Papst und Queen: Warum bewegt uns der Tod von Persönlichkeiten?
Queen, Papst und Co.:Warum bewegt uns der Tod von Persönlichkeiten?
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Der Papst, die Queen oder John F. Kennedy: Für viele war ihr Tod ein einschneidendes Erlebnis. Warum uns das Schicksal von großen Persönlichkeiten so bewegt.
In Rom wollen die Menschen Papst Franziskus im Petersdom die letzte Ehre erweisen. Die Basilika blieb deswegen bis weit nach Mitternacht geöffnet.25.04.2025 | 0:20 min
Es ist merkwürdig, dass man den Tod einer weltpolitischen Persönlichkeit als Einschnitt ins eigene Leben erfahren kann. Am Ostersonntag war der schwer von Krankheit gezeichnete Papst Franziskus unter Aufbietung seiner letzten Kräfte noch einmal aufgetreten. Wie er da hoch über dem Petersplatz noch einmal zu den Gläubigen sprach, wirkte er dem Irdischen schon halb entrückt. Als dann keine 24 Stunden später die Nachricht von seinem Tod um die Welt ging, berührte dies auch Menschen, die nicht in der Kirche sind.
Ein anderes Beispiel dafür ist der Tod der Queen 2022. Elizabeth II. war 70 Jahre lang Königin, ein ganzes Menschenleben lang. Ihr Staatsbegräbnis soll weltweit von Milliarden Menschen verfolgt worden sein.
Gerade auch das ist wohl entscheidend dafür, dass sich das Ereignis so tief ins Gedächtnis einprägte: "Der Tod solcher Weltfiguren wird eben von sehr vielen Menschen zugleich geteilt", sagt Andreas Hamburger, Film-Psychoanalytiker und Professor für klinische Psychologie in Berlin. "Und davon geht die Botschaft aus: Das ist wichtig."
2024 jährte sich der Todestag der Queen zum zweiten Mal.09.09.2024 | 2:23 min
Das menschliche Gedächtnis ist kein Computer, der alles, was passiert, gleichermaßen abspeichert. Dafür ist auf der Festplatte nicht genug Platz. Es wird sich vielmehr nur an bestimmte Eckdaten erinnert - alles, was dazwischen liegt, wird vom Gehirn im Nachhinein rekonstruiert. Und dafür spielen kulturell markierte und medial verbreitete Ereignisse eine Rolle.
Große Figuren sind für uns dementsprechend auch Organisatoren unseres Gedächtnisses.
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Andreas Hamburger, Psychoanalytiker
Kennedy-Mord war für viele traumatisch
Ein Sonderfall ist in diesem Zusammenhang die Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy 1963. Besonders für die Westdeutschen, denen er noch wenige Monate zuvor versichert hatte, "ein Berliner" zu sein, war das Attentat in Dallas ein derartiger Schock, dass viele von ihnen noch Jahrzehnte später sagen konnten, wo sie die Todesnachricht zum ersten Mal gehört hatten. "Das ist noch einmal eine andere Dimension, es ist ähnlich wie 9/11", meint Hamburger.
Er gilt bis heute als einer der populärsten US-Präsidenten der Geschichte. Aber wer war er wirklich? In seiner politischen Karriere lagen Licht und Schatten dicht beieinander.19.11.2023 | 19:07 min
Auch bei den Terroranschlägen vom 11. September 2001 können sich noch sehr viele Menschen daran erinnern, wie sie die ersten Bilder der brennenden Zwillingstürme gesehen haben. "Das ist vergleichbar mit einer traumatischen Erfahrung, die wir uns in quasi eingefrorenen Bildern jederzeit wieder vor Augen rufen können."
Am 11. September 2001 schaute die Welt entsetzt zu, als die Zwillingstürme des World Trade Centers in New York in sich zusammenstürzten. Seither gibt es darüber zahlreiche Verschwörungstheorien.22.10.2020 | 43:33 min
Effekt bei Kanzlern nicht so gravierend
Wie verhält es sich nun eigentlich mit den Kanzlern der nüchternen Bundesrepublik? Hier scheint der Effekt nicht ganz so gravierend sein. Das mag damit zu tun haben, dass die Kanzler nicht im Amt sterben, sondern meist lange nach dem letzten Zapfenstreich.
Doch auch hier kann ein Abgang tiefe Spuren hinterlassen. "Ich kann mich noch gut an den Tod von Adenauer 1967 erinnern", erzählt Hamburger. Er war damals Schüler an einem Münchner Gymnasium, und am Tag der Beisetzung wurden alle in die Aula geführt, um die Übertragung der Trauerfeier im Kölner Dom zu verfolgen. "Ich weiß noch, dass sich der Kommentator an einer Stelle versprach, er sagte voller Pathos 'Im hohen Köln zu Dom'." Anstatt: im hohen Dom zu Köln. "Da ging bei uns ein Riesengekicher los."
Feierliche Inszenierung für unvergessliche Bilder
Dass Hamburger das Ereignis 58 Jahre später aber auch als sehr bedeutsam in Erinnerung hat, führt er selbst auch darauf zurück, dass es so feierlich inszeniert war. Eben dafür ist die katholische Kirche mit ihren Riten, Chorälen und Liturgien ausgewiesene Spezialistin.
Beim Papstbegräbnis an diesem Samstag sind unvergessliche Bilder garantiert: Kardinäle in blutroten Gewändern und Staatenlenker aus aller Welt vor der Kalkstein- und Marmormasse des Petersdoms. Ein weiter Platz mit einem einfachen Holzsarg in der Mitte. Großes Welttheater.
Papst Franziskus ist am 21. April im Alter von 88 Jahren gestorben. Er trat im Jahr 2013 sein Amt an. Der Argentinier folgte auf den Deutschen Benedikt XVI.. News und Hintergründe.