Forschungsmission: 1.000 Atommüll-Fässer im Atlantik entdeckt

Forschungsmission:1.000 Atommüll-Fässer im Atlantik entdeckt

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Jahrzehntelang haben Staaten ihren Atommüll auch im Meer entsorgt. Im Atlantik suchen Forscher jetzt nach den radioaktiven Fässern - und wurden schon hundertfach fündig.

Wissenschaftler untersuchen am  27.06.2025 ein Gebiet im Nordatlantik in dem Fässer mit nuklearem Abfall entsorgt wurden.
Wissenschaftler untersuchen ein Gebiet im Nordatlantik, in dem Fässer mit nuklearem Abfall entsorgt wurden.
Quelle: dpa

Atommüll wird nicht nur an Land gelagert, sondern findet sich auch unter Wasser: Vor Jahrzehnten wurden Fässer mit nuklearem Abfall im Atlantik entsorgt.
Wissenschaftler haben bei ihrer Suche danach jetzt mehr als 1.000 solcher Fässer im Nordatlantik entdeckt und verortet. Das teilte eine Sprecherin der französischen Forschungsorganisation CNRS mit.
Das internationale Forscherteam war Mitte Juni vom westfranzösischen Brest aus mit seinem Schiff "L'Atalante" zu seinem Suchareal im Westeuropäischen Becken des Atlantiks aufgebrochen. Vier Wochen lang wollen die Wissenschaftler dort nach Atommüll-Fässern suchen und schauen, welchen Einfluss diese auf das örtliche Ökosystem haben. Dabei ist auch ein Forscher vom Thünen-Institut für Fischereiökologie in Bremerhaven.
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Warum die Atommüll-Fässer im Ozean liegen

Zwischen den 1950er und 1980er Jahren haben etliche Staaten nuklearen Abfall im Ozean entsorgt. Die Tiefen des Ozeans, die fernab der Küste und von menschlicher Aktivität lagen, erschienen als günstige und einfache Lösung, um das zu entsorgen, was in der Industrieentwicklung und in Laboren anfiel - zumindest dort, wo der Ozean als geologisch stabil galt.
Über das Leben in den Weltmeeren wusste man damals wenig. Erst 1993 wurde die Entsorgung von Atommüll im Ozean schließlich untersagt.
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Hunderttausende Fässer mit Atommüll im Meer?

Mindestens 200.000 Fässer werden alleine im Nordostatlantik vermutet - in 3.000 bis 5.000 Metern Tiefe. Wo genau sich der Nuklearmüll befindet, ist aber nicht bekannt. Auch über den Zustand der Tonnen und ob sie einzeln oder in Gruppen liegen, weiß man nicht viel.
Die 21 Forschenden sind deshalb derzeit in dem Gebiet unterwegs, in dem mutmaßlich die Hälfte der Abfälle landete. Das Team will eine Karte erstellen, in der es die Fundstellen einträgt, und etliche Proben von Wasser, Boden und Tieren nehmen. Unterstützung bekommen die Forscher vom autonomen Tauchroboter Ulyx, der mit einer Kamera 3D-Bilder erstellen und dank eines Sonarsystems Gegenstände mit Schall orten kann.
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Forscher: Radioaktive Strahlung entwichen

Welche Gefahr von dem damals entsorgten Atommüll heute noch ausgeht, ist unklar. Projektleiter Patrick Chardon geht allerdings davon aus, dass bei den allermeisten nuklearen Abfällen im Nordatlantik die Radioaktivität nach etwa 300 bis 400 Jahren quasi verschwunden sein dürfte.
Die Fässer seien damals zwar so konzipiert worden, dass sie dem Druck der Tiefe standhalten, nicht aber darauf ausgelegt, dass sie die Radioaktivität wirklich einschließen. Schon seit längerem könnte radioaktive Strahlung aus den Behältern entweichen, vermutet der Atomphysiker.
Quelle: dpa

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