Bürgergeld: Linnemann fordert Mentalitätswandel

Interview

Bürgergeld:Linnemann fordert Mentalitätswandel

von Stefanie Reulmann
|

CDU-Generalsekretär Linnemann fordert "das komplette System vom Kopf auf die Füße" zu stellen. Sozialleistungen dürfte nur bekommen, wer "wirklich hilfebedürftig" sei, sagt er.

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann im Berlin-direkt-Interview
Linnemann fordert einen Mentalitätswandel beim Bürgergeld. Es könne nicht sein, "dass jemand Sozialleistungen erhält, nicht arbeiten geht, und andere sollen das für ihn bezahlen".17.03.2024
Die CDU hat den Wahlkampf eröffnet. Morgen will sie ein Konzept vorstellen, das im Fall einer Regierungsübernahme nach der nächsten Bundestagswahl eine radikale Reform des Bürgergeldes vorsieht. Auch der Name soll geändert werden. "Neue Grundsicherung" soll es dann heißen. Zu sehr suggeriere der Begriff Bürgergeld, dass es jedem zustehe, heißt es in dem Papier.

System "vom Kopf auf die Füße stellen"

Auch inhaltlich will die Partei einiges verändern. Generalsekretär Linnemann ist Co-Autor dieses Konzepts und betont am Abend in der ZDF-Sendung "Berlin direkt", seine Partei zeige dann "ein Konzept, was durchführbar ist, und wir werden zeigen als CDU, was wir besser machen als die Ampel". So weit zum Wahlkampf.
Seinerzeit hat die Union der Einführung des Bürgergeldes zugestimmt. Allerdings, so Linnemann, habe sich herausgestellt, dass es trotz einiger Verbesserungen nicht weit genug gehe. Nun müsse man "das komplette System vom Kopf auf die Füße stellen" und das Prinzip "fördern und fordern" wieder einführen.
Ein Rotstift und das Wort sparen stehen als Symbol für Haushaltseinsparungen.
Milliardenlöcher im Haushalt und stetig steigende Sozialausgaben: Deshalb fordert die Union die Abschaffung des Bürgergelds und die Einführung einer neuen Grundsicherung.17.03.2024
Wer arbeiten könne, müsse das auch tun. "Es kann nicht so funktionieren, dass jemand Sozialleistungen erhält, nicht arbeiten geht, und andere sollen das für ihn bezahlen", sagt Linnemann. Am jetzigen System kritisiert er, dass derjenige, der eine zumutbare Arbeit nicht annehme, häufig keine Folgen fürchten müsse.

CDU gegen Unterstützung für "Totalverweigerer"

Das soll sich nach dem Willen der CDU komplett ändern. "Wenn jemand ein Jobangebot bekommt, und er ist Totalverweigerer, dann gehen wir davon aus, dass er nicht bedürftig ist. Das ist das Neue", sagt Linnemann. Diese Auffassung vertrete auch das Bundesverfassungsgericht. Das sei man den Menschen schuldig, die arbeiten gingen und "mit ihren Steuern und Beiträgen das Sozialsystem überhaupt erst möglich machen".
Auch Wohnungswechsel bei zu großen Wohnungen sollen möglich und Vermögensprüfungen wieder eingeführt werden.






Das Bürgergeld "steht nur den Menschen zu, die wirklich hilfebedürftig sind", sagt Linnemann und betont die staatliche Verantwortung für die Bedürftigen im Land. "Wir müssen doch viel stärker noch für die Menschen da sein, die nicht arbeiten können, weil sie vielleicht aus gesundheitlichen Gründen beeinträchtigt sind", sagt er. Es gebe 1,8 Millionen Erwerbsgeminderte in Deutschland. Die Menschen, "die Unterstützung brauchen, die kriegen die", sagt er und räumt ein, dass sie wahrscheinlich sogar "noch mehr" bräuchten.

Linnemann: Deutschland braucht Mentalitätswandel

Gegen den Vorwurf der Symbolpolitik wehrt sich Linnemann im ZDF entschieden: "Der geht total an mir vorbei - total", sagt er. Das Land brauche dringend einem Mentalitätswandel.

Wenn wir diesen Mentalitätswandel nicht schaffen, dann war es das mit der Zukunft der Wirtschaft, des Mittelstandes und mit dem Wohlstand.

Carsten Linnemann

Forderung nach Bürgergeld-Reform
:Sozialpolitik: CDU will schärfere Sanktionen

"Ein Name, der Klarheit schafft", so beschreibt die CDU ihren Vorschlag zur Bürgergeld-Umgestaltung. Die "Grundsicherung" sieht deutlich schärfere Sanktionen vor.
von Mathis Feldhoff
Archiv: Warteschlange von Arbeitssuchenden vor einem Jobcenter

Mehr zum Thema