Alkoholsucht - Anzeichen und Folgen

Alkoholsucht - Anzeichen und Folgen

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Alkoholsucht

In Deutschland sind über 1,7 Millionen Menschen alkoholabhängig - eine Sucht, die sowohl Betroffene als auch Angehörige stark belastet. Auch Nathalie Stüben war alkoholabhängig. Bei Volle Kanne berichtet sie über ihren Weg aus der Sucht.

Männer sind von Alkoholsucht etwa doppelt so oft betroffen wie Frauen, ansonsten verteilt sich die Krankheit gleichmäßig über alle Altersgruppen und Schichten. Die Abhängigkeit entwickelt sich meist ganz allmählich und manche Menschen sind dafür anfälliger als andere. Zu den Risikofaktoren gehören eine gewisse genetische Veranlagung sowie bestimmte Persönlichkeitsmerkmale wie zum Beispiel die Neigung, Probleme eher zu verdrängen, als sich ihnen zu stellen. Aber auch ein Freundeskreis, in dem regelmäßig und viel Alkohol konsumiert wird, kann den Weg zur Sucht ebnen.

Merkmale einer Alkoholsucht

Für die Diagnose einer Abhängigkeit gibt es verschiedene Kriterien. Dazu gehören ein starkes Verlangen nach Alkohol, eine nachlassende Wirkung bei gleicher Trinkmenge, was dazu führt, dass immer mehr getrunken wird, körperliche Entzugserscheinungen bei Abstinenz, ein Vernachlässigen des sozialen Lebens, ein Verlust der Kontrolle über den Konsum und ein Weitertrinken trotz bereits bestehender, alkoholbedingter Schäden.

Liegen drei von diesen Merkmalen vor, geht man von einer Alkoholabhängigkeit aus. Beim Verdacht auf die Sucht können auch spezielle Fragebögen helfen, außerdem gibt es bestimmte Laborwerte, die deutliche Hinweise auf einen übermäßigen Alkoholkonsum liefern können.

In Maßen genossen, kann Alkohol anregend wirken, Hemmungen mindern und die Kommunikation fördern. Ein Zuviel dagegen trübt meist die Wahrnehmung, außerdem sinkt die Selbstkontrolle, viele Menschen werden dann leicht reizbar oder aggressiv. Auf Dauer verändert Alkohol nicht nur die Psyche, er schädigt zudem viele verschiedene Organe, vor allem die Leber, aber auch den Magen-Darm-Trakt oder das Herz-Kreislaufsystem.

Alkoholentzug in drei Phasen

Der Weg aus der Sucht gelingt in der Regel nur durch Hilfe und Unterstützung von außen. Die Therapie gliedert sich dann in drei Phasen: Die körperliche Entgiftung vom Suchtmittel, die Entwöhnung in Form einer stationären oder ambulanten Maßnahme und die Nachsorge in Form von Einzel- und Gruppengesprächen und Selbsthilfegruppen. Die ambulante Nachsorge erfolgt in Suchtberatungsstellen und dient dazu, die Abstinenz langfristig zu festigen. Sie wird in der Regel noch während der stationären Entwöhnung beantragt, sodass ein nahtloser Übergang möglich ist.
Die erste Phase der Entgiftung findet in der Regel unter ärztlicher Begleitung statt. Das ist wichtig, da es aufgrund des langen Alkoholkonsums im Gehirn zu Veränderungen im Botenstoffhaushalt gekommen ist. Bei der ein-bis zweiwöchigen Entgiftung kann es in Einzelfällen zu lebensbedrohlichen Entzugserscheinungen kommen, unter anderem zu Entgleisungen des Herz-Kreislauf-Systems oder geistigen Verwirrtheitszuständen.
Auch wenn die körperliche Abhängigkeit überwunden ist, bleibt oft eine psychische Abhängigkeit vom Alkohol lange Zeit bestehen. Daher ist die zweite Phase der Entwöhnung essenziell. Sie findet in Reha-Kliniken statt und dauert etwa 15 Wochen. Hier lernen die Patienten ihr dysfunktionales Verhalten (Trinkverhalten) durch funktionale alternative Verhaltensweisen zu ersetzen. Zum Beispiel lernen Patienten mit Stress und Emotionen besser umzugehen und sich gezielt zu entspannen – statt dazu Alkohol oder Medikamente zu konsumieren.

Mögliche Gründe für eine Alkoholsucht bei Frauen

Es gibt viele Gründe, die in eine Alkoholsucht führen können. Bei Frauen sind es häufig Traumatisierungen, darunter vor allem Entwicklungstraumatisierungen in der Kindheit, aber auch später im Erwachsenenalter – ausgelöst zum Beispiel durch sexualisierte, körperliche oder emotionale Gewalt. Durch den Suchtmittelkonsum wird versucht, die Folgen des Traumas zu dämpfen.
Ein weiterer wichtiger Punkt sind Mehrfachbelastungen, beispielsweise durch Beruf, Haushalt, Familie und Partnerschaft, die zu einer Überforderung führen können. Besonders typisch für Frauen ist dabei: Sie trinken, um weiter zu funktionieren – also um runterzukommen, mehr auszuhalten und weiterhin die Aufgaben erfüllen zu können. Aus Angst die Kinder oder den Partner zu verlieren, vor Kontakten mit dem Jugendamt oder Gewalt vertrauen sie sich niemandem an.
Meist ist die Suchtmittelabhängigkeit bei Frauen nicht die einzige Diagnose, sondern überlagert häufig die Symptome der primären Diagnose wie Depressionen, Angststörungen oder Persönlichkeitsstörungen.

In den meisten Entwöhnungskliniken wird in gemischtgeschlechtlichen Gruppen behandelt. Das liegt daran, dass statistisch mehr Männer alkoholabhängig sind als Frauen. Doch vor allem in der Gruppentherapie kann das Nachteile haben. Denn Frauen verhalten sich in der Gesprächsrunde oft anders, nehmen sich mit ihren Themen zurück und können sich den Männern gegenüber mit häufig schambehafteten Themen weniger öffnen (zum Beispiel Abhängigkeit in der Partnerschaft oder traumatisierende Erlebnisse). Viele der Frauen haben körperliche oder sexualisierte Gewalt durch Männer erfahren und haben Angst, dies anzusprechen, wenn gefühlt potenzielle Täter mit im Raum sind. In Furth im Wald wurde beispielsweise deshalb ein spezielles Konzept für alkoholabhängige Frauen entwickelt.

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