Bekommt Spanien einen 300 Meter hohen Stier als Wahrzeichen?

Umstrittener Vorstoß:Bekommt Spanien riesigen Stier als Wahrzeichen?

|

Paris hat den Eiffelturm, Ägypten die Pyramiden - und Spanien? Das Land der Toreros diskutiert über einen geplanten Tourismusmagneten: einen gigantischen Stier aus Metall.

Die von der Academia de Tauromaquia (Spanische Akademie für Stierkampf) zur Verfügung gestellte undatierte Visualisierung zeigt eine geplante Stierskulptur aus Metall mit einer Höhe von 300 Meter am 31.07.2025.
300 Meter Metall: Die Statue "Der Stier von Spanien" soll nach Plänen der Spanischen Akademie für Stierkampf neues Wahrzeichen des Landes werden.
Quelle: dpa

Spanien streitet über den Plan für ein Bauwerk gigantischen Ausmaßes: eine 300 Meter hohe Stierskulptur aus Metall. Sie soll damit genau so hoch wie der Eiffelturm in Paris werden und künftig als nationales Wahrzeichen dienen.

"Der Stier von Spanien" - neue kulturelle Attraktion?

Das ebenso ehrgeizige wie umstrittene Projekt der Spanischen Akademie für Stierkampf trägt den Namen "El Toro de España" - "Der Stier von Spanien". Die Statue soll nicht nur eine ingenieurtechnische Meisterleistung, sondern auch ein kulturelles Symbol und eine touristische Attraktion werden. So schildert es der Präsident der Akademie, Jorge Álvarez, im TV-Sender Canal 33:

Spanien hat kein überragendes materielles Symbol, das es repräsentiert. Was könnte besser sein als der Stier?

Jorge Álvarez, Präsident der Spanischen Akademie für Stierkampf

Eine Festungsanlage mit Mauer und mehreren Türmen auf einem Hügel. Im Hintergrund Berge und blauer Himmel mit einzelnen Schleierwolken.
Spanien verfügt über einige Tourismusmagnete; wie die Alhambra in Andalusien, ein Weltkulturerbe, das im 13. und 14. Jahrhundert von maurischen Herrschern erbaut wurde.13.02.2023 | 43:23 min
"Jeder Tourist nimmt eine Stierfigur mit nach Hause, wenn er nach Spanien kommt", ergänzt Álvarez. "Warum geben wir ihnen nicht einen, den sie nie vergessen werden?" Die Statue werde weltweit "einzigartig sein".

Aussichtsplattformen in den Hörnern

Das Bauwerk wird laut Initiatoren nicht nur die Tradition sichtbar machen, sondern auch wirtschaftliche Impulse setzen - vergleichbar mit der Wirkung des Eiffelturms in Paris, der Freiheitsstatue in New York, des römischen Kolosseums oder der Pyramiden in Ägypten.
Die Skulptur soll in der Haltung eines kampfbereiten Stiers gestaltet werden. In den Hörnern sind Aussichtsplattformen geplant. Am Sockel ist ein touristisches Zentrum mit Ausstellungen, Gastronomie und Verkaufsflächen vorgesehen.
Finanziert werden soll das Projekt ausschließlich durch private Investoren. Gemeinden, die sich als Standort anbieten, würden über Beteiligungsmodelle von künftigen Einnahmen profitieren.

Standort noch gesucht - Madrid lehnt ab

Wo die Stierstatue errichtet werden soll, steht noch nicht fest. Es soll viele Interessenten geben, darunter von Touristen weniger besuchte Städte wie Ciudad Rodrigo und Burgos.
In Burgos würde die Statue würde die gotische Kathedrale, Weltkulturerbe und Nationaldenkmal, um das Dreifache überragen. Die Opposition im Stadtrat ist empört.
Auch Tierschützer in Burgos gehen auf die Barrikaden. Die Sprecherin des Vereins ProAnBurgosa, Judith Sánchez, empfindet das Ansinnen, ein Symbol errichten zu wollen, das "für Folter und Tiermisshandlung steht", als "Provokation".
Stierlauf ohne Stier in Spanien
Statt wie in Spanien üblich Stiere durch die Straßen zu jagen, wird in Mataelpino eine Riesenkugel den Berg hinunter gerollt; eine tierfreundliche Alternative.01.09.2023 | 2:08 min
Auch in der spanischen Hauptstadt scheint man von dem riesigen Stier wenig begeistert: Das Angebot der Akademie hat Madrid laut spanischen Zeitungsberichten abgelehnt. Man sei dort nicht bereit, ein Grundstück für den Stahlgiganten zur Verfügung zu stellen.

Tradition des Stierkampfes zunehmend umstritten

Das Vorhaben weckt in Spanien Erstaunen und Bewunderung, es ruft jedoch auch kritische Stimmen hervor. Gegner bezweifeln, dass ein Monument dieser Größe und Symbolik dem modernen Selbstverständnis Spaniens gerecht wird.
Der Stierkampf ist zwar seit Jahrhunderten fester Bestandteil der spanischen Kultur und wurde 2013 von der damaligen konservativen Regierung sogar zum nationalen Kulturgut erklärt, das mit öffentlichen Mitteln finanziert werden darf. Die Tradition wird aber zunehmend umstrittener und verliert vor allem unter den Jüngeren immer mehr an Attraktivität.
Quelle: dpa, ZDF

Mehr über Spanien