Demos in Touristen-Hochburgen:Proteste gegen Massentourismus in Spanien
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Schon vergangenes Jahr gingen viele Spanier gegen Massentourismus auf die Straße: Zu Beginn der Sommersaison flammen die Proteste in Touristen-Hochburgen wieder auf.
Die Wut auf den Massentourismus treibt viele Menschen in Spanien auf die Straße. Am Sonntag starteten in zahlreichen Städten und Urlauberregionen erneut Demonstrationen gegen die sozialen Auswirkungen des zunehmenden Andrangs von sonnenhungrigen Touristen.
In der Mittelmeermetropole Barcelona protestierten rund 800 Menschen mit dem Slogan "Der Tourismus raubt uns unser Brot, unser Dach und unsere Zukunft. Beschränkt den Tourismus jetzt!". Auch auf Ibiza, den Kanaren-Inseln Lanzarote und Teneriffa sowie in Urlauberhochburgen wie Valencia, Bilbao, Granada oder San Sebastian protestierten Tausende Menschen für "weniger Tourismus, mehr Leben".
Mallorca: Kritik an Stillstand seit letzten Protesten
In Palma de Mallorca protestierten Tausende Menschen unter dem Motto "Für das Recht auf ein würdiges Leben. Lasst uns die Touristifizierung stoppen". Jaume Pujol, Sprecher einer dortigen Initiative, sagte der Regionalzeitung "Diario de Mallorca", ein Jahr nach dem großen Protest von Juli 2024 sei nichts geschehen. Man sei von der Regional-Regierung komplett ignoriert worden.
Das Einzige, was sie getan hat, waren ein paar Debatten zum Thema Nachhaltigkeit, die ein Reinfall waren.
Jaume Pujol, Initiative gegen Massentourismus auf Mallorca
Proteste gegen Massentourismus: 140 Bürgerinitiativen beteiligt
Insgesamt mehr als 140 Bürgerinitiativen riefen nach den Massenprotesten im vergangenen Sommer landesweit erneut dazu auf, die negativen Folgen des Tourismus für die Bevölkerung anzuprangern. Sie argumentieren, dass er die Mieten in die Höhe treibt, die städtische Infrastruktur überlastet und zu Müllproblemen und Wasserknappheit führt.
Im Jahr 2024 kamen mehr als 90 Millionen ausländische Besucher in das Land. Protestierende fordern eine Umstellung auf nachhaltige Tourismusmodelle. Zu den Forderungen gehören:
- die Einführung von Touristen-Obergrenzen in überfüllten Gebieten,
- die Erhöhung von Touristensteuern zur Finanzierung lokaler Infrastruktur
- sowie die Regulierung und Begrenzung von Kurzzeitvermietungen.
Kritik wegen Wohnungsnot in Spanien
Spanische und ausländische Vermieter bevorzugen oft die Vermietung an Touristen zu höheren Preisen, was zu einer Wohnungsnot geführt hat, durch die viele Bewohner aus ihren Stadtvierteln verdrängt wurden.
"Der Zugang zu bezahlbarem Wohnraum ist eines der größten sozialen Probleme Spaniens und führt zur Verarmung von immer mehr Familien", sagte Fernando Fuentes, Leiter für Sozialangelegenheiten bei der spanischen Bischofskonferenz, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Die Gründe sind neben dem Fehlen von Sozialwohnungen vor allem auch die Explosion touristischer Apartments.
Fernando Fuentes, Leiter für Sozialangelegenheiten bei der spanischen Bischofskonferenz
Das bestätigen auch jüngste Umfragen des staatlichen Meinungsforschungsinstituts CIS. 28,4 Prozent der Spanier halten die Wohnungsnot für noch kritischer als die Arbeitslosigkeit oder die politische Lage. Laut einem Bericht der Organisation für bezahlbaren Wohnraum "Provivienda" sind in Spanien derzeit 5,5 Millionen Haushalte von den Folgen der Wohnungsnot betroffen.
Tourismus lässt die Kassen klingeln
Insgesamt 22,4 Milliarden Euro ließen die Touristen aus dem Aus- und Inland 2024 auf den Balearen mit Mallorca, Ibiza und Co. - etwa zwölf Prozent mehr als 2023. Auf Mallorca hat der Tourismus einen Anteil von über 40 Prozent am Gesamteinkommen. Die Branche freut sich, aber unter den Einheimischen wächst der Unmut.
Quelle: KNA, dpa
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