Fußball: Deutschland schlägt Frankreich nach großem Kampf

Elferkrimi gegen Frankreich:DFB-Frauen nach großem Kampf im Halbfinale

von Jens Bednarek
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Die deutschen Fußballerinnen haben bei der EM in der Schweiz das Halbfinale erreicht. Nach einem wahren Krimi schaltete das DFB-Team Frankreich im Elfmeterschießen aus.

Ann-Katrin Berger jubelt
Trotz langer Unterzahl und eines verschossenen Elfmeters: Deutschland schlägt Frankreich in einem epischen Spiel im Elfmeterschießen. Im Halbfinale wartet Spanien.20.07.2025 | 10:06 min
Großartiger Kampf mit glücklichem Ende: Die DFB-Frauen haben bei der Fußball-EM in der Schweiz das Halbfinale erreicht. Gegen Frankreich siegte Deutschland nach über 100 Minuten in Unterzahl im Elfmeterschießen mit 6:5, Ann-Katrin Berger parierte zwei Schüsse. Nach 90 und 120 Minuten hatte es 1:1 gestanden.

Man hat über weite Strecken nicht gemerkt, dass wir eine weniger waren. Ich bin unglaublich stolz.

DFB-Kapitänin Janina Minge

Neben Torfrau Berger, die zum fünften Elfmeter antrat, verwandelten auch Janina Minge, Linda Dallmann, Rebecca Knaak, Klara Bühl und Sjoeke Nüsken. Berger parierte gegen Amel Majri und Alice Sombath. Sara Däbritz vergab als einzige Deutsche.
In der Runde der letzten Vier trifft Deutschland am Mittwoch (21 Uhr) auf Spanien. Im ersten Halbfinale am Dienstag messen sich Titelverteidiger England und Italien (live im ZDF ab 20:15 Uhr).

DFB-Frauen nehmen Kampf an

Bundestrainer Christian Wück setzte im Vergleich zum 1:4 gegen Schweden auf drei neue Spielerinnen und eine veränderte Taktik. Giovanna Hoffmann begann anstelle von Lea Schüller als zentrale Spitze. Kathrin Hendrich ersetzte die rotgesperrte Carlotta Wamser, Franziska Kett stand für Laura Freigang in der Startelf. Statt im 4-2-3-1 formierte sich die Elf in einem 5-4-1 mit den zentralen Verteidigerinnen Rebecca Knaak, Minge und Hendrich. Kett übernahm die linke Schiene, Sarai Linder rückte nach rechts.
Linder sorgte für die erste Schrecksekunde in Basel, als sie einem Zusammenprall mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen blieb. Nach fünf Minuten Behandlungspause konnte sie zunächst weiterspielen. Deutschland überstand die Unterzahl schadlos.

Hendrich mit Rot vom Feld

Der nächste Schock kam schnell: Hendrich zog Griedge Mbock im deutschen Strafraum an den Haaren. Schiedsrichterin Tess Olofsson blieb nach Ansicht der Videobilder keine Wahl: Strafstoß und Rot für die DFB-Abwehrspielerin. Grace Geyoro verwandelte mit etwas Dusel (15.).
Die deutsche Torhüterin Ann-Katrin Berger schießt.
Das Elfmeterschießen zwischen Deutschland und Frankreich im Viertelfinale der Fußball-EM der Frauen in voller Länge.20.07.2025 | 12:45 min
Mit dem 0:1 und dem Platzverweis war der deutsche Matchplan früh über den Haufen geworfen, zumal Linder doch noch vom Feld musste, für sie kam Sophia Kleinherne. Alle, die zu diesem Zeitpunkt schon einen Abgesang auf die deutsche Elf auf den Lippen hatten, waren aber zu früh dran: Sjoeke Nüsken köpfte einen Eckball von Klara Bühl zum Ausgleich ins Netz (25.).

Ich bin fix und fertig. Das war eine unfassbare kämpferische Leistung.

Bundestrainer Christian Wück

Das deutsche Team kämpfte leidenschaftlich und machte Frankreich das Leben schwer. Delphine Cascarino ließ die Fans in der 40. Minute jubeln, doch sie stand bei ihrem Hacken-Treffer hauchzart im Abseits (40.). Viel mehr gelang den Französinnen in der Offensive nicht, es ging mit 1:1 in die Kabinen.

VAR hilft Deutschland

Auch im zweiten Durchgang prägten Fouls und Spielunterbrechungen das Bild, begünstigt durch Olofssons recht kleinliche Regelauslegung. Bei allem defensiven Einsatz mangelte es der deutschen Elf an Entlastungsangriffen, die wenigen Ballbesitzphasen waren zu kurz zum Durchschnaufen. So wuchs der Druck auf Ann-Katrin Bergers Kasten beständig.
Deutschlands Spielerinnen jubeln über den Sieg.
Das Viertelfinale Frankreich - Deutschland in voller Länge - inklusive Interviews und Analysen.19.07.2025
Einen Schuss von Cascarino entschärfte die deutsche Torhüterin (56.), kurz danach war sie aber geschlagen - vermeintlich: Einen Kopfball von Marie-Antoinette Katoto konnte Berger nur abprallen lassen, Geyoro staubte erfolgreich ab. Olofsson nahm den Treffer nach einem Blick auf den VAR-Monitor aber zurück: Maelle Lakrar hatte bei Katotos Kopfball im Abseits gestanden und dann aktiv ins Geschehen eingegriffen, indem sie zum Ball ging und so verhinderte, dass Berger die Kugel aufnehmen konnte (60.).

Nüsken vergibt Elfmeter

Wenig später war es Nüsken, die der Geschichte der verschossenen Elfmeter bei diesem Turnier ein weiteres Kapitel anfügte: Bei einem der seltenen deutschen Angriffe wurde Jule Brand von Selma Bacha im Strafraum zu Fall gebracht. Pauline Peyraud-Magnin wehrte Nüskens schwachen Schuss ab - die Riesenchance zur Führung war dahin (69.).
Immerhin gelang es den DFB-Frauen nun, das Geschehen wieder weiter weg vom eigenen Tor zu halten. Auch für die Französinnen ging das Spiel an die Substanz, zumal sich ein Hauch Frustration einzuschleichen schien. Das deutsche Team überstand auch eine letzte Druckphase in den Schlussminuten der regulären Spielzeit - es folgte die Verlängerung.

Bergers Glanzparade in der Verlängerung

In den 30 zusätzlichen Minuten legte das DFB-Team den Fokus erfolgreich auf die Abwehrarbeit. Und wenn doch mal ein Ball aufs Tor kam, war Berger zur Stelle: Minge fälschte eine Flanke per Kopf in Richtung eigenes Gehäuse ab und zwang die deutsche Schlussfrau zu einer Glanzparade (104.).
Das Halbfinale der Frauen-EM: Deutschland gegen Spanien
Im Halbfinale bei der Fußball-EM 2025 treffen Deutschland und Spanien aufeinander. Alle Tore der beiden Teams bei der EM im Überblick. 19.07.2025 | 8:33 min
Die deutschen Frauen stemmten sich mit letztem Einsatz gegen die Niederlage, überstanden noch die eine oder andere kritische Situation - Melvine Malard traf Sekunden vor dem Abpfiff die Latte - und retteten sich ins Elfmeterschießen. Und da wurde Berger endgültig zur Heldin.
Zwei Wermutstropfen musste Wück allerdings schlucken: Ob Linder gegen Spanien fit sein wird, scheint zumindest fraglich. Nüsken wird das Halbfinale gelbgesperrt auf jeden Fall verpassen. "Mal schauen, ob wir noch elf Spielerinnen aufstellen können", scherzte der Bundestrainer nach dem Spiel. "Aber ich kann versprechen, dass wir den Spanierinnen einen heißen Tanz liefern werden."

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