Tüv warnt vor Folgen:Immer mehr Schummelversuche in Fahrschulen
Die Durchfallquoten bei der theoretischen Prüfung für den Führerschein sind hoch - das ist längst bekannt. Doch auch die Zahl der Täuschungsversuche steigt kontinuierlich.
Die theoretische Prüfung ist die erste Hürde zum Führerschein. Dabei wird immer mehr geschummelt - auch im großen Stil.
Quelle: dpaSie nutzen Kameras oder Kopfhörer oder schicken einen Doppelgänger: Um nicht durch die theoretische Prüfung zu fallen, schummeln immer mehr Fahrschüler.
Täuschungsversuche seien seit mehreren Jahren ein wachsendes Problem, erklärte der Tüv-Verband. Für das erste Halbjahr 2025 seien bereits 2.193 Fälle festgestellt worden.
Nach neuen Zahlen des TÜV-Verbands fiel im vergangenen Jahr fast jeder Zweite durch die theoretische Fahrprüfung. In den letzten zehn Jahren ist eine deutliche Verschlechterung zu erkennen.
23.04.2025 | 6:10 minSeit 2020: Schummeleien um 50 Prozent gestiegen
Fast 4.200 unerlaubte Tricks seien im Gesamtjahr 2024 registriert worden - das sei ein Anstieg um zwölf Prozent im Vergleich zum Jahr 2023 und um fast 50 Prozent im Vergleich zum Jahr 2020 gewesen.
Statistisch gesehen werde beispielsweise in Berlin an jedem Tag mindestens ein Täuschungsversuch festgestellt, erläuterte der Tüv-Verband, der von einer deutlich höheren Dunkelziffer ausgeht. Er warnt vor den Folgen:
Ergaunern sich die Fahrschüler ihren Prüfungserfolg und verfügen nicht über die entsprechenden Kenntnisse im Straßenverkehr, birgt das ein erhebliches Risiko für die Sicherheit anderer.
Warnung des Tüv-Verbandes
Aber trotz dieser Gefahren für den Verkehr werde Betrug in der Fahrerlaubnisprüfung oft weder als Straftat noch als Ordnungswidrigkeit geahndet.
Ein Führerschein kostet in Deutschland 2.500 bis 4.500 Euro. Die Durchfallquote ist hoch, Fahrlehrer sind Mangelware. In Frankreich kann man das Fahren schon für unter 1.000 Euro lernen.
22.05.2025 | 2:15 minZum Teil organisierte Banden im Hintergrund
Insbesondere beim Technikbetrug - etwa mit Mini-Kamera-System oder winzigem Knopf im Ohr - und dem Identitätsbetrug mit gefälschten Ausweisdokumenten seien professionell agierende Organisationen im Hintergrund zu vermuten, so der Verband. Denn dabei könne der Führerscheinbewerber nicht allein agieren.
Diese Betrugsformen machen nach Beobachtung des Tüv-Verbands mehr als die Hälfte der Täuschungsversuche aus. "Die Zusammenarbeit mit Dritten, Passmissbrauch oder Urkundenfälschung sowie der Einsatz ausgefeilter technischer Hilfsmittel zeugen von einem hohen Maß an krimineller Energie", betonte der Tüv-Verband.
Ein Fall von Führerscheinbetrug im großen Stil wird derzeit vor dem Landgericht Kassel juristisch aufgearbeitet. Dort stehen zwei mutmaßliche Mitglieder einer Bande vor Gericht. So soll ein ehemaliger Mitarbeiter der Fahrerlaubnisstelle der Stadt Kassel Führerscheine an mindestens 112 Personen verkauft haben, obwohl sie keine Prüfung abgelegt hatten.
Mehr als ein Drittel aller Fahrschüler fallen durch die praktische Führerscheinprüfung. KI soll nun helfen, indem die Fahrstunden und Fehler der Schüler aufgezeichnet werden.
18.08.2025 | 1:34 minMitarbeiter der Stadt Kassel verdächtig
Der heute 26-Jährige muss sich an diesem Mittwoch wegen des Verdachts der besonders schweren Bestechlichkeit und der Falschbeurkundung im Amt in 112 Fällen verantworten.
Die Staatsanwaltschaft Kassel verdächtigt ihn, weitere Personen in sein illegales Geschäftsmodell integriert zu haben, um die Abläufe gewinnbringend zu organisieren und eine Art Vertriebsnetz aufzubauen.
Ein weiteres mutmaßliches Mitglied der Bande steht derzeit wegen besonders schwerer Bestechung in 47 Fällen und Anstiftung zur Falschbeurkundung in 44 Fällen in einem gesonderten Verfahren vor dem Landgericht Kassel. Der 35-Jährige wird verdächtigt, einen Teil der Vertriebsorganisation aktiv betrieben zu haben.
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von K. Remen / H. Piel