Aus Nase wird Knie - Wie moderne Medizin bei Arthrose hilft

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Das Gute zum Wochenende:Aus Nase wird Knie - was gegen Arthrose hilft

Redakteur "plan b" Steffen Bayer
von Steffen Bayer
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ZDFheute Good News

Guten Morgen,

die Schmerzen gehen schon morgens los - beim Aufstehen. Der Gang zum Bäcker wird zur Qual, an Sport wie Fußballspielen ist gar nicht zu denken. Schmerzen im Knie oder in der Hüfte sind weit verbreitet, Arthrose wird immer mehr zur Volkskrankheit, von der zunehmend auch Jüngere betroffen sind. Was hilft, wenn die Knochen nicht mehr mitmachen?
Oliver Pullig vom Universitätsklinikum Würzburg hat eine ganz besondere innovative Arthrosebehandlung entwickelt: Der Professor und seine Partner aus der Schweiz entnehmen Knorpelgewebe aus der Nasenscheidewand von Arthrose-Patienten und züchten aus diesen Zellen individuelle Implantate zur Gelenkbehandlung. Im Detail läuft das so ab: Das Gewebe wird in Universitätsspital Basel entnommen und anschließend per Eilkurier zu Oliver Pullig nach Würzburg gefahren.
In seinem Labor wächst der Knorpel so lange, bis er für die Verpflanzung ins Knie geeignet ist. Nach etwa vier Wochen wird das fertige Implantat dann wieder in die Schweizer Klinik zurückgebracht und dort dem Patienten ins Knie eingesetzt. Das Verfahren ist noch sehr neu, aber es macht Hoffnung: neuer Knorpel im Knie statt neues Kniegelenk.
Ein Chirug mit Maske und Brille schaut konzentriert mit einem Skalpell in der Hand auf ein Knie und setzt das Skalpell an.
21.05.2024 | 29:45 min
Aber muss es überhaupt so weit kommen, dass Arthrose mit aufwändigen Operationen behandelt werden muss? Ein Hauptgrund für die Zunahme von Arthrose ist ungesunder Lebensstil. Übergewicht belastet unsere Knochen, mit jedem Kilo steigt die Wahrscheinlichkeit, an Arthrose zu erkranken. Dazu kommt oft fettreiche Ernährung, die das Entzündungsrisiko in den Knochen steigen lässt. Mittlerweile sind schon 27 Prozent der Frauen und 18 Prozent der Männer in Deutschland von Arthrose betroffen. Bereits über vier Millionen Menschen in Deutschland haben ein künstliches Gelenk.
Wenn die Schmerzen da sind, müssen aber nicht gleich eine neue Hüfte oder ein neues Kniegelenk her. Oft hilft auch Physiotherapie: "GLA:D" ist ein innovatives physiotherapeutisches Konzept, das erst seit kurzem in Deutschland verfügbar ist. Die Abkürzung "GLA:D" steht übersetzt für "Gutes Leben mit Arthrose in Dänemark" und wurde in unserem Nachbarland entwickelt. In Nordrhein-Westfalen können jetzt auch deutsche Patienten mit Kassenunterstützung das Programm ausprobieren.
Das Konzept setzt auf Hilfe zur Selbsthilfe und eine aktive Beteiligung der Betroffenen. Einfache Übungen ohne aufwendige Hilfsmittel sollen in den Alltag integriert und selbstständig durchgeführt werden können. Denn wichtig für Arthrose-Patienten ist es in Bewegung zu bleiben, um weitere Knochenschädigungen zu verhindern. Studien belegen beachtliche Erfolge: Bei Hüft-Arthrosen verringern sich die Schmerzen um fast 26 Prozent, bei Knie-Arthrosen sogar um fast 33 Prozent.
Arthrose im Knie
17.12.2024 | 5:01 min
Eine weitere neue Methode Arthrose zu behandeln, hat die Professorin Mylène Jansen von der Uniklinik Utrecht gemeinsam mit ihrem Team entwickelt, die Kniegelenkdistraktion. Dabei entlasten die Ärztinnen und Ärzte operativ das Knie mit einer ausgefeilten Apparatur und erzeugen damit einen Spalt zwischen den Knochen, so dass der Knorpel in vielen Fällen von allein wieder nachwachsen kann. Gerade bei jungen Patienten, die nach Sportverletzungen Probleme mit Arthrose haben, ist dieses Verfahren sinnvoll. Denn künstliche Gelenke, die alternativ eingesetzt werden könnten, halten nur begrenzt und können irgendwann auch nicht mehr ersetzt werden. Dann droht den jüngeren Patienten im Alter der Rollstuhl.
Manchmal trifft Arthrose auch Menschen, die ihr ganzes Leben lang sportlich und gesund gelebt haben. Das musste der ehemalige Skirennfahrer Christian Neureuther nach dem Ende der Karriere erfahren. Doch er hat gelernt, damit umzugehen, sein Leben nach der Krankheit ausgerichtet, zum Beispiel mit Dehnübungen und entzündungshemmender Ernährung. Der wichtigste Tipp aber von ihm: Niemals aufgeben, nicht den Mut verlieren und mit Rückschlägen umgehen lernen. Denn trotz Arthrose ist es möglich, ein aktives und erfüllendes Leben zu führen.
Nicht den Mut und die Hoffnung verlieren: Das ist auch wichtig bei vielen anderen Themen in einer Welt, die gerade immer mehr aus den Fugen zu geraten scheint. Bleiben Sie optimistisch.
Ihr Steffen Bayer, Redaktion plan b

Was noch gut war diese Woche

"Plaudernetz" gegen Einsamkeit: Die Malteser haben in dieser Woche ein neues Telefon-Angebot gegen Einsamkeit gestartet. Über das deutschlandweite "Plaudernetz" können Menschen, die sich gesellige Unterhaltung wünschen oder einsam sind, mit einer zufällig angerufenen Person ins Gespräch kommen. Zu den Plauderregeln zählt ein wertschätzendes Miteinander, die Wahrung der Anonymität und das Verbot von kommerziellen oder missionarischen Zwecken. Das Angebot ist von 10 bis 22 Uhr anonym und kostenlos unter der Nummer 0800/3301111 erreichbar.
Daten retten vor Trump-Regierung: Am Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften in Hannover sichern Forschende wissenschaftliche Daten, die von der Löschung durch die US-Regierung bedroht sind. Allein die Erstellung von Sicherheitskopien von 2,7 Millionen Artikeln der Wissenschaftsplattform arXiv hat zehn Tage gedauert. Von der Löschung bedroht sind vor allem wissenschaftliche Arbeiten zur Klima- und Geschlechterforschung. Die IT-Profis aus Hannover sind Teil eines internationalen Netzwerkes, das die Löschung unliebsamer Daten verhindern will.
Deutschland unterstützt globale Impfkampagne: Deutschland engagiert sich weiterhin weltweit für den Schutz vor gefährlichen Krankheiten. Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (SPD) hat am Mittwoch bei einer Konferenz der Impfallianz Gavi in Brüssel angekündigt, insgesamt 600 Millionen Euro bis 2030 zur Verfügung zu stellen. Das Impfbündnis versorgt einkommensschwache Länder mit Impfstoffen gegen lebensbedrohliche Krankheiten wie Malaria, Masern oder Cholera. Nach Angaben des Entwicklungsministeriums wurden seit der Gründung von Gavi weit mehr als eine Milliarde Kinder grundimmunisiert und damit schätzungsweise fast 20 Millionen Todesfälle vermieden.

Ihre Portion Konstruktives am Wochenende

Immer mehr Menschen zieht es in die Natur, der Outdoortrend ist ungebrochen. Häufig hat diese Entwicklung aber negative Auswirkungen auf unsere Umwelt. Höchste Zeit, die Sportbranche nachhaltiger zu machen, ohne auf Spaß verzichten zu müssen. Die ZDF Reportagereihe plan b zeigt, wie umweltfreundliches Produzieren bei Laufbekleidung und Surfboards schon funktioniert.
Adrian Kuschke surft sein Agavenboard in Spanien
28.06.2025 | 29:49 min
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Zusammengestellt von Steffen Bayer
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