Frank Mill ist tot: Fußballweltmeister von 1990 gestorben

Er wurde 67 Jahre alt:Ex-Weltmeister Frank Mill ist tot

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Er war Teil des legendären DFB-Teams von 1990 und wurde Weltmeister. Nun ist der ehemalige Fußballer Frank Mill im Alter von 67 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts verstorben.

ARCHIV - 23.05.2013, Berlin: Frank Mill, ehemaliger Nationalspieler, aufgenommen während der ZDF-Talksendung "Maybrit Illner" zum Thema "Borussia oder Bayern - wer sind die wahren Champions?" im ZDF-Hauptstadtstudio im Berliner Zollernhof Unter den Linden.
Der frühere Fußballer Frank Mill ist tot. Er starb an den Folgen eines Herzinfarkts. 1990 holte Mill mit der DFB-Elf den WM-Titel. Mill wurde 67 Jahre alt.05.08.2025 | 0:27 min
Der frühere Nationalspieler und Bundesliga-Stürmer Frank Mill ist tot. Wie sein ehemaliger Verein Rot-Weiss Essen unter Berufung auf Mills Familie bestätigte, starb der Weltmeister von 1990 am Dienstagmorgen im Alter von 67 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts. Die "Bild"-Zeitung hatte zuerst berichtet.

Herzinfarkt in Mailand - Mill stirbt nach langer Behandlung

Demnach habe der Infarkt Mill bereits im Mai ereilt - ausgerechnet in Mailand, wo er für eine Dokumentation über den WM-Titel von 1990 vor der Kamera habe stehen sollen. Auf dem Weg vom Flughafen zum Drehort habe er das Bewusstsein verloren. Er sei vor Ort reanimiert und per Helikopter in eine Klinik geflogen worden, wo er mehrere Tage auf der Intensivstation im künstlichen Koma gelegen habe. Zuletzt sei er zur weiteren Behandlung in einem Krankenhaus in Essen gewesen.
Damit ist gut eineinhalb Jahre nach dem Tod von Final-Torschütze Andreas Brehme der zweite Spieler aus dem deutschen Weltmeister-Kader von 1990 gestorben.
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Erfolgreicher Bundesliga-Stürmer und Weltmeister von 1990

Mill war ein Spieler mit Ecken und Kanten - ein Ruhrpott-Original, das den Fußball nicht nur spielte, sondern lebte. Seine Fußballer-Laufbahn begann der 1958 in Essen geborene Mill im Alter von sechs Jahren beim BV Eintracht 1916 in Altenessen, bevor er als 14-Jähriger zu Rot-Weiss Essen wechselte.
An der Hafenstraße entwickelte er sich zum Torjäger und schoss 1980/81 in der 2. Liga 41 Tore. Es folgten Stationen bei Borussia Mönchengladbach, Borussia Dortmund und Fortuna Düsseldorf. Insgesamt erzielte der Angreifer 123 Tore in 387 Bundesligaspielen.
Essens Vorstandsmitglied Alexander Rang sagte:

Frank war nicht nur einer der größten Fußballer, die Rot-Weiss Essen je hervorgebracht hat - er war auch ein feiner Mensch: bodenständig, authentisch und voller positiver Energie.

Alexander Rang, Rot-Weiß Essen

Mill habe "mit seiner Art nicht nur unseren Verein und das Ruhrgebiet geprägt, sondern war darüber hinaus ein Botschafter des Fußballs in ganz Deutschland".
Deutsche Nationalmannschaft 1990
Mit dem DFB-Team feierte Mill den Weltmeistertitel 1990
Quelle: dpa

Pfostenschuss für die Geschichtsbücher

Unvergessen bleibt aber sein spektakulärer Pfostenschuss im Auftaktspiel der Bundesliga-Saison 1986/87 für Dortmund gegen den FC Bayern München. Nach einem Solo durch die komplette Münchner Abwehr und vorbei an Torhüter Jean-Marie Pfaff stand Mill allein vor dem leeren Tor - und traf in seinem ersten Spiel im Trikot des BVB nur den Pfosten.
Die Szene ging als einer der spektakulärsten Fehlversuche der Bundesliga-Geschichte in die Annalen ein. Die Presse schrieb im Anschluss vom "berühmtesten Pfostentreffer in der Nachkriegszeit". Mill selbst erzählte später: "Ich habe mal während eines Urlaubs in Los Angeles im US-TV einen Film über die größten Pannen im Sport gesehen. Da war mein "Tor" auch dabei."
Früherer Bundesliga Profi Frank Mill. (Archiv)
Frank Mill umkurvt Bayerns Torwart Jean-Marie Pfaff – scheitert dann aber am leeren Tor und trifft nur den Pfosten.
Quelle: Imago

"Fränkie war ein Schlitzohr auf dem Rasen und ein wunderbarer Gesprächspartner außerhalb des Spielfelds. Als er 1986 zu uns kam, ging es bergauf", sagte Hans-Joachim Watzke, der Vorsitzende der BVB-Geschäftsführung. "Er war einer meiner Helden. Ohne Frank Mill wäre Borussia Dortmund 1989 nicht Pokalsieger geworden und würde heute nicht da stehen, wo wir stehen", sagte Dortmunds Präsident Reinhold Lunow.
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Typ mit Ecken, Kanten - und ohne Schienbeinschoner

Bekannt war Mill auch dafür, dass er in den 80er-Jahren ohne Schienbeinschoner spielte, was ihm den Spitznamen "Hängesocke" einbrachte. Beinahe wäre es aber gar nicht so weit gekommen, denn bevor Mill Profi wurde, begann er eine Lehre zum Floristen im Geschäft seiner Mutter.
Doch Mill wurde zu einem erfolgreichen Fußballspieler. Mit seiner Unbekümmertheit und Schlitzohrigkeit brachte er die gegnerischen Abwehrspieler zur Verzweiflung. Der frühere Dortmunder Stürmer und heutige BVB-Stadionsprecher Norbert Dickel fasste den Fußballer Mill einmal in einem Satz zusammen: "Der Mill ist mit allen Abwässern gewaschen."

Erfolge im Nationaltrikot und bei Olympia

Auch international war Mill erfolgreich: Er brachte es auf 17 A-Länderspiele für Deutschland, war Teil der Olympia-Kader 1984 (Los Angeles) und 1988 (Seoul), wo er mit der deutschen Mannschaft Bronze gewann und als Rekordspieler und Rekordtorschütze im Olympia-Team in Erinnerung blieb. 1990 gehörte er zum Weltmeister-Kader in Italien, auch wenn er in keinem Spiel eingesetzt wurde.
Rudi Völler sagte in einer Mitteilung des DFB: "Neben Franz Beckenbauer und Andy Brehme wird uns jetzt ein weiterer Weltmeister von 1990 für immer fehlen. Frank Mill "war ein echter Teamplayer, der mit seiner guten Laune und seinem Humor zum wunderbaren Mannschaftsgeist und dieser großartigen Zeit damals in Italien beigetragen hat. Er war ein feiner Fußballer und ein Schlitzohr im positivsten Sinne auf und neben dem Platz. Wir werden ihn vermissen", so Völler
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In seiner 2017 erschienenen Autobiografie "Frank Mill - Das Schlitzohr des deutschen Fußballs" sprach Mill offen über seine Karriere, persönliche Rückschläge - und gab auch zu, einst vor einem Bundesligaspiel zu einer verbotenen Dopingtablette gegriffen zu haben.

Engagement nach der aktiven Karriere

Nach dem Karriereende versuchte er sich kurzzeitig als Manager bei Fortuna Düsseldorf, doch sein Engagement endete nach nur einem Jahr. Später arbeitete Mill als Unternehmer, hatte unter anderem einen Containerdienst in Essen. Ein Herzensprojekt war seine "Frank Mill Fußballschule", mit der er sich über Jahre hinweg für Kinder, Jugendliche und Integration einsetzte. Bis zuletzt stand er auch regelmäßig für die BVB-Traditionsmannschaft auf dem Platz.
Privat war Mill geprägt von Offenheit und Bodenständigkeit. Er lebte in Essen und - seit seiner Beziehung zu einer Sizilianerin - auch häufig auf Sizilien. Seine frühere Ehefrau Beate, von der er lange getrennt lebte, starb 2006. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor.

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Quelle: Reuters

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Quelle: dpa, sid

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