsichert und haben Verlustängste. Sie sollten nicht in den Entscheidungsprozess mit einbezogen werden, das ist Sache der Eltern.

Eltern müssen davon ausgehen, dass Kinder erst mal in eine Art Krise stürzen. Sie wollen nicht, dass sich Mama und Papa trennen.

Dorothea Behrmann, Trennungscoach und Buchautorin

Trotzdem sollte man altersgerecht, mit beruhigenden Worten, die Wahrheit über die Trennung sagen und nichts beschönigen. Die wahren Trennungsgründe bleiben beim Paar und werden nicht an die Kinder weitergegeben.

Eltern können trotz allem Schmerz ein Vorbild für ihre Kinder sein, mit Krisen konstruktiv umzugehen. Das Wichtigste ist, den Kindern zu vermitteln, dass sie als Eltern immer für die Kinder da sind und dass sie beide Elternteile gleichermaßen lieben dürfen, auch wenn diese getrennte Wege gehen.

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ZDFheute: Welche Gefühle kommen in Trennungssituationen meistens auf und wie können die Ex-Partner damit bestmöglich umgehen?

Behrmann: Die meisten erleben anfangs einen Schock, vor allem, wenn die Trennung überraschend kam. Das schlimmste Szenario ist, dass der Partner bereits einen anderen gefunden hat und man nichts davon wusste. Aber selbst wenn die Trennung vorher vielleicht öfter schon mal im Spiel war, erleben die meisten Menschen sehr intensiv negative Gefühle. Wut, Trauer, Verzweiflung, Hilflosigkeit, ein Gefühl der Zerstörung und sich nicht mehr ganz zu fühlen.

Der richtige Weg ist es, diese Gefühle zuzulassen und ihnen Raum zu geben. Ich rate immer dazu, sich Zeit zu nehmen und sich zu fragen, was gerade in einem vorgeht. Ich kann die Gedanken und Gefühle auch aufschreiben. So gewinne ich Abstand.

Hege ich sehr starke Wut gegenüber meinem Ex-Partner, sollte ich nicht versuchen, über das Kind Dinge wieder auszugleichen, also Rache zu üben. Das machen viele falsch.

Dorothea Behrmann, Trennungscoach und Buchautorin

Das aus meiner Sicht hilfreichste Gefühl, um über eine Trennung hinweg zu kommen, ist die Trauer. Denn sie ist ein Zugeständnis an den Abschied von einer bedeutsamen Liebe. Wer am Ende einer Beziehung mit Dankbarkeit auf die gemeinsame Zeit zurückblickt, hat es leichter, sich dem Leben (und einer neuen Liebe) zu öffnen.

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ZDFheute: Bei Kindern sollte der Kontakt aufrechterhalten werden, auch wenn man negative Gefühle füreinander hat. Was würden Sie in der Situation empfehlen?

Behrmann: Das Verletzungsgefühl ist gerade in der Anfangszeit sehr groß und die Kommunikation zum Beispiel bei der Übergabe der Kinder geht oft nach hinten los. Es gibt Paare, die so sehr mit ihrer Verletzung und Kränkung zu tun haben, dass es besser ist, die Kommunikation auf ein Minimum zu reduzieren. Apps können helfen. Dort können Termine mit den Kindern eingetragen, aber auch finanzielle Angelegenheiten geregelt werden.

Eltern trennen sich nie.

Dorothea Behrmann, Trennungscoach und Buchautorin

Im zweiten Schritt sage ich immer, ihr müsst eine neue Ebene finden, die sich so anfühlt, als wärt ihr Geschäftspartner. Also alle Emotionalität weg und hin zur Sachlichkeit. Die Hauptaufgabe der Eltern sollte sein, die eigenen Verletzungen so aufzufangen und zu heilen, dass die Kinder sich nicht entscheiden müssen und nicht zwischen den Fronten stehen. Wenn es gar nicht funktioniert, sollten sich die Eltern Hilfe holen. Mediatoren und Familientherapeuten können bei der Verarbeitung und der Kommunikation mit dem Ex-Partner helfen.

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Quelle: dpa

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