Frieden ohne Gewalt - Lernen vom Dalai Lama

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Das Gute zum Wochenende:Frieden ohne Gewalt - Lernen vom Dalai Lama

Redakteur "plan b" Steffen Bayer
von Steffen Bayer
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ZDFheute Good News

Guten Morgen,

in diesem Monat hat der Dalai Lama seinen 90. Geburtstag gefeiert - eine Persönlichkeit, die auf der ganzen Welt geschätzt wird. Seit Jahrzehnten setzt sich der Friedensnobelpreisträger mit friedlichen Mitteln für die Selbstbestimmung des tibetischen Volkes ein, das unter der Invasion durch die Chinesen leidet: Ein Konflikt, der schon viele Tode gefordert hat und den Tibetern ihre kulturelle und politische Autonomie nimmt.
Das Konzept der Gewaltlosigkeit, das er vertritt, hat es nicht leicht in diesen Krisenzeiten. Zu groß ist das Gefühl von Ohnmacht angesichts der Toten und der Zerstörungen zum Beispiel in der Ukraine, im Gazastreifen, im Südsudan oder auch in Tibet. Kriege und Konflikte, von denen niemand weiß, wie lange sie noch andauern werden.
Dalai Lama
04.07.2025 | 37:51 min
Als Journalist hatte ich vor vielen Jahren die Gelegenheit, den Dalai Lama persönlich kennenzulernen und mit dem Friedensnobelpreisträger über das Konzept der Gewaltlosigkeit zu diskutieren. Was mich am meisten beeindruckt hat: Seine tiefe und feste Überzeugung, dass Frieden und Menschlichkeit gewinnen werden, egal wie grausam Gewalt und Unterdrückung sind.
Mit dieser Überzeugung ist das Oberhaupt der tibetischen Buddhisten nicht alleine, er teilt sie mit vielen anderen buddhistischen Mönchen, denen ich bei einer Tibet-Reise begegnet bin: Zum Beispiel mit dem Abt eines Klosters, gelegen auf 5.000 Meter Höhe am heiligsten Berg der Buddhisten, dem Kailash, einem der abgelegensten Orte der Erde.
"Wie hält man so viel Gewalt und Unterdrückung aus?", wollte ich von dem Abt wissen, dessen Kloster nach der Zerstörung durch die Chinesen von den Tibetern wieder aufgebaut worden ist. "Was sind schon ein paar Jahrzehnte Besatzung gegen die Ewigkeit?", antwortete er. "Da im Rad des Lebens alles kommt und alles geht, wird auch die Fremdherrschaft zu Ende gehen." Wie lange sie dauert, war für ihn letztlich ohne Bedeutung.
Viele Menschen, die in autoritären Diktaturen leben, müssen ihr ganzes Leben in Unfreiheit verbringen: Rechtsstaatlichkeit und Meinungsfreiheit sind für sie unerreichbare Güter. Doch die Geschichte zeigt auch: Besatzer und autoritäre Regime haben ein großes Problem, ein Land zu beherrschen, wenn sie gegen die Herzen und den Willen der Bevölkerung handeln.
Dass Indien ein freies Land wurde, ist Mahatma Gandhi und seinem Weg des gewaltlosen Widerstandes zu verdanken. Nelson Mandela hat mit friedlichen Mitteln dazu beigetragen, das System der Apartheid in Südafrika zu überwinden und die Wiedervereinigung hätte es nicht gegeben, wenn nicht die Menschen in der DDR und in vielen anderen osteuropäischen Staaten sich getraut hätten, gegen ihre Regime friedlich auf die Straße zu gehen.
Dalai Lama feiert 90. Geburtstag
06.07.2025 | 0:21 min
Die amerikanische Politikwissenschaftlerin Erica Chenoweth, die an der Harvard Kennedy School in Cambridge/Massachusetts lehrt, hat eine umfassende Datenbank aufgebaut mit allen Widerstandsbewegungen seit 1900. Das Ergebnis ist verblüffend: 53 Prozent der friedlichen Kampagnen waren erfolgreich gegenüber 26 Prozent der gewaltsamen Proteste. Nicht immer gelingt es, mit friedlichen Methoden autoritäre Regime zu beseitigen, aber laut Chenoweth macht es die Masse: Wenn mindestens 3,5 Prozent der Bevölkerung sich an gewaltlosen Protesten beteiligen, kapitulieren die Machthaber meist angesichts des Drucks von der Straße.
Für die Menschen in der Ukraine, die unter dem russischen Angriffskrieg leiden, mag dies alles kein Trost sein. Wenn es zu keiner akzeptablen Verhandlungslösung kommt, bleibt nur die Hoffnung, dass sich vielleicht auch irgendwann einmal die Russinnen und Russen erfolgreich gegen das repressive System Putins wehren. Dafür braucht es einen langen Atem.
Ich wünsche Ihnen ein friedliches Wochenende. Behalten Sie Ihren Optimismus.
Ihr Steffen Bayer, Redaktion plan b

Was noch gut war diese Woche

Eine Million Bäume gepflanzt: In Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone, haben Freiwillige in den letzten fünf Jahren eine Million Bäume gepflanzt. Schwerpunkt des Projektes sind Gebiete, die in den vergangenen Jahrzehnten entwaldet wurden für Baumaterialien, Feuerholz oder Kohle. Die neu gepflanzten Bäume werden von den Bewohnern geschützt und leisten einen wichtigen Beitrag für ein besseres Klima in der westafrikanischen Stadt. Finanziert wird die Aufforstung unter anderem von der Weltbank. In Freetown leben 1,3 Millionen Menschen.
Bierdeckel für eine bessere Stadt: In der Stadt Oldenburg liegen 1.000 interaktive Bierdeckel in Bars und Kneipen aus - initiiert von der Stadtverwaltung. Gäste, die den QR-Code auf den Deckeln scannen, können der Stadtverwaltung direkt ihre Anregungen, Wünsche und Kritik mitteilen. Die Initiatoren erhoffen sich mit den "Oldenburger Deckeln" einen besseren Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern in der Stadt.
Mehr Rotmilane in Ostsachsen: Die Zahl der Rotmilane in Ostsachsen hat in den vergangenen zehn Jahren um 30 Prozent zugenommen. In diesem Jahr wurden dort 61 Brutpaare gezählt. Die bis zu 72 Zentimeter großen und mehr als ein Kilo schweren Greifvögel ernähren sich von Wühlmäusen, anderen Vögeln und Aas, aber auch von Abfällen von Menschen. Laut Naturschutzbund Deutschland (Nabu) steht der Rotmilan auf der Vorwarnliste der gefährdeten Arten.

Ihre Portion Konstruktives am Wochenende

Schöne Ferien lassen sich nicht nur an populären Touristenorten erleben, nicht nur in teuren Hotels oder auf komfortablen Campingplätzen, nicht nur faul am Strand. Mit cleveren Ideen kommt man auch bei begrenztem Budget hinaus in die Welt, wie die neueste plan b Dokumentation "Bewusst unterwegs - Reisen mit kleinem Budget" zeigt.
Familie in einem Wald
26.07.2025 | 29:45 min
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