Elektroschrott wird Kunst:Der Kartograf des digitalen Zeitalters
von Thadeus Parade
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Elias Sime verwandelt Elektroschrott in poetische Landschaften. Seine großformatigen Kompositionen thematisieren Fortschritt und Entfremdung des Menschen durch die Digitalisierung.
Ein Kunstwerk von Elias Sime bei der Ausstellung in Düsseldorf
Quelle: AP
Der Stadtplan einer Megacity aus der Luft - so jedenfalls wirkt das Bild von Weitem. Doch je näher man rückt, desto verwirrender wird das Ganze: denn Straßenzüge und Wohnblöcke bestehen aus ausrangierten Computerplatinen - endlos aneinandergereiht.
Spiel mit Perspektiven
"Tightrope", so nennt der äthiopische Künstler Elias Sime sein monumentales Wandbild - ein Spiel mit Perspektiven: Materialien, die einst Träger von Informationen waren wie Drähte, Leiterplatten oder Schaltkreise, verschmelzen zu topografischen Karten.
!Hier wäre als Video das Stück des Autors, mima 26.2.
Elias Sime ist ein Architekt der Erinnerung, ein Kartograf des digitalen Zeitalters, dessen Werk die Verbindung von Mensch und Technologie, von Fortschritt und Vergänglichkeit in atemberaubenden Kompositionen einfängt.
Technologie erleichtert viele Dinge, aber wir müssen diese Technologie hinterfragen.
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Elias Sime
"Denn durch die zunehmende Digitalisierung bleibt etwas auf der Strecke - unsere Gefühle, Seele, Anfassen, das, was uns als Mensch ausmacht", so Sime weiter.
Junge Menschen in Deutschland verbringen einer neuen Studie zufolge wieder mehr Zeit im Internet. Die Internetnutzung stieg damit erstmals seit dem Coronajahr 2020 wieder an.
mit Video
Sime ist kein Nostalgiker des digitalen Zeitalters, kein Kritiker der Technisierung per se. Vielmehr erzählt seine Kunst von globalen Verbindungen, von Migration, von den unsichtbaren Strömen der modernen Welt.
Die Materialien für seine Werke stammen oft von den Elektronikmärkten in Addis Abeba, wo ausrangierte Geräte aus dem Westen landen. Hier, in den Händen lokaler Händler, beginnt ihre zweite Existenz - eine, die Elias Sime in seinen Werken weiterträgt.
Ausstellung im Düsseldorfer Kunstpalast
Felicity Korn, Kuratorin der Ausstellung, bringt es so auf den Punkt: "Ich glaube, er öffnet uns Perspektiven auf zwischenmenschliche Beziehungen, die wir sonst nicht hätten - und das über Materialien, die uns alle im Alltag umgeben."
Post des Düsseldorfer Kunstpalastes zu Simes Ausstellung
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Man könnte seine Arbeiten auch als eine Form der modernen Archäologie begreifen, denn sie bergen unzählige Geschichten in sich: Spuren von Händen, die einst über Tastaturen tanzten, von Maschinen, die einst rechneten, kommunizierten, speicherten.
Mir geht es um die Geschichte, die all diese Dinge beinhalten. Denn die permanente Nutzung digitaler Geräte verändert unser Denken, Fühlen, Handeln - und das bereitet mir Sorge.
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Elias Sime, Künstler
Nie sei es leichter als heute gewesen, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten - über soziale Netzwerke, Messenger oder Videocalls. Doch paradoxerweise führe diese ständige Online-Präsenz nicht zu mehr Verbundenheit, sondern oft zu Vereinsamung bis hin zu einer Entfremdung von realen Begegnungen.
Die Risiken für Jugendliche im Netz steigen, KI verschärft das Problem. Zu diesem Ergebnis kommt der Jahresbericht des gemeinsamen Kompetenzzentrums für Jugendschutz im Internet.28.08.2024 | 1:27 min
Diesen Widerspruch will er sichtbar machen, indem er den Blick vom Großen auf das Kleine lenkt: ein dicht verwobenes Netz aus Erinnerungen, Wegen und Umwegen, die zu organischen Strukturen, zu Wellenbewegungen und pulsierenden Netzen verschmelzen.
Die Werkschau des äthiopischen Künstlers Elias Sime ist seine erste Einzelausstellung im deutschsprachigen Raum. Sie läuft noch bis zum 01. Juni 2025 im Kunstpalast Düsseldorf.
Quelle: Stiftung Museum Kunstpalast Düsseldorf
Alles garniert mit einer guten Prise Leichtigkeit: denn seine farbenfrohen, großformatigen Kunstwerke sind nicht nur tiefgründig, sondern sollen am Ende auch ein Stück Optimismus vermitteln.
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