Georg Stefan Troller ist tot: Reporterlegende wurde 103 Jahre alt

Reporterlegende und Zeitzeuge:Georg Stefan Troller mit 103 Jahren gestorben

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Als Soldat war er bei der Befreiung des KZ Dachau dabei. Nun ist der österreichische Schriftsteller und Filmemacher Georg Stefan Troller im Alter von 103 Jahren gestorben.

Journalist und Dokumentarfilmer Georg StefanTroller am 08.11.2014.

Georg Stefan Troller war schon zu Lebzeiten eine Legende. Ganzen Journalisten-Generationen galt er als Vorbild des Dokumentarfilmers.

27.09.2025 | 14:34 min

Er hat etwa 2.000 Interviews geführt und mehr als 170 Filme gedreht. Sein "human touch", den er als erster in das deutsche Fernsehen einführte, machte Georg Stefan Troller zu einer Reporterlegende. Nun ist der Journalist, Dokumentarfilmer, Drehbuchautor und Schriftsteller im Alter von 103 Jahren gestorben, wie seine Tochter Fenn Troller in Paris mitteilte.

Georg Stefan Troller im Gespräch mit Gero von Boehm

Als "Menschenfresser" hat er sich einmal selbst bezeichnet. Der leidenschaftliche Dokumentarfilmer und Autor ist Vorbild ganzer Journalistengenerationen.

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Einfühlsamer Beobachter menschlicher Schicksale

Troller ging es immer um Menschen und ihre Schicksale, gleich ob bekannte oder unbekannte Menschen, ob große oder kleine Lebensgeschichten. In seinen Reportagen ging er an die Grenzen des journalistisch Möglichen: Er tastete sich an die Menschen heran, über die er berichtete, fragte sie aus, ohne sie vorzuführen, trat in ihr Leben, ohne sie bloßzustellen.

Ein unverkennbarer Stil, der ihn zum Vorbild ganzer Journalistengenerationen werden ließ. Die "Literarische Welt", bei der Troller bis zuletzt als Kolumnist tätig war, trauert um einen "Jahrhundertzeugen".

Herkunft und Flucht vor den Nationalsozialisten

Troller wurde am 10. Dezember 1921 in Wien in eine jüdische Pelzhändlerfamilie geboren. 1938 flüchtete seine Familie vor den Nazis zunächst in die Tschechoslowakei, dann nach Frankreich und von dort in die USA.

Der gebürtige Wiener hatte zunächst eine Ausbildung zum Buchbinder gemacht. Im Jahr 1943 wurde er von der US-Armee zum Kriegsdienst eingezogen und war später als US-Soldat unter anderem an der Befreiung des KZ Dachau beteiligt. Nach seinem Studium der Theaterwissenschaften in den USA hatte ihn im Jahr 1950 ein Fulbright-Stipendium an die Universität Sorbonne in Paris gebracht. Dort fand er seine Berufung als Kulturkorrespondent und Fernsehreporter.

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Fernsehkarriere zwischen Paris, Köln und Mainz

Seine Karriere begann er in den 60er Jahren mit der Sendung "Pariser Journal" im Westdeutschen Rundfunk mit prominenten und weniger prominenten Gästen aus der französischen Hauptstadt.

Später setzte er sie mit der ZDF-Sendereihe "Personenbeschreibung" fort, die mit psychologischen Porträts von Menschen unterschiedlichster Herkunft neue Maßstäbe im Fernsehen setzte.

Quelle: dpa, EPD

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