Infektion mit dem Hantavirus

Infektion mit dem Hantavirus

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Rötelmaus überträgt Hanta-Virus

Laut Robert Koch-Institut könnten sich in diesem Jahr besonders viele Menschen mit dem sogenannten Hantavirus anstecken. Seit Januar wurden dem Institut circa 460 Fälle gemeldet. Die Zahl könnte weiter steigen.

Staubige Schuppen, Garagen oder Waldhütten: Dort, wo sich Rötelmäuse wohlfühlen, lauert womöglich auch der Erreger. Besonders betroffen sind offenbar die Schwäbische Alb, die Räume Stuttgart und Osnabrück, Unterfranken, der Bayerische Wald, der Osten Hessens, der Westen Thüringens und das Münsterland.

Über Kot eingeatmet

In Deutschland gilt das Einatmen von zu Staub zerfallenem Kot von Rötelmäusen (auch von der Waldwühlmaus) als Haupt-Infektionsquelle für das Hantavirus. Aber auch mit deren Speichel oder Urin wird das Virus ausgeschieden. Nur selten erfolge die Ansteckung über den Biss eines Tieres, so Medizinjournalist Dr. Christoph Specht. „Dabei können die Viren über kleine Verletzungen der Haut in den Körper gelangen.“ Auch eine Übertragung durch Lebensmittel, die mit Ausscheidungen infizierter Nagetiere verunreinigt wurden, sei möglich; eine Übertragung von Mensch zu Mensch hingegen sehr unwahrscheinlich, so Specht.   
Anstecken kann man sich etwa beim Aufräumen oder Fegen von Garagen, Schuppen oder Ställen. Zu Berufsgruppen mit einem gewissen Risiko zählen etwa Förster, Jäger und Bauarbeiter. Aber auch in der Freizeit gibt es Risiken: Schutz- und Grillhütten im Wald etwa können ebenfalls ein Ansteckungsrisiko bergen. Auch bei der Gartenarbeit können die Erreger aufgewirbelt werden. „Gefährdet sind auch Menschen, die in Gebieten mit starkem Mäusebefall im Freien aktiv sind, joggen oder zelten“, sagt Dr. Christoph Specht.

Jahre, in denen die Rötelmäuse besonders viel Nahrung finden, führen zu einer explosionsartigen Vermehrung der Nager. Nimmt die Anzahl an Mäusen zu, führt das zu einer erhöhten Infektionsgefährdung. Laut Robert Koch-Institut ist der aktuelle Ausbruch bisher aber nicht mit dem starken Hantavirus-Jahr 2012 vergleichbar. Damals wurden im gleichen Zeitraum mehr als 1100 Fälle registriert. Im gesamten Jahr lag die Zahl der Infektionen bei 2800 – ein Rekordwert. Starke Schwankungen von Jahr zu Jahr sind beim Hantavirus üblich.

Symptome der Erkrankung

„Je nach Virustyp verläuft eine Erkrankung mit dem Hantavirus unterschiedlich schwer. Teilweise haben Infizierte auch gar keine Beschwerden“, konkretisiert Dr. Christoph Specht. Die in Deutschland überwiegende Krankheitsform beginnt meist mit plötzlich einsetzendem Fieber, das über drei bis vier Tage anhält, begleitet von grippeähnlichen Beschwerden, wie Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen. Zusätzlich können Rachenrötung, Husten oder Sehstörungen sowie eine Lichtempfindlichkeit der Augen auftreten.
Nach einigen Tagen komme es häufig zu ausgeprägten Bauchschmerzen mit Durchfall und Erbrechen. Auch Kreislaufstörungen seien möglich, so Specht. In schweren Fällen könne es zu Blut im Urin und gar zu Nierenfunktionsstörungen kommen. Manchmal mache dies eine Dialyse erforderlich. Spätfolgen durch eine Hantavirus-Infektion seien bisher keine bekannt. „Ganz anders ist dagegen das Hantavirus in Asien und Nordamerika, da gibt es viel gefährlichere Varianten“, warnt Specht. Das Virus verursache dort Lungenentzündungen und führe zu Nierenversagen mit oft tödlichem Verlauf.

Die Krankheitssymptome auf eine Infektion mit dem Hantavirus zurückzuführen, sei in den meisten Fällen schwierig, so Specht. „Zuerst glaubt kein Mensch, dass er sich mit dem Virus infiziert hat, weil die Inkubationszeit zwei bis vier Wochen beträgt. Bis dahin hat jeder das Ereignis vergessen.“ Wer die geschilderten Beschwerden beobachte und zudem Bauchschmerzen bekomme, solle einen Arzt aufsuchen, so Spechts Rat. „Die Erkrankung mit dem Hantavirus ist meldepflichtig“, sagt Specht. Eine spezifische Therapie gebe es nicht.

Ansteckungsgefahr reduzieren
Das Risiko einer Infektion kann verringert werden, indem verschiedene Schutz- und Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden. Vor Reinigungsarbeiten sollten Flächen befeuchtet werden, um Staub zu binden. Wer Mäuseausscheidungen erkannt hat, sollte sie desinfizieren, bevor er sie wegputzt. Eine Staubmaske aus dem Baumarkt (FFP3) schützt die Atemwege auch gegen aufgewirbelte Viren im Flugstaub. Zudem ist die Bekämpfung von Nagetieren im häuslichen Umfeld eine wichtige Vorbeugungsmaßnahme.
Weitere Informationen gibt es auf den Seiten des Robert Koch Instituts und bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Mit Material von ZDF und dpa