Animatroniks im Einsatz

Animatroniks im Einsatz

von Michael Leja
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Animatroniks – möglichst lebensecht aussehende, elektro-mechanisch bewegte Figuren – gibt es schon lange. Der Begriff kombiniert die englischen Wörter animation (= Lebhaftigkeit, Bewegung) und electronic (= Elektronik).

Berühmte Kino-Helden wie Godzilla, T-Rex und viele Figuren aus Jurassic Park waren Animatroniks. Die Realisation derartiger Kunstwesen wird im Fiktion-Bereich mittlerweile weitestgehend durch computergenerierte Bilder (CGI) übernommen. Animatroniks, gekoppelt mit ausgeklügelten Kamera-Systemen, in Tier-Dokumentationen einzusetzen, gilt hingegen als geradezu revolutionär.

Authentisch und unverfälscht

Der britische Tierfilmer, Regisseur und Produzent John Downer belauschte bereits in "Lions – Spy in the Den" (2000) das intime Rudelleben von Löwen mittels einer ferngesteuert fahrbaren, als Felsblock getarnten Kamera. Seither werden solche Kamera-Roboter auch "BoulderCam" (boulder = Felsblock) genannt. Downer verfeinerte seine BoulderCams für seine folgenden Produktionen weiter. So kamen schließlich in "Trek – Spy in the Wildebeest" (2007) als Schildkröte und Krokodil getarnte Kameras zum Einsatz. Downer bezeichnet solche Animatronik-Kameras als "Spy Creatures". Mit ihnen ist es ihm möglich, die Objektive hautnah bei den Tieren zu positionieren – auch in Bewegung. Dadurch entstehen ungewöhnliche Aufnahmen aus dem Blickwinkel der Beobachtungsobjekte – authentisch und nicht verfälscht durch eventuelle Störeffekte durch die Anwesenheit des Filmteams.
Mit "Spy in the Wild" (2017) hat John Downer in Zusammenarbeit mit dem Animatronic-Designer John Nolan die Entwicklung bislang auf die Spitze getrieben. John Nolan schuf für die vierteilige BBC-Sendereihe mehr als 30 verschiedene "Spy Creatures" – ultra-realistische Animatroniks, die optisch, olfaktorisch und manche auch akustisch von ihren lebendigen Pendants kaum zu unterscheiden sind. Intensive Bewegungsstudien gingen der Konstruktion voraus. Anschließend wurden das metallene Innenskelett und die Außenhaut hergestellt. Bis zu 36 Stellmotoren sorgen für die arttypischen Bewegungsweisen bis hin zur Gesichtsmimik.

Täuschend echt wirkende Tierroboter

Die Entwicklung einer einzigen "Spy Creature" nahm mehrere Monate in Anspruch. Am höchst entwickelten Animatronik, dem erwachsenen Orang-Utan in Lebensgröße, arbeiteten 12 bis 14 Spezialisten für Modellierung, Engineering, Programmierung, Mimik, Haut, Fell, Farbe etc. Manche der täuschend echt wirkenden Roboter konnten während der Dreharbeiten mit ihren lebendigen Artgenossen kommunizieren. Fast alle wurden von den Tieren zumindest nicht als störend wahrgenommen, oft sogar mit Interesse untersucht und manchmal anscheinend als Ihresgleichen akzeptiert. So entstanden einmalige Aufnahmen, die mit anderen Kameras nicht möglich gewesen wären.
Animatroniks
Na, wer hat sich denn da ins Bild geschlichen? Nicht nur echte Tiere, sondern auch andere Animatroniks, hier ein künstliches Strauß-Baby (Mitte), geraten schon mal vor die Linse ihrer Spion-Kollegen.
Quelle: BBC/ZDF

Animatroniks im Überblick
Präriehund-Animatronik
Wildhund-Welpen-Animatronik
Animatronik-Otter
Animatronik-Ara
Pinguin-Animatronik
Animatronik-Krokodil
Faultier-Animatronik
Straußen-Baby-Animatronik
Orang-Utan-Animatronik
Schildkröten-Animatronik
Grauhörnchen-Animatronik
Animatronik-Kuhreiher

Meet the spies

Die im Labor hergestellten Tier-Spione umfassen eine große Vielfalt von Tieren. Mehr als 30 Animatroniks kamen für die Doku-Reihe zum Einsatz.

Quelle: ZDF/BBC


Das ZDF zeigt mit "Spione im Tierreich" eine zweiteilige Kompilation mit den besten und überraschendsten Storys des BBC-Vierteilers "Spy in the Wild" von John Downer. Im ZDF-Zweiteiler sind auch einige Passagen aus dem Making-of-Film "Meet the Spies" zu sehen. Drei zusätzliche Outtakes stehen als Clips in der ZDFmediathek zur Verfügung.

Sendungen, Clips und Bilder zur Reihe

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