Verschollener Weltkriegs-Kreuzer vor britischer Küste entdeckt

Im Ersten Weltkrieg versenkt:Nordsee: Britisches Schiffswrack entdeckt

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Vor der Küste Großbritanniens haben Taucher das Wrack eines im Ersten Weltkrieg versenkten Kreuzers entdeckt. Das britische Schiff galt bisher als verschollen.

Taucher entdecken Wrack von Schiff aus dem Ersten Weltkrieg
Taucher haben in der Nordsee das Wrack des Kreuzers HMS Nottingham entdeckt.
Quelle: dpa

Eine Gruppe von zehn internationalen Tauchern hat nach eigenen Angaben rund 60 Seemeilen vor der britischen Küste das Wrack des im Ersten Weltkrieg versenkten Kreuzers HMS Nottingham entdeckt.
Vorausgegangen sei eine monatelange Recherche in Archiven zur Lokalisation des Wracks, sagte Alexandra Pischyna aus Bremerhaven, die als Taucherin bei der Expedition "Xplore" Mitte Juli dabei war.

Das Wrack ist bisher in keiner Karte verortet.

Alexandra Pischyna, Taucherin der Expedition "Xplore"

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Taucher sicher: Kreuzer HMS Nottingham entdeckt

Die britische Marine bestätigte den Eingang des Berichts der Gruppe. Eine Sprecherin der Royal Navy teilte mit:

Das Verteidigungsministerium wird nun gemeinsam mit weiteren Fachleuten die erhaltenen Beweise gemäß den geltenden Richtlinien prüfen, bevor das Wrack offiziell identifiziert wird.

Sprecherin der britischen Royal Navy

Die Taucher sind sich sicher, in 82 Metern Tiefe das richtige Wrack gefunden zu haben. "Das Schiff steht aufrecht auf dem Seegrund und ist bemerkenswert gut erhalten", sagte Pischyna.
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Die Taucher prüften für die Identifikation mehrere Merkmale, unter anderem die Anzahl und Größe der Deckkanonen. Am Ende sei das nicht notwendig gewesen: Am Heck habe der Schiffsname in bronzenen Buchstaben gestanden.
"Da waren natürlich alle aus dem Häuschen", sagte Expeditionsmitglied Steffen Scholz aus Karlsruhe.

1916 durch deutsches U-Boot versenkt

Die HMS Nottingham wurde am 19. August 1916 durch das deutsche U-Boot U 52 versenkt. 38 Besatzungsmitglieder der HMS Nottingham kamen dabei ums Leben. Laut Deutschem Marinemuseum hätten mehr überleben können.

Zwei englische Zerstörer versuchten möglichst viele der Überlebenden aufzunehmen, wurden dabei jedoch weiterhin durch Torpedos des U-Bootes beschossen.

Mitteilung des Deutschen Marinemuseums

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Nach Angaben der Taucher hatten schon andere Gruppen vergeblich versucht, das Wrack zu lokalisieren. Der Fund sei wie die "Erstbesteigung eines Bergs", sagte Scholz stolz.

Schiffswrack vor Plünderungen schützen

Die Koordinaten der Fundstelle hat die Gruppe der britischen Marine mitgeteilt. Ob die Daten bekanntgegeben werden, steht bisher nicht fest.
"Sobald die offizielle Identifizierung erfolgt ist, wird eine Entscheidung über die Veröffentlichung der Koordinaten getroffen werden", teilte die Royal Navy mit. Scholz sagte, der Gruppe liege daran, das Wrack vor Plünderungen zu schützen:

Unser Interesse ist, dass das Wrack so erhalten bleibt, wie es ist.

Steffen Scholz, Mitglied Expedition "Xplore"

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Hunderte Wracks mit teils gefährlicher Ladung

Pischyna ist fasziniert von Schiffswracks und deren Historie: "Wenn man dann abtaucht und die Spuren dieser Geschichte tatsächlich mit eigenen Augen sieht, wie etwa die Einschläge von Torpedos oder andere Beschädigungen, wird Geschichte auf eine ganz besondere Weise für mich wahr in diesem Moment."
Auf dem Grund der Nordsee liegen nach Angaben des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM) in Bremerhaven Hunderte Schiffs- und Flugzeugwracks; nicht zuletzt aufgrund der beiden Weltkriege. Sie sind nicht ganz ungefährlich: Das Forschungsprojekt "North Sea Wrecks" unter Leitung des DSM beschäftigte sich mit der Gefahr, die etwa durch Alt-Munition von ihnen ausgeht.
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