DFB-Frauen vor Viertelfinale gegen Frankreich: Nicht mehr Favorit

Vor EM-Viertelfinale:Bundestrainer Wück: Nicht mehr Favorit

von Frank Hellmann, Basel
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Bundestrainer Christian Wück sieht die DFB-Frauen für das EM-Viertelfinale gegen Frankreich in der Außenseiterrolle. Sara Däbritz und Franziska Kett können mit Einsätzen rechnen.

Klara Bühl blickte bei der Pressekonferenz voraus auf das Viertelfinale der DFB-Frauen gegen Frankreich.
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Es sind teilweise steile Treppen, die im St. Jakob-Park nach oben führen. Pressesprecherin Annette Seitz mag dann vielleicht ein bisschen außer Atem geraten, Bundestrainer Christian Wück dagegen wirkte am Freitag bei der DFB-Abschlusspressekonferenz weit weniger angestrengt.
Vor ihm liegt die erste richtig schwere Bergetappe seiner Amtszeit: Das EM-Viertelfinale Deutschland gegen Frankreich in Basel (Samstag, 21 Uhr/live im ZDF) wird für alle Protagonisten beim achtfachen Europameister zum Härtetest. Kann das deutsche Team wie früher fast auf Knopfdruck Widerstände überwinden?
Sjoeke Nüsken
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Däbritz soll Erfahrung einbringen

Wenig hielt Wück davon, immerzu die erfolgreiche Geschichte zu bemühen. Heute sei eine "neue Generation" am Werk. Aber vielleicht nicht zufällig erwähnte der 52-Jährige nun eben Sara Däbritz, die beim letzten EM-Sieg 2013 als einziges Kadermitglied schon dabei war.
Um die von ihm eingeforderte Kompaktheit herzustellen, bietet sich der Einsatz der Frankreich-Expertin an, die insgesamt sechs Jahre bei Paris St. Germain und Olympique Lyon gespielt hat. Mit ihren 109 Länderspielen ist die Mittelfeldallrounderin die erfahrenste deutsche Nationalspielerin.

Eine Woche Pause hat gutgetan

Die 30-Jährige weiß auch noch, dass vor zwölf Jahren ähnlicher Korrekturbedarf bestand. Die Vorrunde war so holprig verlaufen, dass es eine Mannschaftssitzung ohne die damalige Bundestrainerin Silvia Neid gab. So schlimm ist es unter Wück zwar nicht, aber auf ein Erweckungserlebnis hofft eben auch er nach der Lektion vom Letzigrund gegen Schweden (1:4) vor genau einer Woche.

Es war eine sehr lange Pause, aber sie war wichtig, um einerseits die Köpfe freizubekommen. Und dann war es auch gut, dass wir viel Zeit und Mühe in die Analyse gesteckt haben.

Christian Wück, Bundestrainer der DFB-Frauen

Man habe zusammen mit den Spielerinnen "sehr gute Lösungen" gefunden.
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Zwei starke Offensivreihen im Duell

Den vor Spielfreude und Selbstbewusstsein strotzenden Gegner erklärte der Bundestrainer kurzerhand zum Favoriten: "Wenn man auf die nackten Zahlen schaut, dann hatten die Französinnen neun Punkte in der Gruppenphase, wir sechs."
Der gebürtige Unterfranke warnte vor einem in der Offensive stark besetzten Gegner, der über "unheimliche Wucht und Schnelligkeit" verfüge:

Aber: Wir haben die gleichen Stärken bei uns. Es wird entscheidend sein, wer welche Offensive in den Griff bekommt.

Christian Wück, Bundestrainer der DFB-Frauen

Wück hält sich zur Taktik noch bedeckt

Erwartungsgemäß gab Wück keine näheren Einblicke in seine taktischen Gedankenspiele ("Das werden sie morgen auf dem Platz sehen"), aber dass er erneut eine Fünferkette als Option erwähnte, dürfte eine typische Nebelkerze gewesen sein.
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Denn zwischendrin merkte der Taktiker an: "Es ist wichtig, dass wir nicht alles über den Haufen werfen." Vermutet wird, dass beim Showdown im St. Jakob-Park vor 8.000 deutschen Fans unter den mehr als 34.000 Zuschauern die Viererkette personell neu gebaut wird, um sich für "Les Bleues" zu wappnen.

Extralob für Franziska Kett

Mit Kapitänin Giulia Gwinn (Innenbandverletzung) und Vertreterin Carlotta Wamser (Rotsperre) fehlen beide Rechtsverteidigerinnen. Dazu wirken die Temponachteile von Innenverteidigerin Rebecca Knaak zu gravierend, um die flinken Französinnen einzufangen.
Daher wird nicht nur Kathrin Hendrich bei ihrem siebten Turnier wieder in die Startelf rücken, sondern vermutlich dürfte auch Sarai Linder von links nach rechts wechseln. Dann würde Franziska Kett auf der Außenbahn beginnen, obwohl die 20-Jährige vom FC Bayern bei ihren drei Teilzeiteinsätzen im DFB-Team durchaus Schwächen verriet.

Wer übernimmt die rechte Seite?

Der Bundestrainer zählte lieber ihre Stärken auf: "Schnelligkeit, linker Fuß, Wille, Einsatzbereitschaft, Zweikampfverhalten." Nur: Hält eine EM-Debütantin dem großen Druck stand, als Randfigur ins Rampenlicht zu rücken?
Auf ihrer Seite spielt mit Delphine Cascarino zudem die beste Außenstürmerin der EM. Die 28-Jährige erzielte zwei Tore und bereitete zwei weitere Treffer vor - obwohl der französische Trainer Laurent Bonadei sie nur 133 EM-Minuten einsetzte. Da wird garantiert noch jemand am Spieltag auf deutscher Seite außer Atem geraten.

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